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1Sechster Abschnitt.470
2Wirkungen der anziehenden Kraft
3bey flüssigen Körpern.
4§. 180.
5Wenn man einen Körper in ein Fluidum taucht,
6so zieht man ihn naß heraus.
7Quecksilber wird vom Glas erstaunlich angezogen. Wenn man
8z.B. Quecksilber auf eine Glasplatte wie Thau streuet, und die
9Platte umwendet, so fallen die Tröpfchen nicht herab. Allein
10freylich die Quecksilbertheile hängen untereinander viel stärker
11zusammen – man kann Quecksilber bequem in einem Flor halten
12– als mit der Oberfläche einer Glasröhre oder des Fingers, den
13man hinein taucht. Daher werden dann diese vom Quecksilber
14nicht naß gemacht. Aber daß im Allgemeinen das Quecksilber
15wirklich vom Glase angezogen werde, ist unbestreitbar, und |
16kann noch durch folgende Versuche bestätiget werden.471
17Erstens mit der hydrostatischen Waage. An dem Schenkel, an
18dem sonst der Wiegkorb hängt, hänge man eine fein geschlif-
19fene Glasplatte – in deren Mitte in dieser Absicht ein Stückchen
20Holz mit einem Häckchen angeklebt ist – und bringe sie mit dem
21andern Schenkel in Gleichgewicht. Nun stelle man eine Schale
22mit Quecksilber darunter, und lasse die Platte die Oberfläche
23desselben so dicht berühren, daß man sich darin, wie in einem
24Spiegel, sehen kann. Man wird ein paar Unzen an Gewicht in die
25Schale des andern Schenkels der Waage legen müssen, ehe sich die
26Glasplatte von dem Quecksilber losreißt. Bey dem Lichtenber-
27gischen Versuche betrug die Fläche der Glasplatte 4 Quadratzoll,
28und es müßten 2 Unzen | und 2 Drachmen nachgelegt werden. –472
29Man sagt gewöhnlich, dieses rühre von dem Druck der Luft her.
30Allein Morveau hat auch im Vakuo Versuche gemacht, und 9
31Drachmen zulegen müssen, ehe die Platte sich vom Quecksilber
32trennte.
33Ein anderer Versuch hierüber kann mit dem Barometer ange-
34stellt werden. Wenn man es sachte umwendet, so bleibt oben ein
35Stück Quecksilber hängen, und zwar zuweilen ganze Nächte lang.
36Bekanntlich aber kann das Quecksilber nur 28 Zoll hoch stehen.