Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 32

Band 3 - I. Einleitung in die Naturlehre - Heffte

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0
1 Es giebt also unter dieser Voraussetzung eine zwiefache Sinnen-
2 Welt, eine für den äusseren und eine für den inneren Sinn.
3 Die Wissenschafft von jener heißt Physik im strengsten Ver-
4 stand
5 Von dieser Psychologie
6 Hier stehen wir also an einem großen Scheideweg wo sich die
7 Naturwissenschafften trennt, in eigentliche Physik und Psycholo-
8 gie |
9 52r = 4Die lezte lassen wir gantz liegen, und halten uns allein an die Er-
10 ste.
11 So wäre also in diesem eingeschränckten Sinn, Naturwissen-
12 schafft, die Wissenschafft von der Körperwelt und der Art ihres
13 Daseyns. Herr Erxleben nennt sie die Wissenschafft von den
14 Eigenschafften­ und Kräfften der Körper §. 1.
15 Aber diese Definition enthält noch ein unerklärtes Wort, dessen
16 Erklärung nichtsdestoweniger für unser Absicht zumal von gro-
17 ßer Wichtigkeit ist. – Nämlich was ist Wissenschafft? Hier giebt
18 es wieder so etwas wie einen Scheideweg.
19 Wissenschafft nennt man überhaupt eine systematische, das
20 heißt nach Principien geordnete Erkenntniß.63 Nun aber können
21 diese Principien von zwifacher Art seyn
22 1)Principien a priori
23 2)a posteriori
24 a priori heißen diejenigen Principien, die sich unmittelbar auf
25 unser­ Vermögen zu dencken selbst gründen. Diese allein geben
26 Allgemeinheit und apodicktische Gewißheit | 53r = 5denn wir sind das
27 empfindende, denckende und schließende Wesen
28 1)ausgerüstet mit einer Sinnlichkeit das ist mit einer Anlage Ein-
29 drücke zu empfangen
30 2)mit einem Verstande diese Eindrücke nach gewissen Gesetzen
31 zu Begriffen zu verbinden, und
32 3)mit einer Vernunfft diese Begriffe zu einem Gantzen zu ordnen
33 und Schlüsse zu machen.

Textkritischer Kommentar

32 6  wo sich die]
32für der
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32 13 – 14  Herr … §. 1.]
32erg.
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32 16  Absicht zumal]
32für Collegium
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32 19  überhaupt]
32erg.
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32 22 
32davor gestr. 1) a priori, die sich auf unser Vermögen zu dencken selbst
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32 32  zu ordnen]
32davor gestr. zu verbinden und
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Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

