Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 304

Band 4 - X. Von der Elektricität - Heffte

200934
200936
4
0
1 Bergman schlägt, sehr vortrefflich gleichartige Körper vor, denn
2 da kan blos die Verschiedenheit des Verfahrens etwas thun. Aber
3 auch hier zeigen sich die seltsamsten Abänderungen, größere
4 Wärme macht Unterschied. Farbe.336
5 Schreibfedern an einander gerieben, werden offt beyde Positiv,
6 das ist sehr schwer zu erklären (Bergman an so eben ange-
7 führtem Ort) vielleicht gilt es nur von verschiedenen Stellen.337
8 Nr. 23VIII F, 33r
9 33rWürckung der Elecktricität auf andere Sinne als das Auge
10 Auf das Gehör. Die kleinsten Funcken knistern und mit der
11 Stärcke des Funckens ist allemal ein proportionirter Laut ver-
12 bunden. Beym Reiben der Röhren hört man ein Knattern.
13 Die Pinsel zischen
14 Der Knall der entladenen Flaschen ist merckwürdig. {Gesch. der
15 Elecktr. Deutsch. p. 479} Priestley hat gefunden, daß ein halber
16 Quadrat Fuß überzogenes Glas beym losschlagen F dur klang;
17 eines von 3 Quadratfußen klang C unter F dur (tiefer)
18 Eine Batterie die aus 64 Bechern bestund jeder einen halben
19 Quadrat Fuß, (32 Quadrat Fuß) klang F unter C. Die Töne wur-
20 den immer tiefer je größer die Fläche war, auf die Gröse der
21 Ladung kam nichts an. Hieraus liese sich vielleicht ein mal etwas
22 auf die ausdehnung der Gewitterwolcken schließen. Je tiefer der
23 Baß ist, den es donnert, desto größer der Raum, den es ein-
24 nimmt.338
25 Der Donner ist bekannt genug.
26 Geruch. Phosphorisch so wohl bey der hartzigen als glasigten
27 Elecktricität.339
28 Nr. 24VIII F, 76
29 76r Leidensche Flasche340
30 Der erste Erfinder ist nach einem allgemeinen Geständniß, selbst
31 der Ausländer[,] HE. v. Kleist Dohm Dechant zu Camin in Hin-

Textkritischer Kommentar

304 4  Farbe.]
304erg.
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304 10  Auf … Gehör.]
304oberhalb gestr. Der Geruch
textkritik 221344
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304 12  Beym … Knattern.]
304erg.
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304 31  v.]
304erg.
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Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

709 336 
709 Ausgehend von der Existenz einer triboelektrischen Reihe (vgl. Anm. 327) und der Beobachtung, daß Änderungen der Randbedingungen bei den Versuchen „die gewöhnliche Ordnung“ stören, fordert Bergman (Versuche 1765, 133) als „unumgänglich nöthig, daß man die Versuche auf eine solche Art bewerkstelligt, daß sich, so viel als möglich, einer von dem andern in nichts unterscheidet, als in dem Umstande, welcher der Unter­suchung eigentliche Absicht ausmacht.“ Bei gleichzeitiger Änderung mehre­rer Parameter wisse man eben nicht, welcher Anteil an dem beobachteten Effekt dem einzelnen zuzuschreiben sei. „Gleichartige Körper sind folglich die ersten, die man untersuchen muß,“ fährt er fort (ebd.) und berichtet auf den folgenden Seiten über seine Versuche mit aneinander geriebenen Glas­scheiben. Zu den Ergebnissen zählen die von L. erwähnte Abhängigkeit der Polarität von Wärme- und Farbunterschieden. Den Effekt der Farbe führt Bergman auf die „metallischen Beymischungen“ in den farbigen Gläsern zurück (ebd., 140). |
anmerkung 221342
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710 337 
710 Vgl. ebd., 134, in der ersten Note. L. erwähnt dieses Phänomen, das der Theorie widerspricht, daß das Plus an Elektrizität im einen Reibungs­partner immer ein Minus im zweiten bedingt, auch in seinem gedruckten Zusatz zu § 514 (Erx3, 461 bzw. ErxH, 544): „Zuweilen bekommen auch beide Körper einerley Elektricität z. B. aneinander geriebene Federkiele, blanke so wohl als matt geschabte, erhalten oft beyde + E, oft folgen sie aber auch dem gemeinen Gesetz. Vielleicht geht (wenn anders die Versuche an sich selbst richtig sind) im ersten Falle eine Art von Ladung vor.