Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 86

Band 4 - VIII. Vom Lichte - Heffte

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1 einige Augenblicke mit einem Gegenstande unterhalten, der nicht
2 mehr so ganz das Neue einer interessanten Sache hat, aber doch
3 gewiß (wie wir aus eigener Erfahrung wissen) bey vielen nicht so
4 bekannt ist, als man der Wichtigkeit der Sache wegen wohl
5 erwarten sollte.
6 Gewöhnlich nennt man diese verbesserte Fernröhren Dollond-
7 sche, von ihrem ersten Erfinder und Verfertiger Dollond einem
8 Engländer253. Um aber auch den Antheil, welchen Deutsche an
9 dieser Erfindung haben nicht zu vergessen, zumahl da sie in
10 Deutschland von vielen Künstlern nicht ohne guten Erfolg nach-
11 gemacht sind,254 so nennen wir sie gewöhnlich farbenlose, oder
12 in der Kunstsprache, achromatische255 Fernröhre.
13 violet.
14 dunckelbl
15 him[mel]blau
16 grün
17 gelb
18 orange
19 roth
20 Unsere Leser sind wahrscheinlich alle mit der grossen Erfindung
21 bekannt, die der berühmte Engländer Newton in Ansehung des
22 Lichts gemacht hat; wenigstens werden sie es uns nicht übel
23 nehmen, wenn wir ihnen es zutrauen, daß sie es wissen. Es ist die
24 Eigenschaft des Lichts, vermöge welcher ein Strahl, der durch ein
25 gläsernes dreyeckigt geschliffenes Glaß fällt, sich in sieben
26 einzeln sichtbare Regenbogenfarben vertheilt.256 Der Lichtstrahl
27 breitet sich nämlich (mit Erlaubniß der Damen, daß ich die
28 Sache auch so sehr deutlich mache) sobald er durch ein solches
29 Glaß gehet, wie ein Fächer aus; und so wie alle Farben im
30 zusammengelegten Fächer unsichtbahr sind, so sind sie auch im
31 Lichtstrahl verborgen, und werden durch die Brechungskraft257
32 des Glases daraus entfaltet.
33 Es beträgt die Zerstreuung Bild im Text des foci bey gemein[em] Glas.258
34 Hieraus entstehet nun bey geschliffenen Gläsern, die zu Fernröh-
35 ren gebraucht werden, der Nachtheil, | 1vdaß sie von den Gegen-
36 ständen nicht ein einzelnes reines Bild formiren, sondern, die

Textkritischer Kommentar

86 3  bey … nicht]
86für nicht
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86 4 – 5  ist … sollte]
86für als wichtig ist
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86 9  sie]
86danach gestr. auch
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86 27  breitet … nämlich]
86für theilet sich nämlich
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86 29 – 30  Farben … Fächer]
86für zusammengelegte Farben
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Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

