Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 196

Band 3 - IV. Statik und Mechanik - Büchelgen

183253
183255
3
0
1 Bringe nicht einerley Körper, nicht Eichenholtz auf Eichen-
2 holtz, auch nicht Messing auf Messing.
3 Ursache113
4 Stahl auf Messing giebt zumal, wenn alles geölt wird, eine
5 sehr geringe Fricktion Stahl auf Stahl ist viel stärker. Stahl
6 auf Bley schwächer, hingegen Stahl auf Zinn am allerstärk-
7 sten
8 Nutzen der Fricktion. Schraube, Keil, Hemmen der Räder
9 Bremse, unser Gehen, Glatteiß, jedes Buch ein Karpfen, alle
10 Tische müsten in Kästen verwandelt werden, wir könten
11 nicht auf stühlen sitzen, wenn jemand ein Buch in der Jüden
12 Strase fallen liese, so könte er es in der Leine wiederholen,
13 und sich selbst ebenfalls wenn er einmal hinfiele. Ja so gar
14 unsere Zeuge.114
15 Ausser diesem Widerstand, leiden die sich bewegenden Kör-
16 per noch einen von dem Mittel worin [sie] sich bewegen115
17 Versuch mit dem Rad.116
18 1)Erst nach der Zähigkeit, wie die Geschw
19 2)nach der Dichtigkeit. wie die Dicht. 1 : 800.117
20 3)nach der Oberfläche: |
21 7r = 94)nach der Geschwindigkeit.
22 Der Widerstand der Viscositaet ist constans, und richtet sich
23 nur nach der Geschwindigkeit, sie wirkt wie die Schwere.
24 je schneller er geht desto weniger hat er nach sich zu schlep-
25 pen
26 wie die Densitäten
27 Wie die Fläche
28 Wie das Quadrat der Geschwindigkeit
29 Bild im Text
30 Die Glastropfen, die im Wasser springen.118
31 Refracktion.119
32 Vom Widerstand der Lufft beym fallen der Körper120
33 Die grose Hinderniß der beständigen Bewegung.121

Textkritischer Kommentar

196 8 – 14 
196erg.
textkritik 191361
646525 183254 3
196 23  Geschwindigkeit]
196für Zeit
textkritik 191366
646530 183254 3
196 24 – 25 
196erg.
textkritik 191367
646531 183254 3
196 31  Refracktion]
196danach gestr. // Reflexion vom Wasser // die scharfen Steine, die man auf dem Wasser hinschmeißt.
textkritik 191369
646533 183254 3
196 32 
196erg.
textkritik 191371
646535 183254 3

Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

551 113 
551 Aufgrund der Messungen von Musschenbroek vermutet Gehler: „Körper von einerley Materie, z. B. Stahl auf Stahl, reiben sich untereinander am stärksten, vermuthlich, weil die Ungleichheiten ihrer Flächen einerley Größe haben, daher sie am vollkommensten congruiren, und am tiefsten in einander eingreifen“ (Gehler 3, §S. 697).
anmerkung 191360
646524 183254 3
551 114 
551 „Uebrigens ist die Friktion überhaupt von erstaunlicher Wichtigkeit und Vortheil für die Menschheit. Wir könnten ja ohne sie weder Schrauben noch Keile gebrauchen, ja überhaupt gar nicht leben. Unsere Tische liefen alle davon. Wir wären alle Karpfen. Wenn Jemand auf der Judenstraße (in Göttingen) fiele, so könnte er sich in der Leine wieder suchen. Unsere Zeuge und Linnen halten sich bloß durch Friktion, wie Segner gezeigt hat“ (Gam 1, §S. 399 f.).
anmerkung 191362
646526 183254 3
551 115 
551 Der Widerstand bei der Bewegung in Fluida entsteht einmal durch die Reibung zwischen dem Körper und dem Fluidum und zum anderen durch die Mitnahme von Teilchen des Fluidums. Bei kleinen Geschwindigkeiten ist der Widerstand proportional zur Geschwindigkeit und abhängig von der Gestalt des Körpers und der Art des Fluidums. Bei höheren Geschwindigkeiten ist er proportional zum Quadrat der Geschwindigkeit, und|
552 hängt von der Dichte des Fluidums und der wirksamen (Ober)Fläche des Körpers ab; letztlich ist er nur experimentell genau zu ermitteln.„Vom Widerstande, den Körper von flüssigen erleiden, in denen sie sich bewegen“ handeln die § 142 – 149 von Erxlebens ‚Anfangsgründen‘. Bei Gamauf heißt es dazu (1, §S. 400 f.): „Dieser ganze Abschnitt kann ohne höhere Rechnungen nicht gründlich abgehandelt werden. Es ist eines von den schwersten Capiteln in dem ganzen Compendio; fängt zwar leicht an, wird aber immer schwerer und verwickelter. Es fehlt hier noch zu sehr an dem Physischen, worauf die Rechnungen könnten gegründet werden. Es ist wohl freylich wahr, daß sich der Widerstand der Mittel, wie 1 zur Größe der Oberfläche des Körpers; 2. zur Dichtigkeit des zu removierenden Fluidi, und 3. zu dem Quadrate der Geschwindigkleit verhält“.
anmerkung 191363
646527 183254 3
552 116 
552 Gemeint ist wohl das im Instrumentenverzeichnis (NL VII Q 2, Bl. 17v) aufgeführte „Rad mit Windflügeln“ zur Demonstration des Luft­widerstandes.
anmerkung 191364
646528 183254 3
552 117 
552 1 : 800 ist das Verhältnis der Dichten von Luft und Wasser.
anmerkung 191365
646529 183254 3
552 118 
552 Noch nicht ermittelt! oder sollte es sich hier um die sogenannten Bolo­gneser Tränen handeln? Dann ist aber ein Zusammenhang mit Phänomenen der Reibung nicht ersichtlich.
anmerkung 191368
646532 183254 3
552 119 
552 „Wenn ein Körper wirklich in Bewegung ist, so wird [die Reibung] seine Bewegung langsamer machen, wie eine Kugel, mit gleicher Gewalt gestossen­, langsamer über einen rauhen Teppich läuft, als über eine glatte Tafel“ (Kästner, Anfangsgründe 2.1, 1792, §S. 115). Läßt man also die Kugel zunächst über die glatte Tafel rollen, sodann über eine angrenzende rauhe Fläche, so ist das Ergebnis eine Refraktion – wie sie auch dem Licht beim Übergang von einem Medium in ein optisch dichtes widerfährt.
anmerkung 191370
646534 183254 3
552 120 
