Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 163

Band 4 - IX. Von der Wärme und Kälte - Heffte

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0
1 ein Faden an. nun muß die Verhältniß der Raume gesucht werden,
2 das kan bey jeder Temperatur geschehen die beständig ist.
3 Die Verfahrungs Art, mit Sied und Gefrier Punckt. |
4 5r = 7Nun vom Lufftthermometer (von Strohmeyers Buch)
5 Alle diese Thermometer201 haben den Fehler, daß [sie] uns wenig
6 über die eigentliche Quantität der Wärme unterrichten. Sie zeigen
7 nur, daß es jezt wärmer sey als vorher. Wieviel? das zeigen sie
8 nicht. Daher sie Wolff lieber Thermoskopia nennt.202
9 Indessen dienen sie auch schon hier zu sehr vielem. nemlich
10 einen bestimmten Grad der Wärme zu erhalten und in so fern
11 sind sie schon von sehr beträchtlichem Nutzen. für manche
12 Chemische Operation, für die Gewächshäußer, Kranckenstuben,
13 auch das heitzen der Zimmer, die Wärme die dem Menschen am
14 zuträglichsten ist, ist die von 65 bis 66 Fahrenheitischen Graden
15 etwa 15° Reaum.
16 I) Bey gleicher Dichtigkeit der Lufft verhält sich die Wärme wie
17 die Federkrafft der Lufft. Dieses ist ein Hauptsatz er ist zwar
18 nicht geometrisch erwiesen allein, er läßt sich sehr rechtfertigen.
19 Der Mariottische Satz ist Ihnen bekannt, er gilt bey allen Tem-
20 peraturen.203
21 Nun stellen sie sich vor ich hatte Lufft in einem Cylinder die 1"
22 Hoch stünde, ich mache Feuer darunter, und treibe sie auf 2",
23 und sie trage 100 Pfund, so muß ich nun 200 Pfund anwenden
24 sie wieder in den Raum von einem Zoll zu pressen. Da nun hier
25 Feuer Materie das eintzige würckende Mittel ist, Feuer Materie
26 ebenfalls elastisch ist, wollen wir nicht annehmen, daß hier noch
27 einmal so viel [Text bricht ab]
28 (NB. NB)204
29 Das beste ist erst die Sache so zu erläutern. 1" Lufft in der Röhre er-
30 fordert 10 Pfund. 2" zu einem Zoll zusammen zu pressen 20 Pfund
31 (von Atmosphäre abstrahirt) 3" zu einem Zoll zusamm[en] zu pressen
32 30 Pfund u. s. w. Im zweyten Fall ist 2 mal so viel Lufft, im dritten
33 3 mal u. s. w. in diesem Zoll. Nun einerley Lufft aber die Wärme ver-
34 ändert, so folgt eben das für die Wärme, was vorher von der Lufft
35 galt. vorher war 1) 1fache Wärme und 1fache Lufft 2) 1fache W. und
36 2fache Lufft 3) 1fache Wärme und 3fache Lufft. Nachher | 5v = 8ist 1fache
37 Lufft und 1fache Wärme 2) 1fache L. und 2fache W. 3) einfach[e] L.

Textkritischer Kommentar

163 7  nur]
163für nun
textkritik 220088
745647 200793 4
163 11  manche]
163erg.
textkritik 220090
745649 200793 4
163 24  pressen.]
163danach gestr. // Da wir nun hier an Zusammendrücken von Feuer
textkritik 220092
745651 200793 4
163 35  1)]
163erg.
textkritik 220094
745653 200793 4

Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

547 201 
547 „Alle diese Thermometer“ sind die in Strohmeyers ‚Anleitung‘ behandelten. Strohmeyer sagt im § 1 seiner Schrift, er „werde bloß von den eigentlich so genannten Thermometern handeln, da man einem gläsernen Behältniß und einer darangefügten gläsernen Röhre eine Flüssigkeit ein­schliesset, welche durch das Ausdehnen und Zusammenziehen die Wärme und Kälte nach bestimmten Graden anzeiget.“ (Strohmeyer, Anleitung 1775, 5.)
anmerkung 220087
745646 200793 4
547 202 
547 „Thermometrum heisset eigentlich ein Instrument, dadurch man die Grösse der Wärme abmessen kan. Da man nun gefunden […], daß die bisherigen Wetter-Gläser zwar zeigen, ob die Lufft wärmer, oder kälter |
548 worden, keinesweges aber, wieviel sie wärmer oder kälter worden, folgends keinesweges durch sie die Wärme und Kälte sich ausmessen lässet, so haben sie einige Thermoscopia, das ist, Instrumente genennet, welche die Veränderungen der Wärme anzeigen.“ (Wolff, Versuche 2, 1728, 136 f.)
anmerkung 220089
745648 200793 4
548 203 
548 Das Druck-Volumen- oder Boyle-Mariottesche Gesetz lautet in Worten ausgedrückt: Solange die Temperatur einer bestimmten Gasmenge unverändert bleibt, ist das Produkt aus Druck und Volumen dieses Gases eine konstante Größe: pV = const. Das Gesetz gilt streng nur für ideale Gase; bei realen (und das sind alle Gase) gilt es nur innerhalb bestimmter Grenzen, bei niedrigen Drücken und unter Bedingungen, bei denen das Eigenvolumen der Gasmoleküle vernachlässigbar ist. – Das Gehlersche Wörterbuch bezeichnet es als einen von den Naturforschern allgemein angenommenen Satz: „daß sich unter übrigens gleichen Umständen [also auch bei konstanter Temperatur] die Federkraft [Elastizität] der Luft um­gekehrt, wie der Raum verhalte, den eine gleiche Menge Luft einnimmt. Weil sich bey gleicher Menge die Dichte auch umgekehrt, wie der Raum verhält […], so heißt dies eben so viel, als: Die Federkraft verhält sich, wie die Dichte; oder weil die Federkraft im Ruhestande der zusammen­drückenden Kraft gleich ist: Die Dichte verhält sich wie die zusam­mendrückende Kraft. Alle diese Ausdrücke sind ein und ebenderselbe Satz, und unter dem Namen des mariottischen Gesetzes bekannt.“ (Gehler 3, 1790, 14.) – Das Gesetz wurde von Robert Boyle bei Untersuchungen über das Verhalten der Luft gefunden, die er gemeinsam mit seinem Schüler Richard Townly anstellte und in seiner Schrift ,New Experiments touching the spring of the air‘ im Jahre 1660 veröffentlichte. Sechzehn Jahre später publizierte Edme Mariotte in einem ‚Essay sur la nature de l’Air‘ die Ergebnisse eigener Untersuchungen, bei denen er unabhängig (?) von Boyle zum gleichen Ergebnis kam. Zu L.s Zeiten war das Gesetz unter Mariottes Namen bekannt.
anmerkung 220091
745650 200793 4
548 204 
548 Der auf „NB. NB“ folgende Text steht in der Handschrift in der rechten Spalte und läuft bis zur Seite „8“ (= Bl. 5v).
anmerkung 220093
745652 200793 4

Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 200793 Verzeichnis der edierten Handschriften ~ NL VIII E 5 ~ Bl. 4/5. 30414 4 163 4 5r siehe Gesamtregister.
0 200793 745652 Verweise ~ Vorlesungsnotizen ~ Hefte NL VIII E ~ 5, Bl. 5v. 19475 4 548 204 Bl. 5v siehe Gesamtregister.
0 200749 745650 Personenregister ~ Boyle, Robert ~ Schriften ~ New experiments physico-mechanical, touching the spring of the air, and its effects (1660). 6495 4 548 203 New Experiments touching the spring of the air‘ im Jahre 1660 veröffentlichte siehe Gesamtregister.
0 200793 Sachregister ~ Gesetz ~ Boyle-Mariottesches ~ Geltungsbereich. 22293 4 163 19-20 lichtenberg Der Mariottische Satz ist Ihnen bekannt, er gilt bey allen Tem- peraturen. siehe Gesamtregister.
0 200749 745650 Personenregister ~ Gehler, Johann Samuel Traugott ~ Schriften ~ Physikalisches Wörterbuch (1787–1796) ~ Art. Luft. 19124 4 548 203 Gehler 3, 1790 siehe Gesamtregister.
0 200793 Sachregister ~ Luft (Gas) ~ Proportionalität von Temperatur und Druck (Gesetz von Amontons). 12902 4 163 16-17 lichtenberg Bey gleicher Dichtigkeit der Lufft verhält sich die Wärme wie die Federkrafft der Lufft. siehe Gesamtregister.
0 200793 Sachregister ~ Luft (Gas) ~ Proportionalität von Temperatur und Druck (Gesetz von Amontons) ~ Herleitung. 23318 4 163 21-37 lichtenberg 1 Nun stellen sie sich vor ich hatte Lufft in einem Cylinder die 1 " Hoch stünde, ich mache Feuer darunter, und treibe sie auf 2 " , und sie trage 100 Pfund, so muß ich nun 200 Pfund anwenden sie wieder in den Raum von einem Zoll zu pressen. Da nun hier Feuer Materie das eintzige würckende Mittel ist, Feuer Materie ebenfalls elastisch ist, wollen wir nicht annehmen, daß hier noch einmal so viel Das beste ist erst die Sache so zu erläutern. 1 " Lufft in der Röhre er- fordert 10 Pfund. 2 " zu einem Zoll zusammen zu pressen 20 Pfund (von Atmosphäre abstrahirt) 3 " zu einem Zoll zusamm[en] zu pressen 30 Pfund u. s. w. Im zweyten Fall ist 2 mal so viel Lufft, im dritten 3 mal u. s. w. in diesem Zoll. Nun einerley Lufft aber die Wärme ver- ändert, so folgt eben das für die Wärme, was vorher von der Lufft galt. vorher war 1) 1fache Wärme und 1fache Lufft 2) 1fache W. und 2fache Lufft 3) 1fache Wärme und 3fache Lufft. Nachher | 5v = 8 ist 1fache Lufft und 1fache Wärme 2) 1fache L. und 2fache W. 3) einfach[e] L. siehe Gesamtregister.
0 200793 Sachregister ~ Luftthermometer. 3626 4 163 4 lichtenberg wichtig Lufftthermometer siehe Gesamtregister.
0 200793 Sachregister ~ Thermometer ~ Nutzen. 23317 4 163 9-15 lichtenberg Indessen dienen sie auch schon hier zu sehr vielem. nemlich einen bestimmten Grad der Wärme zu erhalten und in so fern sind sie schon von sehr beträchtlichem Nutzen. für manche Chemische Operation, für die Gewächshäußer, Kranckenstuben, auch das heitzen der Zimmer, die Wärme die dem Menschen am zuträglichsten ist, ist die von 65 bis 66 Fahrenheitischen Graden etwa 15° Reaum. siehe Gesamtregister.
0 200793 Sachregister ~ Thermometer ~ Beschränkung ~ zeigt nicht die Wärmemenge. 23539 4 163 5-6 lichtenberg Alle diese Thermometer 201 haben den Fehler, daß [sie] uns wenig über die eigentliche Quantit ät der Wärme unterrichten. siehe Gesamtregister.
0 200749 745650 Personenregister ~ Mariotte, Edme ~ Schriften ~ Essays de physique (1679–1681) ~ 2: De la nature de l’air (1679). 7315 4 548 203 Edme Mariotte in einem ‚Essay sur la nature de l’Air‘ siehe Gesamtregister.
0 200859 745648 Personenregister ~ Wolff, Christian von ~ Schriften ~ Allerhand nützliche Versuche (1721–1723 u.ö.). 5117 4 548 202 Wolff, Versuche 2, 1728 siehe Gesamtregister.
0 200793 Personenregister ~ Wolff, Christian von ~ Thermometer. 23316 4 163 8 lichtenberg Wolff siehe Gesamtregister.
0 200793 Personenregister ~ Strohmeyer, Ernst August ~ Schriften ~ Anleitung übereinstimmende Thermometer zu verfertigen (1775). 9381 4 163 4 lichtenberg Strohmeyers Buch siehe Gesamtregister.
0 200793 745646 Personenregister ~ Strohmeyer, Ernst August ~ Schriften ~ Anleitung übereinstimmende Thermometer zu verfertigen (1775). 9381 4 547 201 Strohmeyer, Anleitung 1775 siehe Gesamtregister.
1456925326992

Abbildungen

Digitalisate

0200793416300handschriftVNat_4VIII_E_05_004v.jpg4v = 6 VIII E 5, 4v = 6
02007934163401handschriftVNat_4VIII_E_05_005r.jpg5r = 7 VIII E 5, 5r = 7
020079341633601handschriftVNat_4VIII_E_05_005v.jpg5v = 8 VIII E 5, 5v = 8
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