Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 131

Band 4 - IX. Von der Wärme und Kälte - Heffte

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4
0
1 IX. 3 ‚Heffte‘
2 Nr. 1VIII E 2, 4r
3 §. 4194r
4 Compensations Pendel.63
5 Graham’s erste beschreibung des Merkurial Pendels steht in
6 Philos. Trans. Vol. 34. p. 40. er bediente sich der Glas-Röhren,
7 und der überfirnisten Messingenen. Die Erfindung ist so alt, als
8 1715.64
9 Ueber den eigentlichen Erfinder steht eine Abhandlung von Short
10 in Philos. Trans. Vol. 47. p. 517.65 Den ersten Gedancken hat
11 gewiß Graham gehabt. Aber Harrison im Jahr 1726 würcklich
12 ausgeführt. Also in dem selben Jahre da Graham mit seinen
13 Gedancken zuerst vor die Societät kam.
14 Nr. 2VIII E 3, 1r
15 1rGefrieren. §. 424
16 Gestern von den Ursachen, die das Eis spec. leichter machen als
17 das Wasser.
18 das Resultat war:
19 daß zwar die Lufft allerdings etwas dazu beytrage; daß man sich
20 aber nicht die rohe Vorstellung davon machen müsse, die man
21 sich bisher davon gemacht hat, als würde sie aus den Poren
22 heraus getrieben.
23 daß Lufftleeres Eis zwar schwerer sey als Lufftvolles, aber alle-
24 zeit noch immer leichter als das Wasser.
25 daß man dabey nothwendig auf die latente Wärme sehen müsse
26 und was diese erzeugt und endlich
27 daß wahrscheinlicher Weiße das Gefrieren eine Art von Chry-
28 stallisation sey, und die Theilchen Polarität besitzen.
29 Übrigens haben das Eisen, der Schwefel die Butter eben die
30 Eigenschafften, daß sie sich ausdehnen.
31 Hieran schließt sich die Lehre vom Grund-Eis.
32 Die Entwickelung der Kälte, so wie der Wärme

Textkritischer Kommentar

131 9  den]
131für die
textkritik 219818
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131 23  Lufftleeres Eis]
131für Lufft<leeres>{volles} Wasser
textkritik 219820
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Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

503 63 
503Die Schwingungsdauer eines Pendels T ist proportional zur Wurzel aus der Pendellänge l, d. h. ein Pendel schwingt umso langsamer, je länger es ist und umso schneller, je kürzer es ist. Da sich aber die Länge eines metallischen Pendelstabes mit der Temperatur ändert, beeinträchtigt das sowohl Messungen mit dem Sekundenpendel (vgl. VNat 3, 544 f. [Anm. 76 – 78]) als auch die Ganggenauigkeit von Pendeluhren. Eine Möglichkeit, diesen Fehler zu kompensieren, ist die Verwendung eines sogenannten Rost­pendels, das seinen Namen von der Ähnlichkeit mit einem Rost genannten Gitterwerk hat (vgl. die unten stehende Abb.) und das aus Metallstäben be­steht, die einen unterschiedlichen Ausdehnungskoeffizienten haben und sich in jeweils entgegengesetzte Richtungen ausdehnen. Das Verfahren, (Gehler, Wörterbuch 2, 1826, 199) „durch Engegensetzung zweier Fehler das Rich­tige zu erreichen“, ist für die Praxis recht geeignet, „weil es uns leichter wird, Fehler durch Fehler aufzuheben, als etwas an sich Vollkommenes zu­wege zu bringen.“ Im § 421 des Erxleben wird nur erwähnt, daß der Gang der Uhren temperaturabhängig ist, ohne eine mögliche Kompensation anzugeben. In einer handschriftlichen Randnotiz verweist L. (ErxH, 428,1 – 12) auf „eine bequeme Einrichtung dieses zu verhindern“ und hat davon auch in der Vorlesung gesprochen. Gamauf (GamN, 418 und Tab. 1 [nach S. 554], Fig. 2) demonstriert das Verfahren an einem aus fünf Stangen bestehenden Rostpendel: „Die Stangen A B und C D sind aus Eisen; die Stangen E F und G H aus Zinn, das gerade noch einmahl so stark, als das Eisen durch die Wärme ausgedehnt wird; die Pendelstange I K ist wieder aus Eisen: die Querstangen A C, E G, F H und B D können aus was immer für einem