552 Aus einfachen Überlegungen folgert Kästner, „daß ein Körper, der viel und einer der wenig Theile hat, eine grosse und eine kleine Masse, ein Centner und ein Quentchen, wenn sie zugleich zu fallen anfangen, in gleichen Zeiten gleich tief fallen werden. Der Wiederstand der Luft, der macht daß eine Feder langsam zu Boden flattert, wenn der Stein neben ihr schnell herabsinkt, wird hier beyseite gesetzt; daß dieser allein aber dergleichen Unter­schied zwischen dem Falle der Feder und des Steines aumacht, ist so offenbahr, daß sich die Physici schämen sollten, dieserwegen einen Versuch mit der Luftpumpe anzustellen […].“ (Kästner, Anfangsgründe 4.1, 1793, 34.) Und L. ergänzt in einer Note zum § 147 (ErxH, §S. 156): „Das traurigste hiebey ist, daß der Versuch, auf welchen hier gezielt wird, selbst nicht einmal recht beweist was er beweisen soll.“ Gamauf erläutert das so (1, §S. 402): „Der Versuch mit der Luftpumpe beweist nicht recht, was er beweisen soll. Unsere Luftpumpen können ja kein vollkommenes Vakuum geben. Wäre der Cylinder, mit welchem der Versuch gemacht wird, so groß, wie der Jako­bithurm (in Göttingen), so würde die Feder gewiß zurückbleiben.“Der Luftwiderstand bewirkt, daß aus der beschleunigten Bewegung des freien Falls schließlich eine Bewegung mit gleichförmiger Geschwindigkeit wird. Je größer der Querschnitt des fallenden Körpers zu seinem Gewicht|
553 ist, desto eher tritt dieser Zeitpunkt ein; darum also der Unterschied zwischen Feder und Stein beim freien Fall.
anmerkung 191372
646536 183254 3
553 121 
553 Siehe Newtons Gesetz I (Prinzipien 1999, 33): „Jeder Körper verharrt in seinem Zustand des Ruhens oder des Sich-geradlinig-gleichförmig-Bewegens, außer insoweit wie jener von eingeprägten Kräften gezwungen wird, seinen Zustand zu verändern.“ Die Reibungskräfte sind solche Kräfte.
anmerkung 191373
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Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 183254 Sachregister ~ Bewegung ~ Widerstand in Fluida ~ abhängig von Dichtigkeit. 2282 3 196 19 lichtenberg nach der Dichtigkeit. wie die Dicht. siehe Gesamtregister.
0 183254 Sachregister ~ Bewegung ~ Widerstand in Fluida ~ abhängig von Geschwindigkeit des bewegten Körpers. 2283 3 196 21 lichtenberg nach der Geschwindigkeit siehe Gesamtregister.
0 183254 Sachregister ~ Bewegung ~ Widerstand in Fluida ~ abhängig von Stirnfläche des bewegten Körpers. 2284 3 196 20 lichtenberg nach der Oberfläche siehe Gesamtregister.
0 183254 Sachregister ~ Bewegung ~ Widerstand in Fluida ~ abhängig von Zähigkeit. 20204 3 196 18 lichtenberg Erst nach der Zähigkeit, wie die Geschw siehe Gesamtregister.
0 183254 Verzeichnis der edierten Handschriften ~ NL VII F 2, B 3 ~ Bl. 7. 31735 3 196 21 7r siehe Gesamtregister.
0 183254 Sachregister ~ Fallbewegung ~ durch Luftwiderstand verlangsamt. 2689 3 196 32 lichtenberg Vom Widerstand der Lufft beym fallen der Körper siehe Gesamtregister.
0 183254 Sachregister ~ Fluida, tropfbare (Flüssigkeiten) ~ Widerstand ~ bei Bewegung. 2826 3 196 15-16 lichtenberg Ausser diesem Widerstand, leiden die sich bewegenden Kör- per noch einen von dem Mittel worin [sie] sich bewegen siehe Gesamtregister.
0 183254 Sachregister ~ Glastropfen. 2970 3 196 30 lichtenberg Glastropfen siehe Gesamtregister.
0 183254 646536 Verweise ~ Vorlesungen zur Naturlehre ~ 1: Erxleben ~ Kap. 4 Mechanik ~ S. 156. 33066 3 552 120 ErxH, §S.  156 siehe Gesamtregister.
0 183254 Sachregister ~ Göttingen ~ Jüdenstraße. 20203 3 196 11-12 lichtenberg Jüden Strase siehe Gesamtregister.
