Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 60

Band 4 - VIII. Vom Lichte - Büchelgen

200688
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4
0
1 75. 6 den 23 Aug.[§ 371 f., 408, 404 – 407]
2 Von den Mikroskopen der Juden in Hannover.73
3 Nachdem HE. Euler die Abweichung wegen der Gestalt74 ver-
4 bessert hatte,→ 60,7 – 9 so entstand uns noch die neue Schwierigkeit
5 wegen der Far|3rben.75
6 Erzählt, es beträgt Bild im Text des foci→ 86,33
7 Der Abweichung wegen der Gestalt kam man zu Hülfe 1) durch
8 die Länge des Tubi76 2) durch die Verbindung des concaven mit
9 dem Convexen.77
10 Die erste Art verschlimmert den Umstand mit den Farben78
11 Setzen sie einen Tubum von 56' für die grünen, so liegt das
12 violette Bild 55' das Rothe 57.79
13 Also kan man man vom foco gar nicht mehr positiv reden, son-
14 dern man muß fragen welche Strahlen meinen sie.
15 Sehen Sie dieses ist die Frage. ein weißer Strahl der auffällt wird
16 bey dem besten simpeln Glas, oder bey einem, wo man nur we-
17 gen der Gestalt corrigirt nicht mehr in einen Punckt, (ein Bild
18 vereinigt, sondern er macht 7 Bilder. |
19 3vdiesen Fehler nun hielt der grose Newton für incorrigible.
20 Warum?
21 1)Ohne Brechung ist durch Gläser (vom Spiegel ist jezt die Rede
22 nicht) keine Vergrösserung möglich dieses ist gewiß.
23 2)Ist keine Brechung ohne Farbe möglich das ist auch wahr bey
24 eintzelnen Gläsern.
25 3)Wenn man also die Farben aufhebt dachte Newton, so hebt
26 sich die Vergrößerung auf. Es giebt kein Mittel in der Natur,
27 die eine auf zu heben und die andere bey zu behalten.
28 Sehen Sie hierin hat Newton geirrt.
29 Dieses macht die Geschichte sehr merckwürdig.
30 Voltaire hat gesagt pp.80 |
31 4rEr glaubte nemlich wo die Brechung gleich ist, da ist auch die
32 Farben Zerstreuung gleich groß. (durch Versuche
33 Die Vorstellung ist sehr speciös;

Textkritischer Kommentar

60 14  welche … sie]
60für nach welchen Strahlen richten sie sich
textkritik 219262
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60 23  wahr]
60gestr. und wieder gültig gemacht
textkritik 219263
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Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