481 253 
481 John Dollond (1706 – 1761); er betrieb gemeinsam mit seinem älte­sten Sohn Peter (1730 – 1820) eine optische Werkstatt in London.
anmerkung 219554
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481 254 
481 So etwa vom Augsburger Instrumentenmacher Georg Friedrich Brander (1713 – 1783), der in seinem Katalog von 1783 „Achromatische Seheröhren in verschiedener Länge und Preisen.“ anbietet. Vgl. Brander 1983, 224.
anmerkung 219556
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481 255 
481 Das Wort achromatisch ist abgeleitet von grch. ἀχρώματος, d. i. „ohne Farbe“.
anmerkung 219557
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481 256 
481 Bei der prismatischen Zerlegung des Sonnenlichts zeigte sich das Spektrum „violaceo, indico, caeruleo, viridi, flavo, aureo, rubro, innumeris­que intermediis coloribus, per differentias quam minimas ex uno extremo ad alterum extremum pergentibus, & serie continuata in se invicem perpe­|
482tuo desinentibus. […] qui tamen omnes sub speciebus & nominibus colo­rum septem principalium praedictorum cemprehendo possint, tanquam eorum gradus innumeri.“ ([…] in Violett, Indigo, Himmelblau, Grün, Gelb, Orange, Rot, samt unzähligen Zwischenfarben, die von einem bis zum anderen Ende in kleinsten Unterschieden voranschreiten und in einer zusammenhängenden Folge sich stetig ineinander verlieren; […] sie können jedoch unter Art und Namen der vorerwähnten sieben Hauptfarben zusam­mengefaßt werden, obgleich es von ihnen zahllose Abstufungen gibt.) So heißt es in Newtons ‚Optice‘ an entsprechender Stelle. (Optice 1740, 87 = lib. I. pars II. prop. II. theorema II.)
anmerkung 219558
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482 257 
482 Der Begriff der Brechungskraft (brechenden Kraft) ist nicht genau festgelegt. Newton versteht unter der brechenden Kraft einer Substanz mit dem Brechungsindex n die Größe n² – 1. Hier dürfte das Dispersionsver­mögen des Glases gemeint sein, d. h. die unterschiedliche Brechbarkeit der Bestandteile des (weißen) Lichts. (Vgl. die folgende Anm. 258.)
anmerkung 219561
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482 258 
482 Unter (Farben-)Zerstreuung (Dispersio radiorum lucis) versteht man (Gehler 2, 169): „Die bey jeder Brechung vorkommende Zertheilung oder Spaltung der Sonnnenstralen, und überhaupt des zusammengesetzten Lichts in mehrere Stralen von verschieden Farben.“ Hier ist das Zerstreuungsver­mögen als Differenz zwischen dem Bildpunkt bzw. Brennpunkt für die am wenigsten brechbaren roten und demjenigen für die am stärksten brech­baren violetten Strahlen gemeint. Newton (Optik 1983, 63) hat festgestellt: Wenn Strahlen „von einem leuchtenden Punkte kommen, der so weit von der Linse liegt, dass sie vor ihrem Eintritte als parallel betrachtet werden können, so wird der Brennpunkt der brechbarsten Strahlen um ungefähr den 27. oder 28. Theil der ganzen Entfernung näher bei der Linse liegen, als der Brennpunkt der am wenigsten brechbaren Strahlen.“ (Vgl. Optice 1740, 67, lib. I. pars I. prop. VII, exp. XVI.)
anmerkung 219562
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Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 200715 745115 Personenregister ~ Brander, Georg Friedrich ~ achromatisches Fernrohr. 22913 4 481 254 Georg Friedrich Brander siehe Gesamtregister.
0 200715 Personenregister ~ Dollond, John ~ Achromasie. 12490 4 86 7 lichtenberg Dollond siehe Gesamtregister.
0 200715 Sachregister ~ Linse (optisch) ~ konvexe ~ Abweichung wegen der Farben. 3454 4 86 33-36 lichtenberg 1 Es beträgt die Zerstreuung des foci bey gemein[em] Glas. 258 Hieraus entstehet nun bey geschliffenen Gläsern, die zu Fernröh- ren gebraucht werden, der Nachtheil, | 1v daß sie von den Gegen- ständen nicht ein einzelnes reines Bild formiren, sondern, die siehe Gesamtregister.
0 200715 745121 Personenregister ~ Gehler, Johann Samuel Traugott ~ Schriften ~ Physikalisches Wörterbuch (1787–1796) ~ Art. Farbenzerstreuung. 19386 4 482 258 Gehler 2, 169 siehe Gesamtregister.
0 200715 Sachregister ~ Prisma ~ Farbenzerstreuung. 22862 4 86 13-32 lichtenberg violet. dunckelbl him[mel]blau grün gelb orange roth Unsere Leser sind wahrscheinlich alle mit der grossen Erfindung bekannt, die der berühmte Engländer Newton in Ansehung des Lichts gemacht hat; wenigstens werden sie es uns nicht übel nehmen, wenn wir ihnen es zutrauen, daß sie es wissen. Es ist die Eigenschaft des Lichts, vermöge welcher ein Strahl, der durch ein gläsernes dreyeckigt geschliffenes Glaß fällt, sich in sieben einzeln sichtbare Regenbogenfarben vertheilt. 256 Der Lichtstrahl breitet sich nämlich (mit Erlaubniß der Damen, daß ich die Sache auch so sehr deutlich mache) sobald er durch ein solches Glaß gehet, wie ein Fächer aus; und so wie alle Farben im zusammengelegten Fächer unsichtbahr sind, so sind sie auch im Lichtstrahl verborgen, und werden durch die Brechungskraft 257 des Glases daraus entfaltet. siehe Gesamtregister.
0 200715 745117 Personenregister ~ Newton, Isaac ~ Schriften ~ Optics (1704) ~ Optice (lat. von S. Clarke 1706 u.ö.) ~ Ausg. Lausanne u. Genf 1740.. 7418 4 482 256 Optice 1740 siehe Gesamtregister.
0 200715 745121 Personenregister ~ Newton, Isaac ~ Schriften ~ Optics (1704) ~ Optice (lat. von S. Clarke 1706 u.ö.) ~ Ausg. Lausanne u. Genf 1740.. 7418 4 482 258 Optice 1740 siehe Gesamtregister.
0 200715 745121 Personenregister ~ Newton, Isaac ~ Schriften ~ Optics (1704) ~ Optik (dt. von W. Abendroth 1898; Nachdruck 1983 u.ö.). 7419 4 482 258 Optik 1983 siehe Gesamtregister.
0 200715 Personenregister ~ Newton, Isaac ~ Licht ~ Farben. 12359 4 86 21 lichtenberg Newton siehe Gesamtregister.
0 200715 Sachregister ~ Dame(n). 24701 4 86 27 lichtenberg Damen siehe Gesamtregister.
0 200715 745115 Personenregister ~ Brachner, Alto ~ Herausgeber ~ G.F. Brander, 1713-1783: wissenschaftliche Instrumente aus seiner Werkstatt (1983). 19400 4 481 254 Brander 1983 siehe Gesamtregister.
0 200715 745113 Personenregister ~ Dollond, Peter. 22912 4 481 253 Peter siehe Gesamtregister.
200715
20068952cefcbe9cb21266890527
20071552cefce4eedd7522716203
20068952cefcbe9b011653105438
1440066893285

Abbildungen

Digitalisate

020071548600handschriftVNat_4VIII_D8_01r.jpg1r VIII D 7, 1r
02007154863501handschriftVNat_4VIII_D8_01v.jpg1v VIII D 8, 1v
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