0 183254 646528 Verweise ~ Instrumentenverzeichnis ~ NL VII Q2 ~ Bl. 17v. 30651 3 552 116 NL VII Q 2, Bl. 17v siehe Gesamtregister.
0 183254 646527 Personenregister ~ Erxleben, Johann Christian Polykarp ~ Schriften ~ Anfangsgründe der Naturlehre. 1048 3 552 115 Erxlebens ‚Anfangsgründen‘ siehe Gesamtregister.
0 183254 646526 Verweise ~ Gamaufs Erinnerungen aus Lichtenbergs Vorlesungen ~ Experimentalphysik I ~ 399. 18421 3 551 114 Gam 1, §S.  399 f. siehe Gesamtregister.
0 183254 646527 Verweise ~ Gamaufs Erinnerungen aus Lichtenbergs Vorlesungen ~ Experimentalphysik I ~ 400. 18422 3 552 115 1, §S.  400 f. siehe Gesamtregister.
0 183254 646536 Verweise ~ Gamaufs Erinnerungen aus Lichtenbergs Vorlesungen ~ Experimentalphysik I ~ 402. 18423 3 552 120 Gamauf erläutert das so (1, §S.  402) siehe Gesamtregister.
0 183254 Sachregister ~ Licht ~ Brechung ~ mechanisches Analogon. 20218 3 196 31 lichtenberg Refracktion. siehe Gesamtregister.
0 183254 646524 Personenregister ~ Gehler, Johann Samuel Traugott ~ Schriften ~ Physikalisches Wörterbuch (1787–1796) ~ Art. Reiben. 17817 3 551 113 Gehler 3, §S.  697 siehe Gesamtregister.
0 183254 Sachregister ~ Metapher ~ Karpfen. 20219 3 196 9 lichtenberg jedes Buch ein Karpfen siehe Gesamtregister.
0 183254 646534 Personenregister ~ Kästner, Abraham Gotthelf ~ Schriften ~ Mathematische Anfangsgründe (1758– u.ö.) ~ Anfangsgründe der angewandten Mathematik (1759 u.ö.) ~ 41792. 5920 3 552 119 Kästner, Anfangsgründe 2.1, 1792 siehe Gesamtregister.
0 183254 646536 Personenregister ~ Kästner, Abraham Gotthelf ~ Schriften ~ Mathematische Anfangsgründe (1758– u.ö.) ~ Anfangsgründe der höhern Mechanik (1766 u.ö.) ~ 21793. 5633 3 552 120 Kästner, Anfangsgründe 4.1, 1793 siehe Gesamtregister.
0 183254 Sachregister ~ Reibung ~ Stahl. 4151 3 196 4-7 lichtenberg Stahl auf Messing giebt zumal, wenn alles geölt wird, eine sehr geringe Fricktion Stahl auf Stahl ist viel stärker. Stahl auf Bley schwächer, hingegen Stahl auf Zinn am allerstärk- sten siehe Gesamtregister.
0 183254 Sachregister ~ Reibung ~ Nutzen ~ Beispiele. 5916 3 196 8-14 lichtenberg Nutzen der Fricktion. Schraube , Keil , Hemmen der Räder Bremse, unser Gehen, Glatteiß, jedes Buch ein Karpfen, alle Tische müsten in Kästen verwandelt werden, wir könten nicht auf stühlen sitzen, wenn jemand ein Buch in der Jüden Strase fallen liese, so könte er es in der Leine wiederholen, und sich selbst ebenfalls wenn er einmal hinfiele. Ja so gar unsere Zeuge. siehe Gesamtregister.
0 183254 Personenregister ~ Lichtenberg, Georg Christoph ~ Biographisches ~ Instrumente ~ zu Abschnitt 4: Statik und Mechanik ~ Rad mit Windflügeln (Nr. 51). 20205 3 196 17 lichtenberg Versuch mit dem Rad. siehe Gesamtregister.
0 183254 Sachregister ~ Versuche (Mechanik) ~ Widerstand in Fluida. 20206 3 196 17 lichtenberg Versuch mit dem Rad. siehe Gesamtregister.
0 183254 646537 Personenregister ~ Newton, Isaac ~ Schriften ~ Philosophiae naturalis principia mathematica (1687) ~ Die Mathematischen Prinzipien der Physik (dt. von V. Schüller 1999). 7420 3 553 121 Prinzipien 1999 siehe Gesamtregister.
0 183254 Sachregister ~ Leine. 20220 3 196 12 lichtenberg Leine siehe Gesamtregister.
0 183254 Sachregister ~ Karpfen. 20217 3 196 9 lichtenberg Karpfen siehe Gesamtregister.
1442937663532

Abbildungen

Digitalisate

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