“ Im Herbst 1790 erhielt er eine Sammlung von Aufsätzen seines ehemaligen Hörers Heinrich David Wilckens, der darin auch einen Beitrag über seine Versuche zur Elektrizität von Federkielen hatte drucken lassen. Wilckens schreibt darin die Entdeckung der im Erxleben mitgeteilten Anomalie, die für seine Schlußfolgerungen eine wesentliche Rolle spielt, L. selbst zu, der sich jedoch in seinem Dankesschreiben energisch dagegen verwahrt (Bw 3, Nr. 1761 [791]): „S. 47. thun mir Ew. Wohlgebohren zu viel Ehre an, wenn Sie sagen ich hätte den Versuch mit den Federkielen selbst angestellt. Ich sage dieses mit keinem Wort, sondern vielmehr in einer Parenthese: wenn anders die Versuche an sich selbst richtig sind, und die Wahrheit zu ge­stehen, so glaube ich daß sie falsch sind. Ich getraute dieses aber nicht zu sagen, weil, wo ich nicht irre, die Versuche von Bergmann sind. Ist aber der Versuch würcklich richtig, so ließe sich vielleicht doch die Sache noch auf eine andere Art erklären, wie Ew. Wohlgebohren in der neuen Auflage des Erxlebenschen Compendii sehen werden.“ Von einer Erklärung ist auch in einer Randbemerkung zur vierten Auflage die Rede, wo es nach dem Hin­weis auf Wilckens’ Abhandlung heißt (ErxH, 544): „meine Erklärung des Versuchs von ++ beym Federkiel, sie gründet sich darauf daß ein Federkiel Bild im Text → so gestrichen + E und ← – E erhalten kan.“ Freilich fehlt die versprochene Erklärung in beiden späteren Erxleben-Auflagen, und auch drei Sudelbucheintragungen (J 1273, J 1728, J 2144; zu datieren etwa Anfang 1789 bis April 1793), in denen die Elektrisierung von Federn durch Reiben zur Sprache kommt, lassen keine Rückschlüsse darauf zu, wie sie etwa ausge­sehen haben könnte. Ja es finden sich darin weitere Spekulationen, bei denen die Richtung des Streichens keine Rolle spielt, so etwa in J 2144 (wo L. Wilcke statt Bergman schreibt): „Herr Wilcke rieb einmal Federkiele an einander und sie wurden beide + E mir ist nicht bekannt, daß jemand etwas Ähnliches erfahren hätte. Wenn es indessen eine Verschiedenheit in den Kapazitäten für El[ektrizität] gibt, so wäre doch ein solcher Fall möglich. Auch wenn die Luft disponiert würde ihren natürlichen Vorrat beiden mit­zuteilen, so wie etwa beide Körper die aneinander gerieben werden warm werden.“ Insgesamt hatte sich aber doch wohl seine Skepsis gegenüber der Richtigkeit der Versuchsergebnisse überhaupt verstärkt, und so zeigt die Veränderung dieser Passage von der vierten zur fünften Auflage neben der Betonung der Seltenheit der Erscheinung vor allem sein Bemühen, Fehlin­terpretationen, wie sie Wilckens bezüglich seiner Ansicht zu dem Phänomen unterlaufen waren, vorzubeugen (Erx5, 461; neuer Text kursiv): „Zuweilen |
711 bekommen auch beide Körper einerley Elektricität z. B. aneinander gerie­bene rohe Federkiele, beyde + E, wiewohl kaum der 10te oder 20te, verlieh­ren auch diese Eigenschaft bald und folgen dann dem gemeinen Gesetz (Bergmann am a. O. S. 134.); sehr merkwürdig, wenn anders die Versuche mit gehöriger Vorsicht angestellt worden sind, woran wohl kaum zu zwei­feln ist.“
anmerkung 221343
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711 338 
711 Vgl. Priestley, Geschichte 1772, 479 f., der jedoch ausdrücklich nicht erwartet, „daß diese Experimente von einigem Nutzen seyn dürften, den Umfang der Wolken, woraus ein Donnerschlag hervorkommt, zu messen“.
anmerkung 221346
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711 339 
711 Vgl. dazu § 528 im Erxleben (ErxH, 555).
anmerkung 221347
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711 340 
711 Der hier gegebene Abriß über die Entdeckung und die frühen Ver­suche mit der Leidener Flasche folgt der Darstellung bei Priestley, Geschich­te 1772, 53 – 69. Eine moderne Fassung gibt Heilbron, Electricity 1979, 309 – 321. Zum grundlegenden Versuch vgl. Anm. 25.
anmerkung 221348
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Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 200935 746902 Verweise ~ Briefwechsel ~ Nr. 1761 an Wilckens. 19774 4 710 337 Bw 3, Nr. 1761 siehe Gesamtregister.
