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Delucs ‚Idées‘ (1786) und nach Erscheinen der erheblich erwei-
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terten zweiten Auflage der ,Experiments‘ (1788) scheint sich
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Lichtenberg intensiver und kritischer mit Crawfords Theorie
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befaßt zu haben, wie z. B. die Überschrift von Nr. 56: „Haupt-
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sächlichste Einwürfe gegen Crawfords Theorie“ belegt; in der 5.
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und 6. Auflage haben die Zusätze zum § 494 nun den Titel:
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„Theorie der Wärme und des Feuers, größten Theils nach
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Crawford.“ Bei den Texten in Abteilung G handelt es sich in der
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Hauptsache (Nr. 54, Nr. 56, Nr. 60 und Nr. 62 f.) um die
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Auseinandersetzung mit der Crawfordschen Theorie und um
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geplante Änderungen der Zusätze zum § 494 des Kompendiums,
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wie die Überschriften 494.f, 494.h oder 494.i vermuten lassen,
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auch wenn sie mit den entsprechenden Paragraphen der fünften
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und sechsten Auflage inhaltlich nicht übereinstimmen.
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Wenn sich auch zu Lichtenbergs Lebzeiten die Begriffe der
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Wärmelehre, wie Wärmemenge, spezifische und latente Wärme,
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allmählich klären und festigen – die Frage, was Wärme denn nun
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eigentlich sei, bleibt unbeantwortet. Lichtenberg hat bis zum
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Ende an der Vorstellung festgehalten, daß die Wärme Substanz-
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charakter hat. Die Bedeutung von Daniel Bernoullis kinetischer
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nicht erkannt, und Thompsons (Rumfords) Reibungs-Experi-
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ment, das der Wärmestofftheorie den Todesstoß versetzte, hat er
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wohl nicht mehr zur Kenntnis genommen. Lichtenbergs Nach-
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folger, der allen Spekulationen abholde Johann Tobias Mayer,
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hielt es für nicht des Streitens wert, ob man für das „Wärme
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erregende Princip“, das Wort „Wärmestoff“ benutzt oder ein
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anderes vorzieht, denn: „Am Ende laufen alle Erscheinungen der
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Wärme doch nur auf eine besondere Art von Kraftäußerung
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hinaus, unentschieden, ob sie einer eigenen Materie oder der
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Materie der Körper überhaupt zukömmt. Wie demnach eine
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solche besondere Wärmekraft in Körpern hervorgebracht […],
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vermehrt, vermindert, angehäuft, fortgeleitet, mitgetheilt werden
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könne u. s. w. darüber läßt sich auch bey der Annnahme eines