451 63 
451 „Wissenschaft […] überhaupt; ein systematisches, d. i. nach Principien geordnetes Erkenntniß; diese Principien mögen übrigens empirisch oder a priorisch seyn.“ (Ebd., C. C. E. Schmid, Wörterbuch 1788, §S. 596.)
anmerkung 189972
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Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 183083 Verzeichnis der edierten Handschriften ~ NL VII A 12 ~ Bl. 52. 29885 3 32 9 52r siehe Gesamtregister.
0 183083 Verzeichnis der edierten Handschriften ~ NL VII A 12 ~ Bl. 53. 29886 3 32 26 53r siehe Gesamtregister.
0 183083 Verweise ~ Kompendium ~ § 1. 29691 3 32 14 lichtenberg §. 1. siehe Gesamtregister.
0 183083 Personenregister ~ Erxleben, Johann Christian Polykarp ~ Schriften ~ Anfangsgründe der Naturlehre ~ Def. der Naturlehre. 16965 3 32 13 lichtenberg Erxleben siehe Gesamtregister.
0 183083 Sachregister ~ Mensch ~ das empfindende, denkende und schließende Wesen. 16968 3 32 26-27 lichtenberg wir sind das empfindende, denckende und schließende Wesen siehe Gesamtregister.
0 183083 Sachregister ~ Naturlehre ~ Definition. 5521 3 32 13-14 lichtenberg die Wissenschafft von den Eigenschafften­ und Kräfften der Körper siehe Gesamtregister.
0 183083 Sachregister ~ Physik ~ Definition nach Kant. 16962 3 32 3 lichtenberg Physik siehe Gesamtregister.
0 183083 Sachregister ~ Physik ~ Definition nach Kant. 16962 3 32 11-13 lichtenberg So wäre also in diesem eingeschränckten Sinn, Naturwissen- schafft, die Wissenschafft von der Körperwelt und der Art ihres Daseyns . siehe Gesamtregister.
0 183083 Sachregister ~ a priori ~ Prinzipien. 16967 3 32 24-27 lichtenberg a priori heißen diejenigen Principien, die sich unmittelbar auf unser­ Vermögen zu dencken selbst gründen. Diese allein geben Allgemeinheit und apodicktische Gewißheit  | 53r = 5 denn wir sind das empfindende, denckende und schließende Wesen siehe Gesamtregister.
0 183083 Sachregister ~ Philosophie, neue (Kant) ~ Anfangsgründe der Naturwissenschaft. 16952 3 32 1-33 lichtenberg 1 1 Es giebt also unter dieser Voraussetzung eine zwiefache Sinnen- Welt , eine für den äusseren und eine für den inneren Sinn. Die Wissenschafft von jener heißt Physik im strengsten Ver- stand Von dieser Psychologie Hier stehen wir also an einem großen Scheideweg wo sich die Naturwissenschafften trennt, in eigentliche Physik und Psycholo- gie   | 52r = 4 Die lezte lassen wir gantz liegen, und halten uns allein an die Er- ste. So wäre also in diesem eingeschränckten Sinn, Naturwissen- schafft, die Wissenschafft von der Körperwelt und der Art ihres Daseyns . Herr Erxleben nennt sie die Wissenschafft von den Eigenschafften­ und Kräfften der Körper §. 1. Aber diese Definition enthält noch ein unerklärtes Wort, dessen Erklärung nichtsdestoweniger für unser Absicht zumal von gro- ßer Wichtigkeit ist. – Nämlich was ist Wissenschafft? Hier giebt es wieder so etwas wie einen Scheideweg. Wissenschafft nennt man überhaupt eine systematische, das heißt nach Principien geordnete Erkenntniß. 63 Nun aber können diese Principien von zwifacher Art seyn 1) Principien a priori 2) a posteriori a priori heißen diejenigen Principien, die sich unmittelbar auf unser­ Vermögen zu dencken selbst gründen. Diese allein geben Allgemeinheit und apodicktische Gewißheit  | 53r = 5 denn wir sind das empfindende, denckende und schließende Wesen 1) ausgerüstet mit einer Sinnlichkeit das ist mit einer Anlage Ein- drücke zu empfangen 2) mit einem Verstande diese Eindrücke nach gewissen Gesetzen zu Begriffen zu verbinden, und 3) mit einer Vernunfft diese Begriffe zu einem Gantzen zu ordnen und Schlüsse zu machen. siehe Gesamtregister.
0 183083 Sachregister ~ Wissenschaften ~ Definition nach Kant. 16966 3 32 19-20 lichtenberg Wissenschafft nennt man überhaupt eine systematische, das heißt nach Principien geordnete Erkenntniß. siehe Gesamtregister.
0 183083 Sachregister ~ Sinnenwelt ~ zweifach. 16961 3 32 1-2 lichtenberg zwiefache Sinnen- Welt siehe Gesamtregister.
0 183083 Sachregister ~ Sinne ~ Sinnlichkeit (Vorstellungsvermögen) ~ Ausstattung des Gemüts. 16971 3 32 28 lichtenberg Sinnlichkeit siehe Gesamtregister.
0 183083 Sachregister ~ Psychologie ~ Definition nach Kant. 16964 3 32 5 lichtenberg Psychologie siehe Gesamtregister.
0 183083 Sachregister ~ Gemüt (Selbst) ~ Ausstattung. 16970 3 32 28-33 lichtenberg 1 1) ausgerüstet mit einer Sinnlichkeit das ist mit einer Anlage Ein- drücke zu empfangen 2) mit einem Verstande diese Eindrücke nach gewissen Gesetzen zu Begriffen zu verbinden, und 3) mit einer Vernunfft diese Begriffe zu einem Gantzen zu ordnen und Schlüsse zu machen. siehe Gesamtregister.
0 183083 Sachregister ~ Verstand ~ Ausstattung des Gemüts. 16973 3 32 30 lichtenberg Verstande siehe Gesamtregister.
0 183083 Sachregister ~ Vernunft ~ Ausstattung des Gemüts. 16975 3 32 32 lichtenberg Vernunfft siehe Gesamtregister.
0 183083 645136 Personenregister ~ Schmid, Carl Christian Erhard ~ Schriften ~ Wörterbuch zum leichtern Gebrauch der Kantischen Schriften (1788). 7596 3 451 63 Ebd. siehe Gesamtregister.
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Abbildungen

Digitalisate

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0183083332901handschriftVNat_3VII-A-12-052r.jpg52r = 4 VII A 12, 52r = 4
01830833322601handschriftVNat_3VII-A-12-053r.jpg53r = 5 VII A 12, 53r = 5
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