Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 109

Band 3 - II. Über die Körper überhaupt - Heffte

183161
183163
3
0
1 Nr. 15VII D 1, 10r – 13r
2 10rTheorie der Theilbarkeit.104
3 So wie wir uns von Seiten der Mathematik Grenzen gesezt ha-
4 ben, die unsere Physik von der angewandten Mathematik tren-
5 nen, so müssen wir uns auch Gräntzen von Seiten der Metaphy-
6 sik setzen. Das Land jenseit beyder Grentze verdiente wohl einer
7 eigenen Behandlung in besondern Stunden. So wie di[e]se die Er-
8 fahrung erweitert in eine Ferne hinaus, wo es eingeschräncktere
9 Wesen, wie wir, auf dem Wege der Experimente nicht mehr fol-
10 gen können, so kan in diesem Theile, der sich bloß auf menschli-
11 che Natur gründet, gar nichts durch Erfahrung aus gemacht wer-
12 den kan.
13 Man stelle sich doch ums Himmelswillen vor; sehen wir empfin-
14 den wir, denn ausser uns etwas anderes als uns? Wir empfinden
15 ja nichts und können ja nichts anderes empfinden als uns selbst
16 und unsere eigenen Modificationen, die Modificationen unseres
17 Selbsts empfinden und Vorstellungen davon haben.105 |
18 11r = αIch stehe noch an der Lehre von der Theilbarkeit der Materie,
19 und habe Ihnen einen Beruhigungs Grund versprochen.
20 In den Prolegom. habe ich angemerckt, da ich die Gräntzen der
21 Naturlehre bestimmte, die wir hier lehren, daß hier vorzüglich
22 zwey Ausschweifungen vermieden werden müssen, wenn man
23 nicht alles durch einander werfen will. Nämlich von der einen
24 Seite, alles was bloß durch Mathematik aus dem Radicalphysi-
25 schen gefolgert werden kan, ohne die mindeste DaZwischen-
26 kunfft von neuen Erfahrungen. Dieses gehört der angewandten
27 Mathematik, und von der andern das Metaphysische. Was ist
28 nun das Metaphysische?
29 Alle wahre Metaphysik ist bloß aus dem Wesen unseres Den-
30 ckungs-Vermögen genommen, aber nicht deswegen erdichtet,
31 weil sie nicht von der Erfahrung hergenommen ist, sondern sie
32 enthält die reine Handlung des Denckens, und folglich Begriffe à
33 priori, wodurch hernach der andere Theil bey dem Processe, das

Textkritischer Kommentar

109 14  als uns]
109erg.
textkritik 190712
645876 183162 3
109 19  einen]
109danach gestr. kräftigen
textkritik 190714
645878 183162 3
109 20  der]
109dreifach unterstr.
textkritik 190715
645879 183162 3
109 25 – 26  DaZwischenkunfft]
109für Zwischenkunfft
textkritik 190716
645880 183162 3
109 30  nicht deswegen]
109für deswegen nicht
textkritik 190717
645881 183162 3

Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

487 104 
487 Unter Teilbarkeit versteht Gehler (4, §S. 301) „das allgemeine Phänomen der Körper, vermöge dessen sich jeder zertrennen, oder in kleinere, übrigens­ dem Ganzen ähnliche, Körper zerstücken läßt, wenn eine hinlängliche äussere Kraft dazu angewendet wird.“
anmerkung 190711
645875 183162 3
487 105 
487 Vgl. dazu etwa H 176: „Es könnte also der Anfang einer Naturlehre gar gut so gemacht werden, daß man mit dem Bewußtsein anfinge, alsdann zeigte, daß alles was wir denken und empfinden bloßes Bewußtsein der Modi­fikationen unsers Selbst sind usw. Meditandum et tentandum.“ Ähnliche Überlegungen im Sudelbuch in J 1537 und K 64.
anmerkung 190713
645877 183162 3

Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 183162 Verzeichnis der edierten Handschriften ~ NL VII D 1 ~ Bl. 10. 29957 3 109 2 10r siehe Gesamtregister.
0 183162 Verzeichnis der edierten Handschriften ~ NL VII D 1 ~ Bl. 11. 29958 3 109 18 11r  siehe Gesamtregister.
0 183162 645877 Verweise ~ Sudelbücher ~ J 1537. 17096 3 487 105 J 1537 siehe Gesamtregister.
0 183162 645877 Verweise ~ Sudelbücher ~ K 64 (Promies). 17099 3 487 105 K 64 siehe Gesamtregister.
0 183162 645877 Verweise ~ Sudelbücher ~ H 176 (Promies). 18154 3 487 105 H 176 siehe Gesamtregister.
0 183162 645875 Personenregister ~ Gehler, Johann Samuel Traugott ~ Schriften ~ Physikalisches Wörterbuch (1787–1796) ~ Art. Theilbarkeit. 18153 3 487 104 Gehler (4, §S.  301) siehe Gesamtregister.
0 183162 Sachregister ~ Mathematik ~ angewandte ~ Abgrenzung gegenüber der Physik. 17336 3 109 23-27 lichtenberg Nämlich von der einen Seite , alles was bloß durch Mathematik aus dem Radicalphysi- schen gefolgert werden kan, ohne die mindeste DaZwischen- kunfft von neuen Erfahrungen . Dieses gehört der angewandten Mathematik, siehe Gesamtregister.
0 183162 Sachregister ~ Physik ~ Grenze zur Metaphysik. 17484 3 109 5-6 lichtenberg Gräntzen von Seiten der Metaphy- sik siehe Gesamtregister.
0 183162 Sachregister ~ Physik ~ Grenze zur Metaphysik. 17484 3 109 27-28 lichtenberg von der andern das Metaphysische. Was ist nun das Metaphysische? siehe Gesamtregister.
0 183162 Sachregister ~ Teilbarkeit ~ Theorie. 30798 3 109 2 lichtenberg wichtig Theorie der Theilbarkeit siehe Gesamtregister.
0 183162 Personenregister ~ Lichtenberg, Georg Christoph ~ Biographisches ~ Vorlesung/Kolleg ~ Experimentalphysik ~ Prolegomena. 16746 3 109 20 lichtenberg Prolegom siehe Gesamtregister.
0 183162 Sachregister ~ Philosophie, neue (Kant) ~ Erkenntnisvermögen ~ Vorstellung. 17624 3 109 13-17 lichtenberg Man stelle sich doch ums Himmelswillen vor; sehen wir empfin- den wir, denn ausser uns etwas anderes als uns ? Wir empfinden ja nichts und können ja nichts anderes empfinden als uns selbst und unsere eigenen Modificationen, die Modificationen unseres Selbsts empfinden und Vorstellungen davon haben. siehe Gesamtregister.
0 183162 Sachregister ~ Philosophie, neue (Kant) ~ Anfangsgründe der Naturwissenschaft. 16952 3 109 29-33 lichtenberg 1 Alle wahre Metaphysik ist bloß aus dem Wesen unseres Den- ckungs-Vermögen genommen, aber nicht deswegen erdichtet, weil sie nicht von der Erfahrung hergenommen ist, sondern sie enthält die reine Handlung des Denckens, und folglich Begriffe à priori, wodurch hernach der andere Theil bey dem Processe, das siehe Gesamtregister.
1478539715083

Abbildungen

Digitalisate

< 0183162310901handschriftVNat_3VII-D1-015r.jpg15r VII D 1, 15r >
01831623109201handschriftVNat_3VII-D1-010r.jpg10r VII D 1, 10r
018316231091801handschriftVNat_3VII-D1-011r.jpg11r = ? VII D 1, 11r = ?
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