Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 31

Band 3 - I. Einleitung in die Naturlehre - Heffte

183081
183083
3
0
1 Demnach wäre also Natur in materieller Bedeutung, der Inbegrif
2 aller Dinge in so fern sie bloß Gegenstände unserer Sinne | 50r = 2sind,
3 der sinnlichen Natur, (der empirischen Natur), mit einem Wort,
4 der Sinnenwelt58
5 Natur in formaler Bedeutung ist nicht mehr der bloße Stoff, son-
6 dern begreift Art des Daseyns der Gegenstände der Sinnenwelt;
7 das Wie und auf was Weise sie da sind.59
8 Nach dieser Voraussetzung wäre also Naturwissenschafft im all-
9 gemeinsten Sinn des Worts: die Wissenschafft von der Sinnen-
10 Welt und der Art ihres Daseyns.
11 In materialer Bedeutung sagt man z. B. die Schönheiten der Na-
12 tur, Gott der Urheber der Natur.
13 In formaler redet man von der Natur des Feuers, des Lichtes
14 u. s. w.
15 Allein so bald wir von einer Sinnen Welt und Gegenständen der
16 Sinne sprechen, so muß man deutlich wissen was wir unter Sin-
17 nen verstehen.
18 Sinn, oder Sinnlichkeit überhaupt ist das Vermögen unseres Ge-
19 müthes von Gegenständen, von welchen hier die Rede ist, afficirt
20 zu werden und Vorstellungen von ihnen zu empfangen.60
21 Bey diesem Vermögen, diesen Anlagen unseres | 51r = 3Gemüthes hat
22 man schon längst und mit Recht zwey Arten unterschieden, ei-
23 nen äusseren und einen innern Sinn.
24 Die Gegenstände des äussern Sinnes, wohin unsere sogenannten
25 5 Sinne gehören, die eigentlich bloße Modification des selben
26 Sinnes sind, heißen Körper61
27 Der Gegenstand des innern Sinnes, sind wir selbst, unser Ge-
28 müth. Der innere Sinn ist das Vermögen einer Empfindung des
29 Zustandes unserer Seele, die durch äussern Eindruck in uns ent-
30 standen ist. z. B. das Gefühl, wie man es metaphorisch zu nen-
31 nen pflegt der Aufmercksamkeit62

Textkritischer Kommentar

31 2  bloß]
31erg. LB
textkritik 189948
645112 183082 3
31 3  (der empirischen Natur)]
31Klammern erg., darüber mit hellerer Tinte (von Kries?) erg. not yet
textkritik 189949
645113 183082 3
31 4  Sinnenwelt]
31doppelt unterstr.
textkritik 189950
645114 183082 3
31 6  begreift]
31für die
textkritik 189952
645116 183082 3
31 7  sie da sind]
31erg.
textkritik 189953
645117 183082 3
31 11 – 14 
31erg. auf vorigem Bl. 49v
textkritik 189955
645119 183082 3
31 15 – 16  und … Sinne]
31erg.
textkritik 189956
645120 183082 3
31 18  Sinn, oder]
31für Die Sinne, oder besser
textkritik 189957
645121 183082 3
31 18 – 19  Gemüthes]
31danach gestr. oder, wenn man will, der Seele
textkritik 189958
645122 183082 3
31 20  empfangen]
31für erhalten
textkritik 189959
645123 183082 3
31 21  Bey diesem]
31für 1: Dieses 2: In diesem
textkritik 189961
645125 183082 3
31 22  zwey]
31für in ein äuss
textkritik 189962
645126 183082 3
31 22 – 23  einen]
31davor gestr. und so
textkritik 189963
645127 183082 3
31 26  Körper]
31doppelt unterstr.
textkritik 189964
645128 183082 3
31 31  der]
31für unserer
textkritik 189966
645130 183082 3

Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

451 58 
451 „Natur ist […] in materieller Bedeutung […] der Inbegriff aller Dinge, so fern sie Gegenstände unserer Sinne und Erfahrung seyn können: sinnliche, empirische Natur, Sinnenwelt.“ (C. C. E. Schmid, Wörterbuch 1788, §S. 257.)
anmerkung 189951
645115 183082 3
451 59 
451 „das Wort Natur blos in formaler Bedeutung genommen [bedeutet] das erste, innere Princip alles dessen […], was zum Daseyn eines Dinges gehört­.“ (Ebd., C. C. E. Schmid, Wörterbuch 1788, §S. 257.)
anmerkung 189954
645118 183082 3
451 60 
451 Sinn, Sinnlichkeit ist „nach Kant das Vermögen der Seele, von den Dingen modificirt, afficirt zu werden, und dadurch Eindrücke, Vorstellungen von den Dingen zu empfangen.“ (Ebd., C. C. E. Schmid, Wörterbuch 1788, §S. 318.)
anmerkung 189960
645124 183082 3
451 61 
451 „Cörper […] ist […] in empirischer Bedeutung: was im Raume erscheint, eine äußere Erscheinung, ein Gegenstand des äußern Sinnes.“ (Ebd., C. C. E. Schmid, Wörterbuch 1788, §S. 110.)
anmerkung 189965
645129 183082 3
451 62 
451 Innerer Sinn, „innere Sinnlichkeit […] ist […] das anschauende Bewußtseyn derjenigen Modificationen, welche in den äussern Eindrücken durch uns selbst entstanden sind. Z. B. das Gefühl der Aufmerksamkeit; das Vermögen innerer Empfindungen von dem Zustande der Seele.“ (Ebd., C. C. E. Schmid, Wörterbuch 1788, §S. 319.)
anmerkung 189967
645131 183082 3

Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 183082 Verzeichnis der edierten Handschriften ~ NL VII A 12 ~ Bl. 50. 29883 3 31 2 50r siehe Gesamtregister.
0 183082 Verzeichnis der edierten Handschriften ~ NL VII A 12 ~ Bl. 51. 29884 3 31 21 51r siehe Gesamtregister.
0 183082 Sachregister ~ Körper ~ Gegenstände der äußeren Sinne. 16958 3 31 26 lichtenberg Körper siehe Gesamtregister.
0 183082 Sachregister ~ Natur ~ Definition nach Kant. 3883 3 31 1-7 lichtenberg 1 Demnach wäre also Natur in materieller Bedeutung , der Inbegrif aller Dinge in so fern sie bloß Gegenstände unserer Sinne | 50r = 2 sind, der sinnlichen Natur, (der empirischen Natur), mit einem Wort, der Sinnenwelt 58 Natur in formaler Bedeutung ist nicht mehr der bloße Stoff, son- dern begreift Art des Daseyns der Gegenstände der Sinnenwelt; das Wie und auf was Weise sie da sind. siehe Gesamtregister.
0 183082 Sachregister ~ Philosophie, neue (Kant) ~ Anfangsgründe der Naturwissenschaft. 16952 3 31 1-31 lichtenberg 1 1 Demnach wäre also Natur in materieller Bedeutung , der Inbegrif aller Dinge in so fern sie bloß Gegenstände unserer Sinne | 50r = 2 sind, der sinnlichen Natur, (der empirischen Natur), mit einem Wort, der Sinnenwelt 58 Natur in formaler Bedeutung ist nicht mehr der bloße Stoff, son- dern begreift Art des Daseyns der Gegenstände der Sinnenwelt; das Wie und auf was Weise sie da sind. 59 Nach dieser Voraussetzung wäre also Naturwissenschafft im all- gemeinsten Sinn des Worts: die Wissenschafft von der Sinnen- Welt und der Art ihres Daseyns . In materialer Bedeutung sagt man z. B. die Schönheiten der Na- tur, Gott der Urheber der Natur. In formaler redet man von der Natur des Feuers, des Lichtes u. s. w. Allein so bald wir von einer Sinnen Welt und Gegenständen der Sinne sprechen, so muß man deutlich wissen was wir unter Sin- nen verstehen. Sinn, oder Sinnlichkeit überhaupt ist das Vermögen unseres Ge- müthes von Gegenständen, von welchen hier die Rede ist, afficirt zu werden und Vorstellungen von ihnen zu empfangen. 60 Bey diesem Vermögen, diesen Anlagen unseres | 51r = 3 Gemüthes hat man schon längst und mit Recht zwey Arten unterschieden, ei- nen äusseren und einen innern Sinn. Die Gegenstände des äussern Sinnes , wohin unsere sogenannten 5 Sinne gehören, die eigentlich bloße Modification des selben Sinnes sind, heißen Körper 61 Der Gegenstand des innern Sinnes , sind wir selbst, unser Ge- müth. Der innere Sinn ist das Vermögen einer Empfindung des Zustandes unserer Seele, die durch äussern Eindruck in uns ent- standen ist. z. B. das Gefühl, wie man es metaphorisch zu nen- nen pflegt der Aufmercksamkeit 62 siehe Gesamtregister.
0 183082 Sachregister ~ Sinnenwelt. 16944 3 31 4 lichtenberg Sinnenwelt siehe Gesamtregister.
0 183082 Sachregister ~ Sinnenwelt. 16944 3 31 6 lichtenberg Sinnenwelt siehe Gesamtregister.
0 183082 Sachregister ~ Naturwissenschaft ~ Definition ~ nach Kant. 16947 3 31 8 lichtenberg Naturwissenschafft siehe Gesamtregister.
0 183082 Sachregister ~ Sinne ~ Sinnlichkeit (Vorstellungsvermögen). 16957 3 31 15-31 lichtenberg 1 Allein so bald wir von einer Sinnen Welt und Gegenständen der Sinne sprechen, so muß man deutlich wissen was wir unter Sin- nen verstehen. Sinn, oder Sinnlichkeit überhaupt ist das Vermögen unseres Ge- müthes von Gegenständen, von welchen hier die Rede ist, afficirt zu werden und Vorstellungen von ihnen zu empfangen. 60 Bey diesem Vermögen, diesen Anlagen unseres | 51r = 3 Gemüthes hat man schon längst und mit Recht zwey Arten unterschieden, ei- nen äusseren und einen innern Sinn. Die Gegenstände des äussern Sinnes , wohin unsere sogenannten 5 Sinne gehören, die eigentlich bloße Modification des selben Sinnes sind, heißen Körper 61 Der Gegenstand des innern Sinnes , sind wir selbst, unser Ge- müth. Der innere Sinn ist das Vermögen einer Empfindung des Zustandes unserer Seele, die durch äussern Eindruck in uns ent- standen ist. z. B. das Gefühl, wie man es metaphorisch zu nen- nen pflegt der Aufmercksamkeit 62 siehe Gesamtregister.
0 183082 Sachregister ~ Seele ~ Gegenstand der inneren Sinne. 16960 3 31 29 lichtenberg Seele siehe Gesamtregister.
0 183082 645115 Personenregister ~ Schmid, Carl Christian Erhard ~ Schriften ~ Wörterbuch zum leichtern Gebrauch der Kantischen Schriften (1788). 7596 3 451 58 C. C. E. Schmid, Wörterbuch 1788 siehe Gesamtregister.
0 183082 645118 Personenregister ~ Schmid, Carl Christian Erhard ~ Schriften ~ Wörterbuch zum leichtern Gebrauch der Kantischen Schriften (1788). 7596 3 451 59 Ebd. siehe Gesamtregister.
0 183082 645124 Personenregister ~ Schmid, Carl Christian Erhard ~ Schriften ~ Wörterbuch zum leichtern Gebrauch der Kantischen Schriften (1788). 7596 3 451 60 Ebd. siehe Gesamtregister.
0 183082 645129 Personenregister ~ Schmid, Carl Christian Erhard ~ Schriften ~ Wörterbuch zum leichtern Gebrauch der Kantischen Schriften (1788). 7596 3 451 61 Ebd. siehe Gesamtregister.
0 183082 645131 Personenregister ~ Schmid, Carl Christian Erhard ~ Schriften ~ Wörterbuch zum leichtern Gebrauch der Kantischen Schriften (1788). 7596 3 451 62 Ebd. siehe Gesamtregister.
183069528f86b0c94a8013475299
183069528f86b0ce235239006201
1433346764208

Abbildungen

Digitalisate

< 018308233101handschriftVNat_3VII-A-12-049r.jpg49r = 1 VII A 12, 49r = 1 >
0183082331201handschriftVNat_3VII-A-12-050r.jpg50r = 2 VII A 12, 50r = 2
01830823312101handschriftVNat_3VII-A-12-051r.jpg51r = 3 VII A 12, 51r = 3
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