0 200935 Personenregister ~ Bergman, Torbern Olof ~ Schriften ~ Electriska försök med sammangnidna glas-skifvor (1765) ~ Elektrische Versuche mit an einander geriebnen Glasscheiben (dt. von A.G. Kästner 1767). 13387 4 304 6-7 lichtenberg Bergman an so eben ange- führtem Ort siehe Gesamtregister.
0 200935 746901 Personenregister ~ Bergman, Torbern Olof ~ Schriften ~ Electriska försök med sammangnidna glas-skifvor (1765) ~ Elektrische Versuche mit an einander geriebnen Glasscheiben (dt. von A.G. Kästner 1767). 13387 4 709 336 Bergman (Versuche 1765 siehe Gesamtregister.
0 200935 Personenregister ~ Bergman, Torbern Olof ~ elektrische Versuche. 13384 4 304 1 lichtenberg 1 Bergman siehe Gesamtregister.
0 200935 Verzeichnis der edierten Handschriften ~ NL VIII F ~ Bl. 33. 30523 4 304 9 33r siehe Gesamtregister.
0 200935 Verzeichnis der edierten Handschriften ~ NL VIII F ~ Bl. 76. 30524 4 304 29 76r siehe Gesamtregister.
0 200935 Sachregister ~ Donner ~ Wirkung der Elektrizität. 2417 4 304 25 lichtenberg Donner siehe Gesamtregister.
0 200935 Sachregister ~ Elektrisieren ~ Geruch elektrisierter Körper. 2490 4 304 26-27 lichtenberg Geruch . Phosphorisch so wohl bey der hartzigen als glasigten Elecktricität. siehe Gesamtregister.
0 200935 Sachregister ~ Elektrisieren ~ Reibung ~ Parameter. 23844 4 304 1-4 lichtenberg 1 Bergman schlägt, sehr vortrefflich gleichartige Körper vor, denn da kan blos die Verschiedenheit des Verfahrens etwas thun. Aber auch hier zeigen sich die seltsamsten Abänderungen, größere Wärme macht Unterschied. Farbe. siehe Gesamtregister.
0 200935 746902 Verweise ~ Sudelbücher ~ J 1273. 19775 4 710 337 J 1273 siehe Gesamtregister.
0 200935 746902 Verweise ~ Sudelbücher ~ J 1728. 19776 4 710 337 J 1728 siehe Gesamtregister.
0 200935 746902 Verweise ~ Sudelbücher ~ J 2144. 19777 4 710 337 J 2144 siehe Gesamtregister.
0 200935 Sachregister ~ Elektrizität ~ Wirkung auf die Sinne. 2561 4 304 9 wichtig Würckung der Elecktricität auf andere Sinne als das Auge siehe Gesamtregister.
0 200935 Sachregister ~ Elektrizität ~ Geräusch. 23847 4 304 10-25 lichtenberg Auf das Gehör. Die kleinsten Funcken knistern und mit der Stärcke des Funckens ist allemal ein proportionirter Laut ver- bunden. Beym Reiben der Röhren hört man ein Knattern. Die Pinsel zischen Der Knall der entladenen Flaschen ist merckwürdig. { Gesch. der Elecktr. Deutsch. p. 479 } Priestley hat gefunden, daß ein halber Quadrat Fuß überzogenes Glas beym losschlagen F dur klang; eines von 3 Quadratfußen klang C unter F dur (tiefer) Eine Batterie die aus 64 Bechern bestund jeder einen halben Quadrat Fuß, (32 Quadrat Fuß) klang F unter C. Die Töne wur- den immer tiefer je größer die Fläche war, auf die Gröse der Ladung kam nichts an. Hieraus liese sich vielleicht ein mal etwas auf die ausdehnung der Gewitterwolcken schließen. Je tiefer der Baß ist, den es donnert, desto größer der Raum, den es ein- nimmt. 338 Der Donner ist bekannt genug. siehe Gesamtregister.
0 200935 Sachregister ~ Feder ~ Elektrizität bei Reibung. 2712 4 304 5 lichtenberg Schreibfedern an einander gerieben, werden offt beyde Positiv siehe Gesamtregister.
0 200935 746902 Verweise ~ Vorlesungen zur Naturlehre ~ 1: Erxleben ~ Kap. 7 Luft ~ S. 304. 33158 4 710 337 ErxH, 544 siehe Gesamtregister.