436 73 
436 Was es mit den „Mikroskopen der Juden in Hannover“ auf sich hat, konnte nicht ermittelt werden.
anmerkung 219255
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436 74 
436 Die „Abweichung wegen der Gestalt“ oder sphärische Aberration „entsteht daher, weil eine Glaslinse, deren Oberflächen eine sphärische Krümmung haben, die aus einem Punkte des Gegenstandes kommenden Lichtstralen nie wieder völlig in einen Punkt vereiniget. Jedoch vereinigen sich diejenigen Stralen, welche nahe bei der Axe oder um die Mitte des Glases einfallen, in einem sehr engen Raume, und für sie ist also diese Abweichung geringer, als für die weiter von der Axe ab und gegen den Rand zu einfallenden Stralen.“ (Gehler 1, 12.) – Vgl. auch Erxlebens § 352 (ErxH, 375).
anmerkung 219256
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436 75 
436 Die „Schwierigkeit wegen der Farben“ ist die chromatische Aberra­tion. Bei Gehler heißt es dazu: „Diese Abweichung rührt daher, daß die Lichtstralen nach Newtons Entdeckung bey der Brechung zertheilt, und in Stralen von verschiedenen Farben zerstreut werden, deren einige eine stär­kere, andere eine geringere Brechung leiden. [...] Daher werden unter den von einem Punkte ausgehenden Stralen einige näher, andere weiter hinter |
437 dem Glase vereiniget, und es entstehen so viele Bilder des Gegenstandes, als das Licht Farben enthält.“ (Gehler 1, 14.) – Der Fehler der durch die sphärische Aberration entsteht, fällt gegenüber dem Farbfehler nicht ins Gewicht. So bestimmt Newton (Optik 1983, 64; vgl. Optice 1740, 68 = lib. I. pars I. prop. VII. exp. XVI) für eine plankonvexe Linse das Ver­hältnis der Durchmesser der Abweichungskreise der chromatischen (dc) und der sphärischen Aberration (ds) zu Bild im Text und folgert, daß „[…] der Fehler, der von der sphärischen Gestalt des Glases herrührt, […] wegen seiner verhältnissmässigen Kleinheit nicht beachtet zu werden“ braucht. – Vgl. zur nachfolgenden Darstellung des Problems und seiner Lösung durch achro­matische optische Instrumente (60,11 – 62,9) Text Nr. 12 (85,27 – 90,2) und die zugehörigen Anm.
anmerkung 219257
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437 76 
437 Um die Wirkung der sphärischen Aberration möglichst gering zu halten, suchte man ein möglichst kleines Öffnungsverhältnis bei den Tele­skopobjektiven zu erreichen. (Das Öffnungsverhältnis ist das Verhältnis des Objektivdurchmessers d zu dessen Brennweite f.) Für die zur Beobachtung nötige große Lichtstärke brauchte man aber ein Objektiv mit möglichst großem Durchmesser, daher mußten die Brennweiten extrem groß werden, z. T. mehr als 30 m. (Die sphärische Aberration verringert sich mit dem Quadrat der Brennweite.) Aus Gründen der Stabilität mußte man auf einen Tubus verzichten, und benutzte sogenannte „Luftfernrohre“, bei denen das Objektiv steuerbar an einem Mast befestigt wurde. Als Beispiel kann das Luftfernrohr von Huygens gelten, vgl. Wolf, History 1950, Illustr. 41.
anmerkung 219258
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437 77 
437 Da eine konkave Linse bezüglich der sphärischen Aberration die entgegengesetzte Wirkung von der einer konvexen hat, kann man durch eine geeignete Kombination den sphärischen Fehler verringern. Euler (Briefe 3, 1773) beschreibt das in den Briefen 214 bis 217 .
anmerkung 219259
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437 78 
437 Mit wachsender Brennweite wächst die Bildgröße, die chromatische Aberration ändert sich aber nicht und dadurch verringert sich deren Wir­kung.
anmerkung 219260
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437 79 
437 Wenn die Brennweite (Bildweite) für die brechbarsten (violetten) Strahlen 55' und der für die am wenigsten brechbaren (roten) 57' beträgt, so ist, bezogen auf die Brennweite der Strahlen mittlerer Brechbarkeit von 56', die Dispersion Bild im Text.
anmerkung 219261
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437 80 
437 „Bossuet & Newton ont commenté tous deux l'Apocalypse; mais à tout prendre, les déclamations éloquentes de l'un, & les sublimes décou­vertes de l'autre, leur ont fait plus d'honneur que leurs commentaires.“ (Voltaire, Questions 1, 1774, 238, (Stichwort „Apocalypse“). Und in den ‚Melanges philosophiques‘ findet sich ein Abschnitt „De Newton“, in dem es heißt (Voltaire, Melanges 2, 1771, 98): „Bien des gens en lisant le peu de métaphysique que Newton a mis à la fin de ses Principes mathématiques, y ont trouvé quelque chose d'aussi obscur que l'Apocalypse. Les métaphysi­ciens & les théologiens ressemblent assez à cette espèce de gladiateurs qu'on faisait combattre les yeux ouverts d'un bandeau. Mais quand New­|
438ton travailla les yeux ouverts à ses mathématiques, sa vue porta aux bornes du monde.“ – Vgl. dazu auch Gam 2, 493 f. (GamN, 403): „Er [Newton] behauptete, daß, wenn die Farben aufgehoben würden, auch die Brechung aufgehoben werden müßte. Allein, dieß wurde hernach falsch befunden. Und der außerordentliche Mann hat also auch hiedurch gezeigt, daß er ein Mensch sey, und nicht allein durch seinen Commentar über die Apokalyp­se, wie Voltaire sagte.”
anmerkung 219264
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Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 200689 Verzeichnis der edierten Handschriften ~ NL VII F 2, K 6 ~ Bl. 3. 31895 4 60 5 3r siehe Gesamtregister.
