Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 210

Band 4 - IX. Von der Wärme und Kälte - Heffte

200839
200841
4
0
1 Unterschied gleich seyn zwischen seiner eignen expansiven Krafft
2 und der Anziehenden der Körper.440
3 Latenz sehr gut dargestellt von Pictet Introd. §. 21 p. 24. 441
4 wie das latente Feuer von dem specif. zu unterscheiden. Pictet
5 p. 28. grade so wie ich.442 |
6 12vCrawford fehlt hier und da, aber bey der Anwendung heben sich
7 manche Fehler wieder auf.
8 Nr. 62VIII E 12, 9r
9 9r = 3§. 494. f.443
10 (Die Meinungen der Naturforscher über die Natur des Feuers
11 oder der Wärme sind hauptsächlich zwey zu denen noch eine
12 dritte kommt, die gewissermassen das Mittel zwischen beyden
13 hält.444 Nach der einen besteht die Wärme in einer blosen
14 Modification der bereits vorhandenen Körper z. B in einem
15 Schwingen oder Zittern der Elementar-Theilchen derselben; nach
16 der andern liegt ein eignes Wesen dabey zum Grunde.
17 Die Dritte läßt zwar die Wärme in einer Modification bestehen,
18 nimmt aber doch ein eigenes allgemein verbreitetes Fluidum an,
19 das durch seine Schwingungen hauptsächlich Wärme verbreitet,
20 die kleinsten Theilchen der Körper in Wärmeschwingungen sezt
21 und auch von ihnen in solche gesezt wird.445 Nach dieser ist die-
22 ses eigene Fluidum das für die Wärme was der Aether bey der
23 Eulerschen Theorie für Hellheit und Farbe ist. Nach der zweyten
24 Meinung, welche, so viel ich weiß nicht bloß der gröste, sondern
25 auch bey weitem der wichtigste Theil aller Naturforscher der
26 neuern Zeit zu gethan ist, besteht die Ursache der Wärme in
27 einem eigenen subtilen, elastischen Flüssigen, das zwar allgemein
28 aber nicht gleichförmig durch den Raum verbreitet ist, sondern

Textkritischer Kommentar

210 11  sind … zwey]
210für theilen sich in zwey Haupttheile
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210 11 – 13  zu … hält]
210erg.
textkritik 220553
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210 12  gewissermassen]
210für einigermassen
textkritik 220554
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210 13  hält]
210danach gestr. , oder eine Verbesserung der ersten
textkritik 220555
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210 13  die Wärme]
210für <es> sie
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210 14  bereits]
210erg.
textkritik 220558
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210 14  vorhandenen Körper]
210für Körper
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210 15  Elementar-Theilchen]
210für kleinsten Theilchen
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210 16  Wesen]
210danach gestr. zum G
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210 17  Die]
210davor gestr. Diese leztere zerfällt wiederum in zwey andere, wovon die eine jener erstern eigentlich gantz entgegengesezt ist, die andere
textkritik 220562
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210 17  Modification]
210danach gestr. der Körper
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210 18  Fluidum]
210für Wesen
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210 19  das]
210für daß
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210 21  wird.]
210danach gestr.
textkritik 220566
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210 21  Nach dieser]
210für <Für diese> Nach diesen
textkritik 220568
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210 21 – 22  dieses … Fluidum]
210für die Feuer Materie
textkritik 220569
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210 24  ich weiß]
210für mir bekan
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210 25  bey weitem]
210erg.
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210 28  durch … Raum]
210erg.
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Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

