Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 131

Band 3 - III. Von der Bewegung überhaupt - Büchelgen

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3
0
1 Die 2te Rücksicht, (auf andere Körper)
2 Wir finden einen Widerstand wenn wir den Körper aus seiner
3 Ruhe bringen wollen.
4 Wir finden einen Widerstand wenn wir den bewegten Körper
5 einhalten, oder seine Richtung ändern, oder seine Bewegung ver-
6 mindern oder vermehren wollen.
7 Woher rührt das?
8 Nichts geschieht ohne Ursache in der Welt.
9 Wo etwas geschehen soll, muß etwas veraendert werden.
10 Wenn wir also einen ruhenden Körper bewegen wollen, so müs-
11 sen wir etwas thun, das wir vorher nicht thaten.
12 So etwas nennen wir Anstrengung |
13 11rEs geht eine Veränderung in uns vor.
14 Diese Anstrengung schreiben wir dem Körper ausser uns zu, und
15 nennen es Widerstand. Die Kinder2
16 Eigentlich ist es unser eignes Bestreben, in dem Körper eine Ver-
17 änderung hervor zu bringen.
18 Sie sehen also nicht blos wie wahr, sondern auch wie schön Herr
19 HofR. Kästner die Sache ausdrückt wenn er sagt: die Trägheit
20 sey weiter nichts als das princ[ipium] r[ationis] s[ufficientis] auf
21 die Veränderung des Zustandes der Körper angewandt.3
22 Ist der Körper bewegt, so fühlen wir eben das und offt sehr viel
23 lebhaffter, weil es offt nicht von uns abhängt die Veränderung so
24 zu fühlen, als beym ruhenden.
25 Nun wird es hauptsächlich darauf ankommen Ihnen zu
26 beweisen, daß dieses weder Im|11vpenetrabilität noch Schwere sey.
27 Impenetrabilität ist es gewiß nicht.
28 Denn eine Kugel von einem Pfund ist so impenetrabel als eine
29 von Tausend. Man könte letztere so abrunden, daß sie sich an-
30 fühlte wie eine von 1 000.
31 Daß es nicht Schweere ist, darauf will ich meinen gantzen
32 Beweiß einschräncken. Sind wir darüber weg so haben wir gantz
33 gewonnen.
34 Einmal Trägheit in der Ruhe.

Textkritischer Kommentar

131 1  (auf andere Körper)]
131erg.
textkritik 190884
646048 183186 3
131 15  Die Kinder]
131 erg., dreifach unterstr.
textkritik 190885
646049 183186 3
131 22  Ist]
131 doppelt unterstr.
textkritik 190888
646052 183186 3
131 34  Einmal]
131 doppelt unterstr.
textkritik 190889
646053 183186 3

Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

502 2 
502 „Ein Kind pflegt wohl […] den Tisch, an dem es sich mit dem Kopfe gestossen hat, zu schlagen. Ich vermuthe indessen nicht, daß ein Kind für sich allein vermögend wäre, einen so tiefsinnigen Schluß zu machen, daß ein Ding etwas thut, wenn es weiter nichts thut, als mir nicht ausweichen, d. i. daß es etwas thut, wenn es weiter nichts thut, als etwas nicht thun. Das Kind lernet ohne Zweifel diesen Schluß, wie andere erste Gründe seiner Philosophie, von seiner Wärterinn; und eben weil die Wärterinn keine rechte gründliche Philosophinn war, so hatte sie nicht daran gedacht, daß dieses thun, nur eine Gegenwirkung ist, sonst würde sie dem Kinde begreiflich gemacht­ haben, daß es den Tisch selbst gestossen hatte, und der Tisch eben so viel Recht hätte, es wieder zu schlagen“ (Kästner, Anfangsgründe 4.1, 1793, §S. 493).
anmerkung 190886
646050 183186 3
502 3 
502 „So ist die Trägheit weiter nichts als der Satz des zureichenden Grundes auf die Veränderungen des Zustandes der Körper angewandt“ (Kästner, Anfangsgründe 4.1, 1793, §S. 28). – So argumentiert auch Euler in seinem Beweis des Trägheitsgesetzes (Mechanik 1845, §S. 21): „Befindet sich der Körper im unendlichen und leeren Raume, so ist kein Grund vorhanden, warum er sich eher nach der einen, als nach der andern Richtung bewegen sollte. Da nun ein zureichender Grund zur Bewegung fehlt, wird er stets in Ruhe bleiben müssen.“ Euler schränkt aber ein: „Man darf nicht glauben, dass im unendlichen leeren Raume der Mangel des zureichenden Grundes zur Bewegung die einzige Ursache des Verharrens in Ruhe sei; sondern ohne Zweifel liegt die Ursache dieser Erscheinung in der Natur des Körpers selbst. Der Mangel des zureichenden Grundes kann nämlich nicht für die wahre und wesentliche Ursache irgendeines Erfolges gehalten werden, sondern beweist nur die Wahrheit und zwar auf strenge Weise.“
anmerkung 190887
646051 183186 3

Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 183186 Verzeichnis der edierten Handschriften ~ NL VII F 2, K 1 ~ Bl. 11. 31697 3 131 13 11r siehe Gesamtregister.
0 183186 646051 Personenregister ~ Euler, Leonhard ~ Schriften ~ Mechanica (1736) ~ Mechanik oder analytische Darstellung der Wissenschaft von der Bewegung (dt. von J.P. Wolfers 1845). 6740 3 502 3 Mechanik 1845 siehe Gesamtregister.
0 183186 Personenregister ~ Kästner, Abraham Gotthelf ~ Schriften ~ Mathematische Anfangsgründe (1758– u.ö.) ~ Anfangsgründe der höhern Mechanik (1766 u.ö.). 5602 3 131 19 lichtenberg Kästner siehe Gesamtregister.
0 183186 646050 Personenregister ~ Kästner, Abraham Gotthelf ~ Schriften ~ Mathematische Anfangsgründe (1758– u.ö.) ~ Anfangsgründe der höhern Mechanik (1766 u.ö.) ~ 21793. 5633 3 502 2 Kästner, Anfangsgründe 4.1, 1793 siehe Gesamtregister.
0 183186 Sachregister ~ Schwere ~ Abgrenzung gegenüber Trägheit. 4299 3 131 31-34 lichtenberg 1 Daß es nicht Schweere ist, darauf will ich meinen gantzen Beweiß einschräncken. Sind wir darüber weg so haben wir gantz gewonnen. Einmal Trägheit in der Ruhe. siehe Gesamtregister.
0 183186 Sachregister ~ Undurchdringlichkeit ~ Abgrenzung gegenüber Trägheit. 4608 3 131 27-30 lichtenberg Impenetrabilität ist es gewiß nicht. Denn eine Kugel von einem Pfund ist so impenetrabel als eine von Tausend. Man könte letztere so abrunden, daß sie sich an- fühlte wie eine von 1 000. siehe Gesamtregister.
0 183186 Sachregister ~ Satz vom zureichenden Grund. 5612 3 131 20 lichtenberg das princ[ipium] r[ationis] s[ufficientis] siehe Gesamtregister.
1435837894013

Abbildungen

Digitalisate

< 0183186313101handschriftVNat_3VII_F2_K1_10v-11r.jpg10v VII F 2, K 1, 10v >
018318631311301handschriftVNat_3VII_F2_K1_10v-11r.jpg11r VII F 2, K 1, 11r
018318631312601handschriftVNat_3VII_F2_K1_11v-12r.jpg11v VII F 2, K 1, 11v
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