0 200689 Verzeichnis der edierten Handschriften ~ NL VII F 2, K 6 ~ Bl. 4. 31896 4 60 31 4r siehe Gesamtregister.
0 200689 Sachregister ~ Fernrohr ~ sphärische Aberration ~ Abhilfe. 2734 4 60 7-9 lichtenberg Der Abweichung wegen der Gestalt kam man zu Hülfe 1) durch die Länge des Tubi 76 2) durch die Verbindung des concaven mit dem Convexen. siehe Gesamtregister.
0 200689 744815 Verweise ~ Vorlesungen zur Naturlehre ~ 1: Erxleben ~ Kap. 8 Optik ~ S. 375. 33184 4 436 74 ErxH, 375 siehe Gesamtregister.
0 200689 744818 Personenregister ~ Euler, Leonhard ~ Schriften ~ Lettres à une princesse d’Allemagne (1768–1772 u.ö.) ~ Briefe an eine deutsche Prinzessin (dt. 1769-1773 u.ö.). 5170 4 437 77 Euler (Briefe 3, 1773) siehe Gesamtregister.
0 200689 Personenregister ~ Euler, Leonhard ~ Licht ~ Brechung. 12332 4 60 3 lichtenberg Euler siehe Gesamtregister.
0 200689 744823 Verweise ~ Gamaufs Erinnerungen aus Lichtenbergs Vorlesungen ~ Experimentalphysik II ~ 493. 19329 4 438 80 GamN, 403 siehe Gesamtregister.
0 200689 Sachregister ~ Linse (optisch) ~ konvexe ~ Abweichung wegen der Farben. 3454 4 60 4-18 lichtenberg die neue Schwierigkeit wegen der Far | 3r ben ben . 75 Erzählt, es beträgt des foci → 86,33 Die erste Art verschlimmert den Umstand mit den Farben 78 Setzen sie einen Tubum von 56 ' für die grünen, so liegt das violette Bild 55 ' das Rothe 57. 79 Also kan man man vom foco gar nicht mehr positiv reden, son- dern man muß fragen welche Strahlen meinen sie. Sehen Sie dieses ist die Frage. ein weißer Strahl der auffällt wird bey dem besten simpeln Glas, oder bey einem, wo man nur we- gen der Gestalt corrigirt nicht mehr in einen Punckt, (ein Bild vereinigt, sondern er macht 7 Bilder. siehe Gesamtregister.
0 200689 744815 Personenregister ~ Gehler, Johann Samuel Traugott ~ Schriften ~ Physikalisches Wörterbuch (1787–1796) ~ Art. Abweichung, dioptrische. 19328 4 436 74 Gehler 1, 12 siehe Gesamtregister.
0 200689 744816 Personenregister ~ Gehler, Johann Samuel Traugott ~ Schriften ~ Physikalisches Wörterbuch (1787–1796) ~ Art. Abweichung, dioptrische. 19328 4 437 75 Gehler 1, 14. siehe Gesamtregister.
0 200689 744817 Personenregister ~ Huygens, Christiaan ~ Luftfernrohr. 22849 4 437 76 Huygens siehe Gesamtregister.
0 200689 Sachregister ~ Datierung ~ 1785 August 23. 22844 4 60 1 lichtenberg 23 Aug. siehe Gesamtregister.
0 200689 Sachregister ~ Hannover ~ Juden. 22848 4 60 2 lichtenberg Hannover siehe Gesamtregister.
0 200689 744816 Personenregister ~ Newton, Isaac ~ Schriften ~ Optics (1704) ~ Optice (lat. von S. Clarke 1706 u.ö.) ~ Ausg. Lausanne u. Genf 1740.. 7418 4 437 75 Newton Optice 1740 siehe Gesamtregister.
0 200689 744816 Personenregister ~ Newton, Isaac ~ Schriften ~ Optics (1704) ~ Optik (dt. von W. Abendroth 1898; Nachdruck 1983 u.ö.). 7419 4 437 75 Newton Optik 1983 siehe Gesamtregister.
0 200689 Personenregister ~ Newton, Isaac ~ Licht ~ Achromasie. 12488 4 60 19-33 lichtenberg 1 diesen Fehler nun hielt der grose Newton für incorrigible. Warum? 1) Ohne Brechung ist durch Gläser (vom Spiegel ist jezt die Rede nicht) keine Vergrösserung möglich dieses ist gewiß. 2) Ist keine Brechung ohne Farbe möglich das ist auch wahr bey eintzelnen Gläsern. 3) Wenn man also die Farben aufhebt dachte Newton, so hebt sich die Vergrößerung auf. Es giebt kein Mittel in der Natur, die eine auf zu heben und die andere bey zu behalten. Sehen Sie hierin hat Newton geirrt. Dieses macht die Geschichte sehr merckwürdig. Voltaire hat gesagt pp . 80 | 4r Er glaubte nemlich wo die Brechung gleich ist, da ist auch die Farben Zerstreuung gleich groß. (durch Versuche Die Vorstellung ist sehr speciös; siehe Gesamtregister.
0 200689 Sachregister ~ Juden ~ Mikroskope der Hannoveraner Juden. 22847 4 60 2 lichtenberg Juden siehe Gesamtregister.
0 200689 744823 Personenregister ~ Voltaire, François-Marie Arouet de ~ Schriften ~ Collection complette des œuvres (1768–1781) ~ Questions sur l’encyclopédie par des amateurs (1774). 7704 4 437 80 Voltaire, Questions 1, 1774 siehe Gesamtregister.
0 200689 744823 Personenregister ~ Voltaire, François-Marie Arouet de ~ Schriften ~ Collection complette des œuvres (1768–1781) ~ Mélanges philosophiques, litteraires, historiques, &c. (1771). 19330 4 437 80 Voltaire, Melanges 2, 1771 siehe Gesamtregister.
0 200689 Personenregister ~ Voltaire, François-Marie Arouet de ~ über Newton. 22845 4 60 30 lichtenberg Voltaire siehe Gesamtregister.
0 200689 744817 Personenregister ~ Wolf, Abraham ~ Schriften ~ A history of science, technology, and philosophy in the 16th and 17th centuries (21950). 9597 4 437 76 Wolf, History 1950 siehe Gesamtregister.
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200715
200689
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200691
200715
200716
200717
200718
200719
20068952cefcbe993f4559618932
20068952cefcbe9adb0154171824
20071452cefce405c3d230204613
1455010336821

Abbildungen

Digitalisate

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0200689460501handschriftVNat_4VII_F_2_K_6_02v-03r.jpg3r VII F 2, K 6, 3r
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02006894603101handschriftVNat_4VII_F_2_K_6_03v-04r.jpg4r VII F 2, K 6, 4r
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