602 440 
602 „On conçoit aisément que cette affinité des corps avec le feu libre, doit le retenir plus ou moins efficacement dans les corps qu’il pénétre, & que comme la tension qu’il déploiera, ne sera jamais que l’excès de sa force expansive naturelle sur la force attractive des molécules de la substance qu’il a pénétrée, à tension égale“. (§ 19; Pictet, Essais 1790 , 22.)
anmerkung 220548
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602 441 
602 Pictet erläutert das Phänomen der latenten Wärme am schmelzenden Eis: Beim Erwärmen eines Stückes Eis steigt die Temperatur bis zum Ge­frierpunkt, verharrt aber an diesem Punkt trotz kontinuierlicher Wärme­zufuhr. „Ce courant de chaleur qui arrive sans discontinuer au morceau de glace“, schreibt im § 21 Pictet (Essais 1790, 24 f.), „n’est donc plus sensible au thermomètre dès qu’il l’a amené au terme de zéro, son effet se borne à faire changer d’état à la glace, à la convertir en eau, & pendant tout aussi long-temps que dure cette transformation le thermomètre demeure station­naire à zéro. // La feu perd donc ici sa faculté d’échauffer, & la quantité de chaleur employée & en apparence détruite dans cette transformation est cependant telle, que si le thermomètre eut été dans la même quantité d’eau liquide à zéro au lieu d’être dans de l’eau solide à cette même température, il seroit monté environ jusqu’au soixantième degré de son échelle pendant le temps & avec la chaleur employés à fondre cette glace.“
anmerkung 220549
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602 442 
602 „Cet état du feu, me paroit tellement caractérisé par celui de la substance qu’il modifie, que de même qu’on nomme eau de cristallisation celle qui est essentielle à une substance en tant que cristallisée, j’appellerois volontiers chaleur de liquidité, chaleur de vaporisation, la portion de feu employée comme nous venons de le voir, à former les liquides & les vapeurs élastiques, & j’en séparerois ainsi tout-à-fait la notion d’avec celle de la chaleur spécifique avec laquelle on la confond bien souvent.“ (§ 23; Pictet, Essais 1790, 27 f.)
anmerkung 220550
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602 443 
602 Wahrscheinlich ein Entwurf für den § 494 f der 5. Aufl. des Erx­leben. In § 494 e und 494 f der 5. Aufl. setzt sich L. von Crawford ab, weil der sich nicht eindeutig entscheidet, ob die Wärme „ein eignes Wesen, ein Ens sui generis oder eine blose Modification der bereits vorhandenen Körper sey“. (Erx5, 420.) L. dagegen hält es für besser, „eine bestimmte Sprache zu reden, und es jedem zu überlassen die Begriffe in die seinige zu übersetzen“. (Ebd., 420.) L. meint, daß „schwerlich eine Vorstellungsart nach dem gegenwärtigen Grad unserer Kenntnisse adäquater“ sei, als wenn man annehme, die Wärme „verhalte sich wie ein äusserst leichtes, subtiles und elastisches flüssiges Wesen“. (Ebd., 420 f.) – L. hat das Blatt als Nummer „3“ gekennzeichnet; auf den nicht überlieferten Bll. 1 und 2 wa­ren wahrscheinlich Entwürfe für § 494 b bis 494 e zu finden.
anmerkung 220551
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602 444 
602 L. nennt keine Namen; es ist daher nicht klar, wen er als Vertreter der angeführten Meinungen verstanden wissen will. Gamaufs Erinnerungen dagegen lauten: „Die Zahl der Meinungen heißt Legion. Indeß lassen sich doch alle unter folgende zwey Hauptklassen bringen. – Nach Einigen rüh­|
