Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 172

Band 5 - XII. Vom Weltgebäude und der Erde überhaupt - Texte

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1 ten gründen, deren Unwahrheit völlig demonstrirt ist. Was hat
2 sich mit solchen Dingen abzugeben?
3 Wenn einmal erwießen ist, daß das Nordlicht nicht von dem
4 Widerschein der Heeringe herrührt, was brauche ich noch zu
5 wieder legen daß es falsch sey, das undulirende und schießende
6 im Nordlicht und die Coronae ††† von hüpfen der Heeringe
7 herzuleiten615
8 Tycho und Cartesius, erklären den Schweif aus dioptrischen und
9 catoptrischen Gründen. Tycho und seine Anhänger glauben die
10 Strahlen giengen durch den Cometen durch wie durch ein Brenn
11 Glas.
12 Fehler hierbey, wir sehen die Lichtstrahlen so wenig hinter einem
13 Brennglase als vor dem selben, auch werden sie ja nicht
14 concentrirt, sonst müste der Schweif immer heller werden, je
15 weiter er vom Cometen wegkömmt
16 Wäre es auch ein Hohlglas so sieht man nicht im mindesten ein,
17 warum die Strahlen jenseit des Glases sichtbarer seyn sollen als
18 diesseits.616
19 Cartesius Meinung ist, es sey das Licht des Cometen selbst, | 55r = ppdas
20 zu uns käme,617 das ist eine unbegreifliche Meinung, ich sehe ein
21 daß sie falsch ist, und wolte würcklich gerne widerlegen wenn sie
22 recht zu verstehen möglich wäre. ich glaube aber kaum, daß sie
23 ein Mensch recht verstehen wird.
24 Ich habe würklich nachgedacht um einen Sinn hinein zu bringen.
25 vermuthlich hat er sich die Sache so gedacht: Finger auf fettigen
26 Spiegel, Spinnweben in den Stoppeln, Mond im Wasser. Allein
27 da liegen aber die Dinge gantz anders. bey dem fettigen Spiegel,
28 ist es nicht das Bild im Spiegel was die seltsame Gestalt macht,
29 sondern das Licht selbst ausser dem Spiegel, eben so bey den
30 Stoppeln und den Wellen des Sees bey Monde im Horizont.618
31 Sehen wir in einen gantzen Kegel hinein, pp. so würde es ein
32 lichter Circkel werden oder ein Halo.619
33 Beym Kometen verhält es sich anders
34 Der Comet ist nach Cartesius die Ursache selbst, und da kan
35 kein Schweif entstehen zumal da das brechende oder reflektiren-

Textkritischer Kommentar

172 1  gründen]
172für Gründen
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172 3 – 4  dem … Heeringe]
172für den Heeringen
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172 6  und … †††]
172erg.
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172 18  diesseits]
172für jenseits LB
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172 21 – 22  sie2 … wäre]
172für ich {sie} nur recht verstünde {und sie recht zu verstehen möglich wäre.}
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172 31 – 32  so … Halo.]
172erg.
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172 32  Halo.]
172danach gestr. // Auch ist dieses nicht
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Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