Metalle seyn. Die Zinnstangen E F und G H, sitzen auf der Queerstangen F H fest, und diese ruht wieder auf der Queerstange oder Schwelle B D, so daß sie mit allem, was auf ihr befestiget ist, nach A C hingeschoben werden kann. Es verlängere sich nun bey einem gewissen Grade der Wärme, die Eisenstange um 1 Linie, so muß sich das ganze Pendel um 2 Linien verlängern. Denn werden die Stangen A B und C D um 1 Linie verlängert, so sinkt ja auch die Schwelle B D um 1 Linie herab; folglich auch die Queerstange F H und alles, was darauf ruht; mithin auch die Pendelstange I K. Aber diese Pendelstange wird auch für sich um 1 Linie verlängert; also in Allem um 2 Linien. – Da sich nun bey gleichem Grade der Wärme, Zinn noch einmahl so stark als Eisen ausdehnt: so werden in dem Moment, als die Eisenstangen um 1 Linie verlängert werden, die Zinn­stangen E F und G H um 2 Linien verlängert. Aber nach F H oder B D hin, |
504 können sie sich nicht verlängern, folglich muß es nach E G oder A C hin geschehen. Es hebt sich also die Schwelle F H mit allem, was sich darauf befindet, und so wird folglich das Vorhergehende ganz aufgehoben und corrigirt.“ Bild im Text
anmerkung 219816
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504 64 
504 Der Uhrmacher George Graham hatte seit dem Jahre 1715 versucht, „to discover whether there was any considerable Difference of Expansion between Brass, Steel, Iron, Copper, Silver, &c. when exposed to the same Degrees of Heat“, um zwei von diesen Metalle finden, die sich so erheblich in ihrem Ausdehnungsvermögen unterscheiden, daß sie geeignet sind, „to remedy, in great measure, the Irregularities to which common Pendulums are subject.“ (Graham, Contrivance 1726, 40.) Zwar konnte er feststellen, daß die Ausdehnung all dieser Metalle sich bei Hitze und Kälte merklich änderte, doch „their Differences, in Quantity from one another, were so small, as gave me no Hopes of succeeding this Way“. (Ebd., 40.) Erst als Graham bemerkte, daß die Wärmeausdehnung einer Quecksilbersäule von weit höherem Grad war, als die von ihm zuvor untersuchten Metalle, kam er auf den Gedanken Quecksilber als „Ausgleichsmetall“ zu benutzen, in­dem er ein mit Quecksilber gefülltes Glasrohr an die Pendelstange hing. Er kontrollierte über mehr als drei Jahre hinweg – im ersten Jahre täglich – den Gang seiner „Quecksilber-Uhr“ mit einem Passageinstrument, d. h. mit Hilfe des Meridiandurchgangs eines Gestirns, und verglich die Abwei­chungen mit denen einer zweiten Uhr, „[which] had been made some Years before, with extraordinary Care“, deren Abweichung 12 bis 14 Sekunden in 24 Stunden betrug. (Ebd., 41.) Er experimentierte mit Quecksilbersäulen verschiedener Länge, bis er eine optimale Länge herausfand; die Abwei­chung seiner Quecksilber-Uhr betrug dann nur den sechsten oder achten Teil derjenigen der normalen Pendeluhr. „The Reason, why this kind of Pendulum is more exact than the common Sort, will be evident to any one, who considers, that as Heat lengthens the Rod of the Pendulum, at the same Time it increases the Length of the Pillar of Quicksilver, and its Center of Gravity is moved upwards: And when by Cold, the Rod of the Pendulum is shortened, the Pillar of Quicksilver is likewise shortened, and its Center of Gravity carried downwards; by this Means, if the Column of Quicksilver be of a proper Length, the Distance between the Point of Suspension and the Centre of Oscillation of the Pendulum, will by allways nearly the same upon which the exact Motion of a Clock principally depends.“ (Ebd., 43.) – Vgl. die detaillierte Beschreibung eines Queck­|
505silberpendels aus dem frühen 19. Jh. bei Gehler, Wörterbuch 2, 1826, 200 – 203.
