Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 69

Band 3 - I. Einleitung in die Naturlehre - Heffte

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1 schiedenheit bewußt. Von den einen sagen wir der Grund liege in
2 uns, von den andern ausser uns, aber dieses in und ausser, aber
3 diese beyden praepositionen drücken blos eine Verschiedenheit
4 aus die wir in den Modificationen bemercken. Sie sind und blei-
5 ben aber Modificationen unseres selbstes vor wie nach. Eigent-
6 lich, solte man dencken, müßte dieser Unterschied blos auf
7 Gegenstände­ praeter nos führen, blos auf von uns verschiedene
8 Gegenstände, daß wir aber dieses Verschieden seyn in ein Extra
9 nos im Raume verwandeln dazu bestimmt uns nichts als die
10 Form der Modification selbst.186 Nichts weiter es ist etwas in ihr,
11 was wir mit ausser uns bezeichnen im Gegensatz von in uns das
12 wir damit die Vorstellung von Entfernung in die Tiefe Höhe pp
13 verbinden und daß wir einer bloßen Verschiedenheit gerade diese
14 Bestimmung geben müssen, das scheint denn doch auch eine
15 bloße­ Form der Sinnlichen | 18v = 4Anschauung zu seyn. Zu sagen dem
16 Raume correspondire ausser uns etwas Reelles, ist eine bloße
17 Tautologie. Als Erscheinung als Verhältniß gegen uns kommt
18 ihm auch wirckliche Objecktive Realität zu, er ist etwas für uns,
19 aber daß er den Dingen ausser uns (hier müßte statt ausser uns
20 ein anderes Wort genommen werden, vielleicht das Platonische
21 ὄντως mit dem omega) davon sehe ich nicht den mindesten
22 Grund. Warum das manchen Personen so schwer wird zu fassen,
23 das rührt daher, daß, in dem man die Sache behauptet, man sich
24 einer Sprache bedienen muß die sie läugnet. In dem ich von Din-
25 gen rede ausser mir, so dencken sich viele schon einen Raum da-
26 bey über den wir doch streiten. Einige Anhänger des Herrn Kant,
27 die etwas mehr Hertz haben, ich möchte fast sagen etwas mehr
28 Unbescheidenheit haben gesagt es sey absurd zu glauben der
29 Raum sey etwas was ausser jener Erscheinung den Dingen an
30 sich zu komme. Das ist starck gesagt, aber ich muß gestehen, es
31 kommt mir auch so vor als wenn es absurd wäre. Denn wie kön-
32 nen wir, möchte ich fragen, etwas was wir als bloße Modifica-
33 tion unserer Sinnlichkeit erkennen, ob wir gleich annehmen das
34 es nicht unser Werck sey, als die Wirckung von einem Gegen-

Textkritischer Kommentar

69 7  verschiedene]
69doppelt unterstr.
textkritik 190410
645574 183120 3
69 9  Raume]
69doppelt unterstr.
textkritik 190411
645575 183120 3
69 9  verwandeln]
69danach gestr. das kan schlechterdings keine Erfahrung seyn
textkritik 190412
645576 183120 3
69 13  verbinden]
69danach gestr. müssen
textkritik 190414
645578 183120 3
69 13  gerade]
69erg.
textkritik 190415
645579 183120 3
69 24 – 26  In … streiten.]
69dazu am Rand das Wort ausser LB
textkritik 190416
645580 183120 3
69 27  etwas2]
69für auch
textkritik 190417
645581 183120 3
69 31  auch]
69erg.
textkritik 190418
645582 183120 3

Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

471 186 
471 Vgl. dazu die Sudelbuchnotiz (J 1537): „Ausser uns. Es ist gewiß sehr schwer zu sagen wie wir zu diesem Begrif gelangen den[n] eigentlich empfinden wir doch blos in uns. Etwas ausser sich empfinden ist ein Widerspruch, wir empfinden nur in uns, das was wir empfinden ist blos modification unserer selbst, also in uns. Weil diese Veränderungen nicht von uns abhängen, so schreiben wir dieses andern Dingen zu die ausser uns sind, und sagen es giebt Dinge man solte sagen praeter nos, dem praeter substituiren wir die präposition extra, das ist gantz etwas anders, das ist wir denken uns diese Dinge im Raume ausserhalb unser das ist offenbar nicht Empfindung, sondern es scheint etwas zu seyn was mit der Natur unser[es] sinnliche[n] Erkenntniß Vermögens innigst verwebt zu seyn, es ist, die Form unter der uns jene Vorstellung des praeter nos gegeben ist. Form der Sinnlichkeit.“
anmerkung 190413
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Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 183120 Verzeichnis der edierten Handschriften ~ NL VII E 7 ~ Bl. 18. 29922 3 69 15 18v siehe Gesamtregister.
0 183120 645577 Verweise ~ Sudelbücher ~ J 1537. 17096 3 471 186 J 1537 siehe Gesamtregister.
0 183120 Personenregister ~ Kant, Immanuel ~ Anhänger. 17625 3 69 26 lichtenberg Anhänger des Herrn Kant siehe Gesamtregister.
0 183120 Personenregister ~ Lichtenberg, Georg Christoph ~ Biographisches ~ Auseinandersetzung mit Kants Philosophie ~ Unterscheidung von praeter nos/extra nos. 17617 3 69 5-10 lichtenberg Eigent- lich, solte man dencken, müßte dieser Unterschied blos auf Gegenstände­ praeter nos führen, blos auf von uns verschiedene Gegenstände, daß wir aber dieses Verschieden seyn in ein Extra nos im Raume verwandeln dazu bestimmt uns nichts als die Form der Modification selbst. siehe Gesamtregister.
0 183120 Sachregister ~ Philosophie, neue (Kant) ~ Erkenntnisvermögen ~ Vorstellung. 17624 3 69 1-5 lichtenberg 1 schiedenheit bewußt. Von den einen sagen wir der Grund liege in uns, von den andern ausser uns, aber dieses in und ausser , aber diese beyden praepositionen drücken blos eine Verschiedenheit aus die wir in den Modificationen bemercken. Sie sind und blei- ben aber Modificationen unseres selbstes vor wie nach. siehe Gesamtregister.
0 183120 Sachregister ~ Philosophie, neue (Kant) ~ Raum. 15988 3 69 8-34 lichtenberg 1 daß wir aber dieses Verschieden seyn in ein Extra nos im Raume verwandeln dazu bestimmt uns nichts als die Form der Modification selbst. 186 Nichts weiter es ist etwas in ihr, was wir mit ausser uns bezeichnen im Gegensatz von in uns das wir damit die Vorstellung von Entfernung in die Tiefe Höhe pp verbinden und daß wir einer bloßen Verschiedenheit gerade diese Bestimmung geben müssen, das scheint denn doch auch eine bloße­ Form der Sinnlichen | 18v = 4 Anschauung zu seyn. Zu sagen dem Raume correspondire ausser uns etwas Reelles, ist eine bloße Tautologie. Als Erscheinung als Verhältniß gegen uns kommt ihm auch wirckliche Objecktive Realität zu, er ist etwas für uns, aber daß er den Dingen ausser uns (hier müßte statt ausser uns ein anderes Wort genommen werden, vielleicht das Platonische ὄντως mit dem omega ) davon sehe ich nicht den mindesten Grund. Warum das manchen Personen so schwer wird zu fassen, das rührt daher, daß, in dem man die Sache behauptet, man sich einer Sprache bedienen muß die sie läugnet. In dem ich von Din- gen rede ausser mir, so dencken sich viele schon einen Raum da- bey über den wir doch streiten. Einige Anhänger des Herrn Kant, die etwas mehr Hertz haben, ich möchte fast sagen etwas mehr Unbescheidenheit haben gesagt es sey absurd zu glauben der Raum sey etwas was ausser jener Erscheinung den Dingen an sich zu komme. Das ist starck gesagt, aber ich muß gestehen, es kommt mir auch so vor als wenn es absurd wäre. Denn wie kön- nen wir, möchte ich fragen, etwas was wir als bloße Modifica- tion unserer Sinnlichkeit erkennen, ob wir gleich annehmen das es nicht unser Werck sey, als die Wirckung von einem Gegen- siehe Gesamtregister.
0 183120 Sachregister ~ praeter nos. 17613 3 69 7 lichtenberg praeter nos siehe Gesamtregister.
0 183120 Sachregister ~ extra nos. 17614 3 69 8-9 lichtenberg Extra nos siehe Gesamtregister.
0 183120 Personenregister ~ Platon. 746 3 69 20 lichtenberg Platon siehe Gesamtregister.
183070528f86b24e6fc872667519
1434537556487

Abbildungen

Digitalisate

< 018312036901handschriftVNat_3VII_E7_18r.jpg18r VII E 7, 18r >
01831203691501handschriftVNat_3VII_E7_18v.jpg18v = 4 VII E 7, 18v = 4
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