659 615 
659 Es geht um eine, wie es bei Eggers (Beschreibung 1786, 351) heißt, dem Nordlicht „verwandte“ Lufterscheinung: glänzende Wolken, die „die Fischer in Norwegen, Sildblik, nennen, weil sie glauben, daß die glänzende Haut eines Heringschwarms, einen so starken Wiederschein verursacht, daß sogar die Wolken davon erhellet werden.“
anmerkung 235810
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659 616 
659 S. 172,8 – 18 nach Pingré (Cométographie 2, 1784, 199), der es allerdings bei dem Hinweis bewenden läßt, daß nur Lichtstrahlen sichtbar werden, die ins Auge gelangen und nicht weiter auf die angebliche linsen­artige Wirkung des Kometen eingeht.
anmerkung 235812
770905 210622 5
659 617 
659 Pingré (ebd., 199) zufolge halten Descartes und seine Anhänger den Kometenschweif für eine Folge der Brechung des Lichts bei seiner Aus­breitung vom Kopf des Kometen zum Auge des Beobachters. („Suivant |
660 Descartes & les Cartésiens, la cause de la queue d’une Comète n’est autre que la réfraction de la lumière dans sa progression de la tête de la Comète à l’oeil de l’observateur.“) – Descartes (Principia 1644, 176 – 178 [§ 136]) ging davon aus, daß die Sonne von einer Sphäre aus „Himmelskügelchen“ (globuli coelestes) umgeben ist, deren Größe sonnenwärts abnimmt. Indem das vom Kometen reflektierte Sonnenlicht in verschiedenen Richtungen durch diese Sphäre verläuft, erscheint dem Beobachter auf der Erde der Kometenschweif in verschiedener Form und Ausdehnung.
anmerkung 235813
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660 618 
660 Die von L. genannten Beispiele betreffen streuende Reflexion mit einer Vorzugsrichtung und sind eigentlich nicht auf Descartes’ Erklärung des Kometenschweifs anwendbar. Durch die streuende Reflexion können kreisrunde Lichtquellen längliche Reflexe bilden.
anmerkung 235815
770908 210622 5
660 619 
660 Zu dem „Conus aus soliden Glase den Regenbogen darzu stellen“ vgl. VNat 4, 618 f. (Anm. 523). L. empfiehlt hier statt der „objektiven“ Projektion, das runde Spektrum „subjektiv“ zu erzeugen, indem der Beob­achter von der Basis her durch den Kegel auf die Lichtquelle blickt. – Bei den Haloerscheinungen bewirken in großer Höhe schwebende Eiskristalle eine Brechung des Sonnenlichts.
anmerkung 235818
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Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 210622 Verzeichnis der edierten Handschriften ~ NL IX F ~ Bl. 55. 30737 5 172 19 55r siehe Gesamtregister.
0 210622 Personenregister ~ Brahe, Tycho ~ Kometen. 26364 5 172 8-15 lichtenberg Tycho und Cartesius , erklären den Schweif aus dioptrischen und catoptrischen Gründen. Tycho und seine Anhänger glauben die Strahlen giengen durch den Cometen durch wie durch ein Brenn Glas. Fehler hierbey, wir sehen die Lichtstrahlen so wenig hinter einem Brennglase als vor dem selben, auch werden sie ja nicht concentrirt, sonst müste der Schweif immer heller werden, je weiter er vom Cometen wegkömmt siehe Gesamtregister.
0 210622 770906 Personenregister ~ Descartes, Réné ~ Schriften ~ Principia philosophiae (1644). 6675 5 660 617 Descartes (Principia 1644, 176 – 178 [§ 136]) siehe Gesamtregister.
0 210622 Personenregister ~ Descartes, Réné ~ Kometen. 26436 5 172 8 lichtenberg Cartesius siehe Gesamtregister.