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505 65 
505 In seinem Brief an die Royal Society geht Short (Letter 1752) der Frage nach, wer denn nun der Erfinder der Vorrichtung sei, die Unregel­mäßigkeiten des Uhrenpendels zu korrigieren. Er gibt zu diesem Zweck einen historischen Überblick über die entsprechenden Bemühungen. Er referiert Grahams Abhandlung (vgl. die vorangehende Anm. 64), beschreibt Harrisons erstes Rostpendel von 1725, das aus drei Eisen- und zwei Messingstäben besteht, und berichtet über die Verwendung dieses Pendels in Schiffschronometern, erprobt auf einer Schiffsreise nach Lissabon und zurück. Short erwähnt die Rostpendel von Jacques Cassini und John Ellicott, beide ebenfalls Kombinationen aus Eisen- und Messingstäben, und schließlich auch eines von Graham „in the manner of Mr. Harrison’s com­bination” (Short, Letter 1752, 523) und kommt am Ende zu folgendem Schluß: „it appears, that the improvement of clocks, by a contrivance to prevent their inequalities arising from the different lengths of the pendu­lum, in different seasons of the year, by the effects of heat and cold, was first thought of, and executed, by Mr. George Graham; and that the ap­plication of wires or bars of two metals, which have different degrees of expansion or contraction, to prevent the same inequalities, was also first thought of by Mr. Graham, and first executed by Mr. John Harrison, without the least knowlege of what Mr. Graham had done before him.“ (Ebd., 524.) – Vgl. zu Harrison auch Gamauf (GamN, 418 – 421).
anmerkung 219819
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Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 200761 Verzeichnis der edierten Handschriften ~ NL VIII E 2 ~ Bl. 4. 30379 4 131 3 4r siehe Gesamtregister.
0 200761 Verzeichnis der edierten Handschriften ~ NL VIII E 3 ~ Bl. 1. 30381 4 131 15 1r siehe Gesamtregister.
0 200761 Sachregister ~ Eis ~ Grundeis. 12623 4 131 31 lichtenberg Grund-Eis siehe Gesamtregister.
0 200761 Sachregister ~ Eisen ~ Ausdehnung beim Erstarren. 2468 4 131 29 lichtenberg Eisen siehe Gesamtregister.
0 200761 Verweise ~ Kompendium ~ § 424. 23039 4 131 15 lichtenberg §. 424 siehe Gesamtregister.
0 200761 Verweise ~ Kompendium ~ § 419. 23045 4 131 3 lichtenberg §. 419 siehe Gesamtregister.
0 200761 745378 Personenregister ~ Cassini, Jacques ~ Kompensationspendel. 23043 4 505 65 Jacques Cassini siehe Gesamtregister.
0 200761 Sachregister ~ Gefrieren. 2908 4 131 15 lichtenberg wichtig Gefrieren. siehe Gesamtregister.
0 200761 745375 Verweise ~ Vorlesungen zur Naturlehre ~ 1: Erxleben ~ Kap. 9 Wärme ~ S. 428. 33213 4 503 63 ErxH, 428 ,1 – 12) auf „eine bequeme Einrichtung dieses zu verhindern“ und hat davon auch in der Vorlesung gesprochen. Gamauf ( siehe Gesamtregister.
0 200761 745375 Verweise ~ Vorlesungen zur Naturlehre ~ 3: Experimentalphysik I ~ Kap. 4 Mechanik. 19058 4 503 63 VNat 3, 544 f. siehe Gesamtregister.
0 200761 745375 Verweise ~ Gamaufs Erinnerungen aus Lichtenbergs Vorlesungen ~ Experimentalphysik III ~ 16. 19440 4 503 63 GamN, 418 siehe Gesamtregister.
0 200761 745378 Verweise ~ Gamaufs Erinnerungen aus Lichtenbergs Vorlesungen ~ Experimentalphysik III ~ 16. 19440 4 505 65 GamN, 418 – 421 siehe Gesamtregister.
0 200761 745375 Personenregister ~ Gehler, Johann Samuel Traugott ~ Schriften ~ Physikalisches Wörterbuch. Neu bearbeitet von Brandes […] (1825–1845) ~ Art. Compensation. 19439 4 503 63 Gehler, Wörterbuch 2, 1826, siehe Gesamtregister.