603ren die Phänomene der Erwärmung von einer bloßen Modifikation der bereits vorhandenen Körper her – von einer gewissen innern erschütternden Bewegung ihrer constituirenden Theile […]. Einer der neuesten und bedeu­tendsten Vertheidiger dieser Meinung ist der bekannte Graf Rumford. Nach Andern werden jene Phänomene, durch eine eigene Substanz – durch ein eigenes Wesen – durch ein ens sui generis – durch ein materielles Wärme­princip bewirkt. – Mit dieser letztern Meynung kömmt man wohl am beßten aus. Wenigstens ist keine Vorstellungsart, dem gegenwärtigen Grade unserer Kenntnisse adäquater, als sie.“ (GamN, 483 f.) – Von Rumfords Theorie hat L. erst in der von Gamauf besuchten Vorlesung berichten kön­nen; die Vorstellung, daß Wärme nichts anderes sei als Bewegung, war jedoch von Boyle und Hooke bis zu Daniel Bernoulli die herrschende Mei­nung. Und in Leonhard Eulers preisgekrönter ‚Dissertatio de Igne‘ heißt es bündig (Dissertatio 1739, 3): „Si omnia Ignis phaenomena, quae in sensus nostros incurrunt, vel levissima attentione contemplamur, dubitari omnino nequit, quin Ignis in motu vehementissimo minimarum particularum consistat.“ (Wenn man alle Erscheinungen des Feuers, die unseren Sinnen begegnen, auch nur mit der geringsten Aufmerksamkeit betrachtet, ist gar nicht zu bezweifeln, daß Feuer in einer äußerst heftigen Bewegung der kleinsten Teilchen besteht.)
anmerkung 220556
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603 445 
603 Eine ähnliche Hypothese stellt Newton in „Quaestio 18“ seiner ‚Optice‘ vor. Aus der Beobachtung, daß sich die Wärme auch im Vakuum, d. h. in einem ausgepumpten Zylinderglas ausbreitet, folgert Newton: „Wird also nicht die Hitze des warmen Raumes durch das Vacuum hin­durch vermittelst der Schwingungen eines viel feineren Mediums als die Luft ist, übertragen, welches nach Entfernung der Luft noch im Gefässe zu­rückblieb? Und ist dieses Medium nicht dasselbe, durch welches das Licht gebrochen oder zurückgeworfen wird, und durch dessen Schwingungen das Licht die Körper erwärmt […]? Und tragen nicht die Schwingungen dieses Mediums in heissen Körpern zur Intensität und zum Andauern der Hitze bei? Theilen nicht die Körper ihre Wärme anderen, benachbarten kalten Körpern eben dadurch mit, dass die Schwingungen dieses Mediums sich von ihnen zu den kalten Körpern ausbreiten? Ist dieses Medium nicht ausserordentlich dünner und feiner als die Luft, und sehr viel elastischer und lebhafter? Durchdringt es nicht leicht alle Körper und ist es nicht wegen seiner elastischen Kraft durch den ganzen Weltraum verbreitet?“ (Newton, Optik 1983, 231.)
anmerkung 220567
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Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 200840 Sachregister ~ Äther ~ Licht. 2030 4 210 22 lichtenberg Aether siehe Gesamtregister.
0 200840 Verzeichnis der edierten Handschriften ~ NL VIII E 12 ~ Bl. 9. 30468 4 210 9 9r siehe Gesamtregister.
0 200840 746115 Personenregister ~ Bernoulli, Daniel I. ~ Elementarbewegung. 19738 4 603 444 Daniel Bernoulli siehe Gesamtregister.
0 200840 746115 Personenregister ~ Boyle, Robert ~ Wärme. 23606 4 603 444 Boyle siehe Gesamtregister.
0 200840 Verweise ~ Kompendium (51791) ~ § 494. f. 23603 4 210 9 lichtenberg §. 494. f. siehe Gesamtregister.
0 200840 Personenregister ~ Crawford, Adair ~ Wärmetheorie ~ Kritik. 13175 4 210 6 lichtenberg Crawford siehe Gesamtregister.
0 200840 746110 Personenregister ~ Crawford, Adair ~ Wärmetheorie ~ Kritik. 13175 4 602 443 Crawford siehe Gesamtregister.
0 200840 746110 Personenregister ~ Erxleben, Johann Christian Polykarp ~ Schriften ~ Anfangsgründe der Naturlehre ~ Anfangsgründe der Naturlehre (51791). 1121 4 602 443 Erx 5 siehe Gesamtregister.
0 200840 746115 Personenregister ~ Euler, Leonhard ~ Schriften ~ Dissertatio de igne in qua eius natura et proprietates explicantur (1739). 8317 4 603 444 Leonhard Eulers Dissertatio 1739 siehe Gesamtregister.
0 200840 Sachregister ~ Licht ~ Theorie ~ Wellenhypothese (Euler). 3422 4 210 23 lichtenberg Eulerschen Theorie für Hellheit und Farbe siehe Gesamtregister.
0 200840 746115 Verweise ~ Gamaufs Erinnerungen aus Lichtenbergs Vorlesungen ~ Experimentalphysik III ~ 190. 19511 4 603 444 GamN, 483 f. siehe Gesamtregister.