0 210622 Personenregister ~ Descartes, Réné ~ Kometen. 26436 5 172 19-35 lichtenberg 1 Cartesius Meinung ist, es sey das Licht des Cometen selbst,  | 55r = pp das zu uns käme, 617 das ist eine unbegreifliche Meinung, ich sehe ein daß sie falsch ist, und wolte würcklich gerne widerlegen wenn sie recht zu verstehen möglich wäre. ich glaube aber kaum, daß sie ein Mensch recht verstehen wird. Ich habe würklich nachgedacht um einen Sinn hinein zu bringen. vermuthlich hat er sich die Sache so gedacht: Finger auf fettigen Spiegel, Spinnweben in den Stoppeln, Mond im Wasser. Allein da liegen aber die Dinge gantz anders. bey dem fettigen Spiegel, ist es nicht das Bild im Spiegel was die seltsame Gestalt macht, sondern das Licht selbst ausser dem Spiegel, eben so bey den Stoppeln und den Wellen des Sees bey Monde im Horizont. 618 Sehen wir in einen gantzen Kegel hinein, pp . so würde es ein lichter Circkel werden oder ein Halo. 619 Beym Kometen verhält es sich anders Der Comet ist nach Cartesius die Ursache selbst, und da kan kein Schweif entstehen zumal da das brechende oder reflektiren- siehe Gesamtregister.
0 210622 770911 Verweise ~ Vorlesungen zur Naturlehre ~ 4: Experimentalphysik II ~ Kap. 9 Wärme. 19436 5 660 619 VNat 4, 618 f. (Anm. 523) siehe Gesamtregister.
0 210622 Sachregister ~ Nordlicht/Südlicht ~ Erklärung. 3936 5 172 3 lichtenberg Nordlicht siehe Gesamtregister.
0 210622 Personenregister ~ Lichtenberg, Georg Christoph ~ Biographisches ~ Hinweise zur wissenschaftlichen Praxis ~ Beachtung der Logik. 26435 5 172 3-7 lichtenberg Wenn einmal erwießen ist, daß das Nordlicht nicht von dem Widerschein der Heeringe herrührt, was brauche ich noch zu wieder legen daß es falsch sey, das undulirende und schießende im Nordlicht und die Coronae ††† von hüpfen der Heeringe herzuleiten siehe Gesamtregister.
0 210622 Personenregister ~ Pingré, Alexandre Guy ~ Schriften ~ Cométographie (1783–1784) ~ Exzerpt bez. Atmosphäre der Kometen. 26426 5 172 1-35 lichtenberg 1 1 ten gründen, deren Unwahrheit völlig demonstrirt ist. Was hat sich mit solchen Dingen abzugeben? Wenn einmal erwießen ist, daß das Nordlicht nicht von dem Widerschein der Heeringe herrührt, was brauche ich noch zu wieder legen daß es falsch sey, das undulirende und schießende im Nordlicht und die Coronae ††† von hüpfen der Heeringe herzuleiten 615 Tycho und Cartesius, erklären den Schweif aus dioptrischen und catoptrischen Gründen. Tycho und seine Anhänger glauben die Strahlen giengen durch den Cometen durch wie durch ein Brenn Glas. Fehler hierbey, wir sehen die Lichtstrahlen so wenig hinter einem Brennglase als vor dem selben, auch werden sie ja nicht concentrirt, sonst müste der Schweif immer heller werden, je weiter er vom Cometen wegkömmt Wäre es auch ein Hohlglas so sieht man nicht im mindesten ein, warum die Strahlen jenseit des Glases sichtbarer seyn sollen als diesseits. 616 Cartesius Meinung ist, es sey das Licht des Cometen selbst,  | 55r = pp das zu uns käme, 617 das ist eine unbegreifliche Meinung, ich sehe ein daß sie falsch ist, und wolte würcklich gerne widerlegen wenn sie recht zu verstehen möglich wäre. ich glaube aber kaum, daß sie ein Mensch recht verstehen wird. Ich habe würklich nachgedacht um einen Sinn hinein zu bringen. vermuthlich hat er sich die Sache so gedacht: Finger auf fettigen Spiegel, Spinnweben in den Stoppeln, Mond im Wasser. Allein da liegen aber die Dinge gantz anders. bey dem fettigen Spiegel, ist es nicht das Bild im Spiegel was die seltsame Gestalt macht, sondern das Licht selbst ausser dem Spiegel, eben so bey den Stoppeln und den Wellen des Sees bey Monde im Horizont. 618 Sehen wir in einen gantzen Kegel hinein, pp . so würde es ein lichter Circkel werden oder ein Halo. 619 Beym Kometen verhält es sich anders Der Comet ist nach Cartesius die Ursache selbst, und da kan kein Schweif entstehen zumal da das brechende oder reflektiren- siehe Gesamtregister.
0 210622 Sachregister ~ Hering. 26398 5 172 4 lichtenberg Heeringe siehe Gesamtregister.
0 210622 770903 Personenregister ~ Eggers, Christian Ulrich Detlev von ~ Schriften ~ Physikalische und statistische Beschreibung von Island (1786). 10083 5 659 615 Eggers (Beschreibung 1786, 351) siehe Gesamtregister.
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