0 200761 745376 Personenregister ~ Gehler, Johann Samuel Traugott ~ Schriften ~ Physikalisches Wörterbuch. Neu bearbeitet von Brandes […] (1825–1845) ~ Art. Compensation. 19439 4 505 64 Gehler, Wörterbuch 2, 1826, 200 – 203 siehe Gesamtregister.
0 200761 Personenregister ~ Graham, George ~ Schriften ~ A contrivance to avoid the irregularities in a clock’s motion (1726–27). 8454 4 131 5-6 lichtenberg Graham’s erste beschreibung des Merkurial Pendels steht in Philos. Trans. Vol. 34. p. 40. siehe Gesamtregister.
0 200761 Personenregister ~ Graham, George ~ Kompensationspendel. 23041 4 131 5-13 lichtenberg Graham’s erste beschreibung des Merkurial Pendels steht in Philos. Trans. Vol. 34. p. 40. er bediente sich der Glas-Röhren, und der überfirnisten Messingenen. Die Erfindung ist so alt, als 1715. 64 Ueber den eigentlichen Erfinder steht eine Abhandlung von Short in Philos. Trans. Vol. 47. p. 517. 65 Den ersten Gedancken hat gewiß Graham gehabt. Aber Harrison im Jahr 1726 würcklich ausgeführt. Also in dem selben Jahre da Graham mit seinen Gedancken zuerst vor die Societät kam. siehe Gesamtregister.
0 200761 Personenregister ~ Harrison, John ~ Kompensationspendel. 23040 4 131 11 lichtenberg Harrison siehe Gesamtregister.
0 200761 Sachregister ~ Quecksilber ~ Verwendung im Kompensationspendel. 23042 4 131 5 lichtenberg Merkurial Pendels siehe Gesamtregister.
0 200761 Sachregister ~ Schwefel ~ Ausdehnung beim Erstarren. 4284 4 131 29 lichtenberg Schwefel siehe Gesamtregister.
0 200761 Sachregister ~ Uhr ~ Pendeluhr ~ Kompensation der Wärmeempfindlichkeit. 23033 4 131 4 wichtig Compensations Pendel. siehe Gesamtregister.
0 200761 Sachregister ~ Wasser ~ Ausdehnung beim Gefrieren ~ Ursache. 4815 4 131 16-28 lichtenberg Gestern von den Ursachen, die das Eis spec. leichter machen als das Wasser. das Resultat war: daß zwar die Lufft allerdings etwas dazu beytrage; daß man sich aber nicht die rohe Vorstellung davon machen müsse, die man sich bisher davon gemacht hat, als würde sie aus den Poren heraus getrieben. daß Lufftleeres Eis zwar schwerer sey als Lufftvolles, aber alle- zeit noch immer leichter als das Wasser. daß man dabey nothwendig auf die latente Wärme sehen müsse und was diese erzeugt und endlich daß wahrscheinlicher Weiße das Gefrieren eine Art von Chry- stallisation sey, und die Theilchen Polarität besitzen. siehe Gesamtregister.
0 200761 Sachregister ~ Butter ~ Ausdehnung beim Erstarren. 23097 4 131 29 lichtenberg Butter siehe Gesamtregister.
0 200761 Personenregister ~ Short, James ~ Schriften ~ A letter to the Royal Society, concerning the inventor of the contrivance in the pendulum of a clock, to prevent the irregularities of its motion by heat and cold (1751–52). 9332 4 131 9-10 lichtenberg eine Abhandlung von Short in Philos. Trans. Vol. 47. p. 517 siehe Gesamtregister.
0 200761 Sachregister ~ Royal Society for the Improvement of Natural Knowledge ~ Aufsätze, Briefe, Vorträge. 24507 4 131 13 lichtenberg Societät siehe Gesamtregister.
0 200761 745378 Sachregister ~ Royal Society for the Improvement of Natural Knowledge ~ Aufsätze, Briefe, Vorträge. 24507 4 505 65 Royal Society siehe Gesamtregister.
0 200761 745378 Personenregister ~ Ellicot, John ~ Kompensationspendel. 23044 4 505 65 John Ellicott siehe Gesamtregister.
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20074052cefd056bf4f546585361
20076152cefd1496d02455846260
20080052cefdef816c0783039053

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02007614131301handschriftVNat_4VIII_E_02_004r.jpg4r VIII E 2, 4r
020076141311501handschriftVNat_4VIII_E_03_001r.jpg1r VIII E 3, 1r
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