0 200935 746906 Verweise ~ Vorlesungen zur Naturlehre ~ 1: Erxleben ~ Kap. 7 Luft ~ S. 304. 33158 4 711 339 ErxH, 555 siehe Gesamtregister.
0 200935 746906 Verweise ~ Vorlesungen zur Naturlehre ~ 1: Erxleben ~ Kap. 10 Elektrizität ~ S. 555. 33262 4 711 339 ErxH, 555 ). siehe Gesamtregister.
0 200935 746902 Verweise ~ Vorlesungen zur Naturlehre ~ 1: Erxleben ~ Kap. 10 Elektrizität ~ S. 544. 33300 4 710 337 ErxH, 544 siehe Gesamtregister.
0 200935 746902 Personenregister ~ Erxleben, Johann Christian Polykarp ~ Schriften ~ Anfangsgründe der Naturlehre ~ Anfangsgründe der Naturlehre (51791). 1121 4 710 337 Erx 5 siehe Gesamtregister.
0 200935 Sachregister ~ Leidener (Kleistsche) Flasche (Platte). 3358 4 304 29 lichtenberg wichtig Leidensche Flasche siehe Gesamtregister.
0 200935 Sachregister ~ Leidener (Kleistsche) Flasche (Platte) ~ Geschichte. 13439 4 304 30-31 lichtenberg 1 Der erste Erfinder ist nach einem allgemeinen Geständniß, selbst der Ausländer [ , ] HE. v. Kleist Dohm Dechant zu Camin in Hin- siehe Gesamtregister.
0 200935 746902 Personenregister ~ Lichtenberg, Georg Christoph ~ Biographisches ~ Herausgeber ~ Erxleben, Anfangsgründe der Naturlehre ~ 51791. 8313 4 710 337 die Veränderung dieser Passage von der vierten zur fünften Auflage siehe Gesamtregister.
0 200935 746902 Personenregister ~ Lichtenberg, Georg Christoph ~ Biographisches ~ Herausgeber ~ Erxleben, Anfangsgründe der Naturlehre ~ 31784 ~ Zusätze zur Elektrizitätslehre. 16813 4 710 337 L. siehe Gesamtregister.
0 200935 Personenregister ~ Lichtenberg, Georg Christoph ~ Biographisches ~ Erklärung der Ladung von Federkielen. 13392 4 304 7 lichtenberg vielleicht gilt es nur von verschiedenen Stellen siehe Gesamtregister.
0 200935 Personenregister ~ Priestley, Joseph ~ Schriften ~ The history and present state of electricity (1767) ~ 21769 ~ Geschichte und gegenwärtiger Zustand der Elektricität (dt. von J.G. Krünitz 1772). 9159 4 304 14-15 lichtenberg Gesch. der Elecktr. Deutsch. siehe Gesamtregister.
0 200935 746905 Personenregister ~ Priestley, Joseph ~ Schriften ~ The history and present state of electricity (1767) ~ 21769 ~ Geschichte und gegenwärtiger Zustand der Elektricität (dt. von J.G. Krünitz 1772). 9159 4 711 338 Priestley, Geschichte 1772 siehe Gesamtregister.
0 200935 746907 Personenregister ~ Priestley, Joseph ~ Schriften ~ The history and present state of electricity (1767) ~ 21769 ~ Geschichte und gegenwärtiger Zustand der Elektricität (dt. von J.G. Krünitz 1772). 9159 4 711 340 Priestley, Geschich­te 1772 siehe Gesamtregister.
0 200935 746907 Personenregister ~ Heilbron, John L. ~ Schriften ~ Electricity in the 17th and 18th centuries (1979). 8556 4 711 340 Heilbron, Electricity 1979 siehe Gesamtregister.
0 200935 746902 Personenregister ~ Wilckens, Heinrich David ~ Schriften ~ Aufsätze mathematischen, physikalischen, chemischen Inhalts (1790) ~ Beyträge zur Lehre von der Elektricität. 13389 4 710 337 einen Beitrag über seine Versuche zur Elektrizität von Federkielen hatte drucken lassen siehe Gesamtregister.
200931
200880
20088052cefe748b6da149407576
1441868312897

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0200935430400handschriftVNat_4VIII_F_027v.jpg27v VIII F, 27v
02009354304901handschriftVNat_4VIII_F_033r.jpg33r VIII F, 33r
020093543042901handschriftVNat_4VIII_F_076r.jpg76r VIII F, 76r
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