Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 62

Band 3 - I. Einleitung in die Naturlehre - Heffte

183112
183114
3
0
1 I, es ist ja Wahr würde der andere Sagen, Nun das will ich Dir
2 sagen: Je höher man kömt desto kälter wird es, im Sommer
3 höher­ destillirt.
4 Dieses Beyspiel habe ich erdichtet.158 Ich halte es also für meine
5 Schuldig[keit]
6 1.Fische leben im Wasser, daher sehr wässriger Natur
7 das ist der Stein nicht, also da blos Wasser im Wasser pp
8 2)Der Stein hat keine Finnen.159
9 Will ich weiter gehen als mir diese Induction verstattet das heißt
10 will ich selbst die Ursachen dieser Gesetze angeben, so kan man
11 es freylich thun, allein man muß bedencken, daß das schon nicht
12 mehr eigentliche Physic ist, es liegt darüber hinaus, und die Ge-
13 fahr sich in leere und unnütze Traume zu verliehren ist sehr
14 groß.
15 Indessen giebt es Grade der Allgemeinheit unter diesen Gesetzen
16 und es kan vielleicht manches darunter noch auf ein allgemeine-
17 res und einfacheres zurückgebracht [werden], was andere schon
18 als Einfach an erkennen. Ursache der Schwere. Dem Philosophen
19 wie dem Chemiker
20 Erxleben §. 8. p. 5.
21 Zuweilen ist die Ursache einer solchen einfachen Begebenheit in
22 der Natur oder Ihr Zusammenhang mit den bekannten Natur-
23 gesetzen sehr verborgen. Ist dieses so nimmt man eine Erklärung
24 davon an, eine solche angenommene Erklärung pflegt man eine
25 Hypothese zu nennen. Ist sie einfach, das ist, sind der erdichteten
26 Umstände nicht zu viele und zu unwahrscheinliche; Sie ist auch
27 desto wahrscheinlicher je mehr sie erklärt natürlich weil die
28 wahre Ursache alle Umstände erklären würde. widerspricht sie in
29 ihren Voraussetzungen keinem Gesetze der Natur, sondern viel-
30 mehr dem übrigen, was wir in der Natur bemercken schon ana-
31 log, so haben dergleichen Hypothesen ein[en] sehr großen Nut-
32 zen. Sie legen einen Plan an zur Erforschung der Wahrheit. Ist
33 das Gewitter eine elektrische Wolcke, so muß sich diese Elektri-
34 cität auch auf andere weiße darthun lassen.(132)

Textkritischer Kommentar

61 22 – 62,8  Fontenelle … Finnen.]
61Einschub von Bl. 65v
textkritik 190318
645482 183113 3 1
62 4 – 5 
62erg.
textkritik 190324
645488 183113 3
62 10 – 11  kan … thun]
62für ist dieses verstattet
textkritik 190327
645491 183113 3
62 18 – 19  Dem … Chemiker]
62erg., Unterstr. doppelt
textkritik 190328
645492 183113 3
62 20  Erxleben]
62doppelt unterstr.
textkritik 190329
645493 183113 3
62 20 
62erg., Unterstr. doppelt, p. 5. LB
textkritik 190330
645494 183113 3
62 21  einer … Begebenheit]
62für der <Begenb> Begebenheiten
textkritik 190331
645495 183113 3
62 26 – 28  Sie … würde.]
62erg. am unteren Rand
textkritik 190332
645496 183113 3
62 29 – 30  sondern vielmehr]
62für ist sie
textkritik 190333
645497 183113 3

Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

463 (132) 
463 57,5 – 58,23, hier teilweise als erledigt gestrichen, ist eine ältere Fassung von Nr. 17.
anmerkung 190263
645427 183113 3 1
466 158 
466 Dieses von L. erfundene Beispiel fruchtloser Erklärungssucht (frühere Fassungen vom 19.5.1783 in VN G 1, §Bl. 2r, vom 3.11.1783 in NL VII F 1, §Bl. 4r – v) gibt Gamauf (1, §S. 30 f.) fast wörtlich wieder, nur heißt es bei ihm am Ende: „Im Winter hat die Sonne wenig Wirkung: da werden die Dünste nicht hoch genug getrieben, es schneit also. Hingegen im Sommer da steigen sie sehr hoch, nun ist es oben so unbändig kalt, da frieren sie also zusammen und fallen als Hagel herunter.“
anmerkung 190325
645489 183113 3
466 159 
466 Dies bezieht sich auf ein „wahres Exempel“, das L. in der Vorlesung brachte (bereits am 3.11.1783, vgl. NL VII F 1, Bl. 4v – 5r) und das Gamauf (1, §S. 31 – 34) aufgezeichnet hat: König Georg II. hieß drei Hofleute, die physikalische Vorlesungen gehört hatten, das folgende Problem lösen: Wenn man in eine Tonne von 20 Pfund Gewicht, gefüllt mit 20 Pfund Wasser, einen Stein von 10 Pfund wirft, wiegt alles zusammen 50 Pfund. Wirft man aber an Stelle des Steines einen Fisch von 10 Pfund ins Wasser, so bleibt es bei 40 Pfund. Der erste Befragte erklärt das Phänomen mit der im Unterschied zu Steinen wässrigen Natur der Fische, die soviel Wasser aufnehmen, wie sie selbst wiegen; der zweite behauptet, daß Fische, weil sie im Wasser schwimmen, auch nicht schwer sind, während der Stein, der keine Finnen hat (Finnen heißen die Rückenflossen großer Fische) zu Boden sinkt und daher schwer ist. Nur der Dritte besteht darauf, den Versuch zu sehen (der die Behauptung des Königs ad absurdum führen würde).
anmerkung 190326
645490 183113 3

Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 183113 645489 Verweise ~ Vorlesungsnotizen ~ [Büchelgen H] ~ Bl. 4. 17553 3 466 158 NL VII F 1, § Bl. 4r – v siehe Gesamtregister.
0 183113 645490 Verweise ~ Vorlesungsnotizen ~ [Büchelgen H] ~ Bl. 4v–5r. 17554 3 466 159 NL VII F 1, Bl. 4v – 5r siehe Gesamtregister.
0 183113 645489 Verweise ~ Vorlesungsnotizen ~ Büchelgen G ~ 1, Bl. 2r. 17552 3 466 158 VN G 1, § Bl. 2r siehe Gesamtregister.
0 183113 Verweise ~ Kompendium ~ § 8. 29693 3 62 20 lichtenberg Erxleben §. 8. p. 5. siehe Gesamtregister.
0 183113 Sachregister ~ Gewitter ~ Elektrizität. 2942 3 62 32-34 lichtenberg Ist das Gewitter eine elektrische Wolcke, so muß sich diese Elektri- cität auch auf andere weiße darthun lassen. siehe Gesamtregister.
0 183113 Personenregister ~ Erxleben, Johann Christian Polykarp ~ Schriften ~ Anfangsgründe der Naturlehre. 1048 3 62 20 lichtenberg Erxleben siehe Gesamtregister.
0 183113 Sachregister ~ Hypothese ~ Nutzen. 3113 3 62 21-32 lichtenberg Zuweilen ist die Ursache einer solchen einfachen Begebenheit in der Natur oder Ihr Zusammenhang mit den bekannten Natur- gesetzen sehr verborgen. Ist dieses so nimmt man eine Erklärung davon an, eine solche angenommene Erklärung pflegt man eine Hypothese zu nennen. Ist sie einfach, das ist, sind der erdichteten Umstände nicht zu viele und zu unwahrscheinliche; Sie ist auch desto wahrscheinlicher je mehr sie erklärt natürlich weil die wahre Ursache alle Umstände erklären würde. widerspricht sie in ihren Voraussetzungen keinem Gesetze der Natur, sondern viel- mehr dem übrigen, was wir in der Natur bemercken schon ana- log, so haben dergleichen Hypothesen ein[en] sehr großen Nut- zen. Sie legen einen Plan an zur Erforschung der Wahrheit. siehe Gesamtregister.
0 183113 645489 Verweise ~ Gamaufs Erinnerungen aus Lichtenbergs Vorlesungen ~ Experimentalphysik I ~ 30. 17548 3 466 158 Gamauf (1, §S.  30 f.) siehe Gesamtregister.
0 183113 645490 Verweise ~ Gamaufs Erinnerungen aus Lichtenbergs Vorlesungen ~ Experimentalphysik I ~ 31. 17555 3 466 159 Gamauf (1, §S.  31 – 34) siehe Gesamtregister.
0 183113 Sachregister ~ Metapher ~ Traum. 20479 3 62 13 lichtenberg Traume siehe Gesamtregister.
0 183113 Sachregister ~ Naturgesetz ~ Grade der Allgemeinheit. 17547 3 62 15-18 lichtenberg Indessen giebt es Grade der Allgemeinheit unter diesen Gesetzen und es kan vielleicht manches darunter noch auf ein allgemeine- res und einfacheres zurückgebracht [werden], was andere schon als Einfach an erkennen. siehe Gesamtregister.
0 183113 Sachregister ~ Physik ~ Grenze zur Metaphysik. 17484 3 62 11-12 lichtenberg allein man muß bedencken, daß das schon nicht mehr eigentliche Physic ist siehe Gesamtregister.
0 183113 Sachregister ~ Schwere ~ Ursache. 4303 3 62 18 lichtenberg Ursache der Schwere. siehe Gesamtregister.
0 183113 645489 Sachregister ~ Datierung ~ 1783 Mai 19. 17549 3 466 158 19.5.1783 siehe Gesamtregister.
0 183113 645489 Sachregister ~ Datierung ~ 1783 November 3. 17550 3 466 158 3.11.1783 siehe Gesamtregister.
0 183113 645490 Sachregister ~ Datierung ~ 1783 November 3. 17550 3 466 159 3.11.1783 siehe Gesamtregister.
0 183113 Personenregister ~ Lichtenberg, Georg Christoph ~ Biographisches ~ Hinweise zur wissenschaftlichen Praxis ~ Gefahr, Pseudo-Phänomene erklären zu wollen. 17546 3 62 1-8 lichtenberg 1 I, es ist ja Wahr würde der andere Sagen, Nun das will ich Dir sagen: Je höher man kömt desto kälter wird es, im Sommer höher­ destillirt. Dieses Beyspiel habe ich erdichtet.158 Ich halte es also für meine Schuldig[keit] 1. Fische leben im Wasser, daher sehr wässriger Natur das ist der Stein nicht, also da blos Wasser im Wasser pp 2) Der Stein hat keine Finnen. siehe Gesamtregister.
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1444670540902

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