0 200840 746115 Personenregister ~ Hooke, Robert ~ Wärme. 23607 4 603 444 Hooke siehe Gesamtregister.
0 200840 746110 Personenregister ~ Lichtenberg, Georg Christoph ~ Biographisches ~ Herausgeber ~ Erxleben, Anfangsgründe der Naturlehre ~ 51791 ~ Zusätze zur Wärmetheorie. 29730 4 602 443 L. siehe Gesamtregister.
0 200840 Sachregister ~ Wärme ~ gebundene (latente). 4785 4 210 3-4 lichtenberg Latenz latente Feuer siehe Gesamtregister.
0 200840 Sachregister ~ Wärme ~ spezifische. 4797 4 210 4 lichtenberg specif. siehe Gesamtregister.
0 200840 Sachregister ~ Wärme ~ Theorie ~ Teilchenbewegung. 23404 4 210 13-15 lichtenberg Nach der einen besteht die Wärme in einer blosen Modification der bereits vorhandenen Körper z. B in einem Schwingen oder Zittern der Elementar-Theilchen derselben siehe Gesamtregister.
0 200840 Sachregister ~ Wärme ~ Theorie ~ Wärmestoff. 23405 4 210 15-16 lichtenberg nach der andern liegt ein eignes Wesen dabey zum Grunde. siehe Gesamtregister.
0 200840 Sachregister ~ Wärme ~ Theorie ~ Wärmestoff. 23405 4 210 23-28 lichtenberg 1 Nach der zweyten Meinung, welche, so viel ich weiß nicht bloß der gröste, sondern auch bey weitem der wichtigste Theil aller Naturforscher der neuern Zeit zu gethan ist, besteht die Ursache der Wärme in einem eigenen subtilen, elastischen Flüssigen, das zwar allgemein aber nicht gleichförmig durch den Raum verbreitet ist, sondern siehe Gesamtregister.
0 200840 Sachregister ~ Wärme ~ Theorie ~ Pictet. 23602 4 210 1-5 lichtenberg 1 Unterschied gleich seyn zwischen seiner eignen expansi ven Krafft und der Anziehenden der Körper. 440 Latenz sehr gut dargestellt von Pictet Introd. §. 21 p. 24.  441 wie das latente Feuer von dem specif. zu unterscheiden. Pictet p.  28. grade so wie ich. 442 siehe Gesamtregister.
0 200840 Sachregister ~ Wärme ~ Theorie ~ Äther für die Wärme. 23605 4 210 17-23 lichtenberg Die Dritte läßt zwar die Wärme in einer Modification bestehen, nimmt aber doch ein eigenes allgemein verbreitetes Fluidum an, das durch seine Schwingungen hauptsächlich Wärme verbreitet, die kleinsten Theilchen der Körper in Wärmeschwingungen sezt und auch von ihnen in solche gesezt wird. 445 Nach dieser ist die- ses eigene Fluidum das für die Wärme was der Aether bey der Eulerschen Theorie für Hellheit und Farbe ist. siehe Gesamtregister.
0 200840 Personenregister ~ Lichtenberg, Georg Christoph ~ Biographisches ~ Beurteilungen ~ Pictet, Essais de physique (1790). 16041 4 210 3 lichtenberg sehr gut dargestellt siehe Gesamtregister.
0 200840 Personenregister ~ Lichtenberg, Georg Christoph ~ Biographisches ~ Beurteilungen ~ Crawfords Wärmetheorie. 23604 4 210 6 lichtenberg fehlt hier und da siehe Gesamtregister.
0 200840 746126 Personenregister ~ Newton, Isaac ~ Schriften ~ Optics (1704) ~ Optik (dt. von W. Abendroth 1898; Nachdruck 1983 u.ö.). 7419 4 603 445 Newton, Optik 1983 siehe Gesamtregister.
0 200840 Personenregister ~ Pictet, Marc Auguste ~ Schriften ~ Essais de physique (1790) ~ 1: Essai sur le feu ~ Exzerpt. 23600 4 210 1-5 lichtenberg 1 Unterschied gleich seyn zwischen seiner eignen expansi ven Krafft und der Anziehenden der Körper. 440 Latenz sehr gut dargestellt von Pictet Introd. §. 21 p. 24.  441 wie das latente Feuer von dem specif. zu unterscheiden. Pictet p.  28. grade so wie ich. siehe Gesamtregister.
0 200840 746115 Personenregister ~ Thompson, Benjamin, Reichsgraf von Rumford ~ Wärmetheorie. 23527 4 603 444 Rumfords siehe Gesamtregister.
20083952cefe24d80b5338508912
20084152cefe271633b700646061
1458293941855

Abbildungen

Digitalisate

0200840421000handschriftVNat_4VII-O-012r.jpg12r VII O, 12r
02008404210601handschriftVNat_4VII-O-012v.jpg12v VII O, 12v
02008404210901handschriftVNat_4VIII_E_12_009r.jpg9r = 3 VIII E 12, 9r = 3
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