Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 488

Band 5 - XIII. Von der Erde insbesondere - Texte

210938
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5
0
1 seyn, man müste auch wohl ein Leuchten bey den Magneten
2 bemercken,996 und dan müste zwischen Nordlicht und Magnet
3 eine stärckere Verbindung seyn, als man bis jezt beob. hat.(989)
4 Ich nehme an die Erde sey ein elecktrische[r] Körper so wie sie
5 ein magnetischer ist. Elecktr. Materie ist überall, so wie magne-
6 tische, obgleich immer gewisse Umstände nöthig sind, wenn sie
7 sensibel werden soll. Stäbe gestrichen, und Röhren gerieben.
8 Sage ich nun die Erde sey ein Magnet, ohne etwas abgeschmack-
9 tes, ja selbst ohne etwas falsches zu sagen, so kan ich dünckt
10 mich auch sagen die Erde sey ein Turmalin, ohne abgeschmackt
11 zu seyn. Unser Heinberg ist nicht magnetisch, ob es gleich die
12 Erde ist, eben so braucht der Heinberg auch kein Turmalin zu
13 seyn, obgleich die Erde als einer betrachtet wird.997 Mit einem
14 Wort ich sage damit nichts anderes, als daß in der Erde oder in
15 einem großen Theil derselben die elecktrische Materie durch
16 Wärme vertheilt werden kan, und daß die Pole dieses Turmalins
17 eben so liegen ohngefehr wie die des | 5vMagneten. Der Turmalin
18 wäre also eine Art von Magnet dessen Ausflüsse unter gewissen
19 Umstände sichtbar würden.
20 Man hat so viele Analogien zwischen der El. und Magn. ent-
21 deckt.998 Das Anziehen der ungleichnahmige[n] Pole ließe sich
22 mit Flaschen nachmachen. Das + elecktr. in – Atmosphäre[.] Das
23 condensatorische. Das Elecktrophorische. Solte also wenn die
24 Erde ein elecktrischer Körper ist, nicht auch sich etwas zeigen
25 können, was der Polarität correspondirte, zu mal da wir dieses
26 schon bey dem Turmalin sehen?
27 Erwärmung um die Tag und Nachtgleichen999
28 Wachsthum der Pflantzen (hat sich nicht bestättigt)1000
29 Ja wenn nun gar der Magnet und der Turmalin einerley wäre,
30 denn der Turmalin wird vom Magneten gezogen pp.1001
31 Warum solte die Erde so wie sie Eigenschafften des kleinen na-
32 türlichen Magneten zeigt nicht auch Eigenschafften des kleinen
33 Turmalins zeigen können?
34 Als die Erde noch weich war kan die Sonne manches durch
35 Vertheilung bewürckt haben, das nachher nicht wieder zurück
36 kehren konnte. So wie sie jezt noch Wärme und Kälte vertheilt.
37 Das Eis und Schnee an den Polen sind etwas polarisches.

Textkritischer Kommentar

488 9  selbst]
488erg.
textkritik 238911
774004 210939 5
488 14  sage]
488davor gestr. glaube
textkritik 238913
774006 210939 5

Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

895 (989) 
895 Hjorter (Magnetnadel 1747, 36 f.) berichtet von den ersten, gemein­sam mit Celsius gemachten Beobachtungen kurzzeitiger Änderungen der magnetischen Deklination im Zusammenhang mit Nordscheinen im März 1741. Zugleich hatte Graham in London, angeregt durch Celsius, eben­solche Schwankungen der Deklination bemerkt und aufgezeichnet. Der von Hjorter (ebd., 42) angenommene notwendige Zusammenhang zwischen dem Erscheinen von Nordlichtern und kurzzeitigen Änderungen der magne­tischen Deklination wurde von anderen Forschern in Frage gestellt. So hatte Hell (Appendix 1776, 8 – 10) bei gleichzeitigen Beobachtungen von magne­tischer Deklination, natürlicher Elektrizität und Nordlichterscheinungen den von ihm als sicher vorausgesetzten Zusammenhang nicht bestätigen können. Und auch Böckmann, vgl. oben S. 483,3 – 6, hatte bei keinem der von ihm beobachteten Nordlichter „Spuren von dessen Einwürkung auf die Magnet Nadel gefunden“. Van Swinden (Recueil 3, 1784, 193 f.) leugnete zwar den Einfluß der Nordlichter auf die Magnetnadel nicht, konnte aber keine regelmäßige Beziehung feststellen. – Vgl. Gehler 3, 369 f.
anmerkung 238902
773995 210939 5 1
896 996 
896 L. zog den Turmalin zur Erklärung des Nordlichts vor, weil sich an den Enden eines Turmalinkristalls nach der Einwirkung von Wärme Entla­dungen mit Lichterscheinungen zeigen können (Lichtenberg, Observationes 1997, 198): „Wilhelmum Cantonum Turmalinum vidisse et positiuam et negatiuam lucem emittens notum est.“ (Es ist bekannt, daß Wilhelm Can­ton einen sowohl positives als auch negatives [elektrisches] Licht aussen­denden Turmalin gesehen hat.) Allerdings wußte L., daß diese Mitteilung nur aus zweiter Hand, von Cavallo, stammte (vgl. VNat 4, 332,27 – 31 und die zugehörige Anm. 489) und sonst nicht belegt war. Auch der Umstand, daß auf einer großen Kugel keine Lichtbüschel („penicilli“, [Lichtenberg, Observationes 1997, 200]) durch Spitzenentladungen zu erwarten sind, vgl. Anm. 965, schien L. nicht gegen seine Hypothese zu sprechen.
anmerkung 238910
774003 210939 5
896 997 
896 Wenn auch nicht dem Göttinger Hainberg (heute Kleperberg) mit seinen 332 m, wurden turmalinartige Eigenschaften doch zumindest hohen Bergen zugeschrieben. Gehler (3, 34) berichtet von Wilcke, dieser hielte: |
897 „[…] die Spitzen der Berge, an welchen so oft Gewitterwolken entstehen, ebenfalls für solche Turmaline, deren Elektricität durch die Hitze verstärkt ist. Sie ziehen alsdann die leitenden Dünste an, die eine Wolke bilden, durch die Mittheilung eine gleichartige Elektricität mit dem Berge erhalten, und alsdann von selbigem abgestoßen werden, u. s. w.“
anmerkung 238912
774005 210939 5
897 998 
897 Vgl. VNat 4, 376 – 378 (Texte Nr. 21 f.).
anmerkung 238914
774007 210939 5
897 999 
897 Lichtenberg (Observationes 1997, 199): „Ferner beobachten wir, daß die Nordlichter zur Zeit der Tag- und Nachtgleichen am häufigsten auftreten; wer sieht nun aber nicht, daß zu dieser Zeit die gesamte aus Erde und Wasser bestehende Erdkugel 24 Stunden lang von der Sonne beschie­nen wird, sich daher erwärmt und so in der für die Elektrisierung geeig­netsten Lage ist, in welcher nämlich die Wirkung des unterirdischen Feuers befördert werden kann?“
anmerkung 238915
774008 210939 5
897 1000 
897 L. war, wie viele Naturforscher, vom günstigen Einfluß der Elektri­zität auf das Pflanzenwachstum überzeugt, vgl. VNat 4, 311 – 313 (Text Nr. 29). Über die Wirkung der in der wärmeren Zeit zwischen Frühjahrs- und Herbstäquinoktium zunehmenden Luftelektrizität auf die Pflanzenwelt schreibt Gehler (3, 35): „Im Frühlinge, wenn sich die Vegetation erneuert, erscheinen auch von Zeit zu Zeit elektrische Wolken, welche Regen aus­gießen. Die Elektricität der Wolken und des Regens nimmt zu bis in die Zeit des Herbsts, in welcher die letzten Früchte eingesammlet werden.“ Grundsätzliche Zweifel äußerte erst Ingen-Housz (Versuche 3, 1790, 152), nachdem er viele der für den Einfluß angeführten Experimente überprüft hatte: „Hieraus wird man auch begreiffen, warum der größte Theil Versuche, die bis jetzt beweisen sollten, daß die künstliche Elektricität das Wachsen der Pflanzen beschleunige, bey weitem nicht entscheidend sind.“ – Ansichten über die Wirkung des Magnetismus auf die Vegetation, die im Zusammenhang der von L. aufgezählten Analogien zwischen Elektrizität und Magnetismus zu erwarten wären, wurden nicht ermittelt. Oder besteht die Analogie gerade darin, daß sich der Einfluß der Elektrizität auf die Vegetation ebenso wenig bestätigen ließ wie der „animalische Magnetis­mus“? (Zum „animalischen Magnetismus“ vgl. VNat 4, 378 – 386 [Texte Nr. 24 – 28].)
anmerkung 238916
774009 210939 5
897 1001 
897 Vgl. VNat 4, 358,3 – 6 und die zugehörige Anm. 123.
anmerkung 238917
774010 210939 5

Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 210939 Sachregister ~ Äquinoktien. 2082 5 488 27 lichtenberg Tag und Nachtgleichen siehe Gesamtregister.
0 210939 774005 Sachregister ~ Berg(e) ~ elektrische Eigenschaften. 28927 5 896 997 turmalinartige Eigenschaften doch zumindest hohen Bergen zugeschrieben siehe Gesamtregister.
0 210939 Sachregister ~ Elektrizität ~ Vergleich mit Magnetismus. 2556 5 488 20-23 lichtenberg Man hat so viele Analogien zwischen der El. und Magn. ent- deckt. 998 Das Anziehen der ungleichnahmige[n] Pole ließe sich mit Flaschen nachmachen. Das + elecktr. in – Atmosphäre [ . ] Das condensatorische. Das Elecktrophorische. siehe Gesamtregister.
0 210939 Sachregister ~ Erde (Erdkugel) ~ Entstehung. 2618 5 488 34-36 lichtenberg Als die Erde noch weich war kan die Sonne manches durch Vertheilung bewürckt haben, das nachher nicht wieder zurück kehren konnte. siehe Gesamtregister.
0 210939 Sachregister ~ Erde (Erdkugel) ~ Pole, elektrische (Vergleich mit Turmalin). 2642 5 488 23-33 lichtenberg Solte also wenn die Erde ein elecktrischer Körper ist, nicht auch sich etwas zeigen können, was der Polarität correspondirte, zu mal da wir dieses schon bey dem Turmalin sehen? Erwärmung um die Tag und Nachtgleichen Wachsthum der Pflantzen (hat sich nicht bestättigt) 1000 Ja wenn nun gar der Magnet und der Turmalin einerley wäre, denn der Turmalin wird vom Magneten gezogen pp. 1001 Warum solte die Erde so wie sie Eigenschafften des kleinen na- türlichen Magneten zeigt nicht auch Eigenschafften des kleinen Turmalins zeigen können? siehe Gesamtregister.
0 210939 Sachregister ~ Erde (Erdkugel) ~ Zonen. 2660 5 488 37 lichtenberg Das Eis und Schnee an den Polen sind etwas polarisches. siehe Gesamtregister.
0 210939 Sachregister ~ Göttingen ~ Hainberg. 12151 5 488 11-12 lichtenberg Heinberg Heinberg siehe Gesamtregister.
0 210939 774003 Verweise ~ Vorlesungen zur Naturlehre ~ 4: Experimentalphysik II ~ Kap. 10 Elektrizität. 19360 5 896 996 VNat 4, 332 siehe Gesamtregister.
0 210939 774009 Verweise ~ Vorlesungen zur Naturlehre ~ 4: Experimentalphysik II ~ Kap. 10 Elektrizität. 19360 5 897 1000 VNat 4, 311 – 313 siehe Gesamtregister.
0 210939 774007 Verweise ~ Vorlesungen zur Naturlehre ~ 4: Experimentalphysik II ~ Kap. 11 Magnetismus. 19685 5 897 998 VNat 4, 376 – 378 siehe Gesamtregister.
0 210939 774009 Verweise ~ Vorlesungen zur Naturlehre ~ 4: Experimentalphysik II ~ Kap. 11 Magnetismus. 19685 5 897 1000 VNat 4, 378 – 386 siehe Gesamtregister.
0 210939 774010 Verweise ~ Vorlesungen zur Naturlehre ~ 4: Experimentalphysik II ~ Kap. 11 Magnetismus. 19685 5 897 1001 VNat 4, 358 siehe Gesamtregister.
0 210938 773995 Personenregister ~ Gehler, Johann Samuel Traugott ~ Schriften ~ Physikalisches Wörterbuch (1787–1796) ~ Art. Nordlicht. 22046 5 895 989 Gehler 3, 369 f siehe Gesamtregister.
0 210939 774005 Personenregister ~ Gehler, Johann Samuel Traugott ~ Schriften ~ Physikalisches Wörterbuch (1787–1796) ~ Art. Luftelektricität. 22053 5 896 997 Gehler (3, 34) siehe Gesamtregister.
0 210939 774009 Personenregister ~ Gehler, Johann Samuel Traugott ~ Schriften ~ Physikalisches Wörterbuch (1787–1796) ~ Art. Luftelektricität. 22053 5 897 1000 Gehler (3, 35) siehe Gesamtregister.
0 210939 Sachregister ~ Magnetismus ~ Vergleich mit Elektrizität. 3662 5 488 20-23 lichtenberg Man hat so viele Analogien zwischen der El. und Magn. ent- deckt. 998 Das Anziehen der ungleichnahmige[n] Pole ließe sich mit Flaschen nachmachen. Das + elecktr. in – Atmosphäre [ . ] Das condensatorische. Das Elecktrophorische. siehe Gesamtregister.
0 210938 773995 Personenregister ~ Hell, Maximilian ~ Schriften ~ Appendix ad ephemerides anni 1777. Aurorae borealis theoria nova (1777 [1776]). 10333 5 895 989 Hell (Appendix 1776, 8 – 10) siehe Gesamtregister.
0 210939 774009 Personenregister ~ Ingen-Housz, Jan ~ Schriften ~ Experiments upon vegetables (1779) ~ Expériences sur les végétaux (frz. von dems. 1780) ~ Versuche mit Pflanzen (dt. von J.A. Scherer 1786–1790). 7030 5 897 1000 Ingen-Housz (Versuche 3, 1790, 152) siehe Gesamtregister.
0 210939 Sachregister ~ Pflanzen ~ Wirkung der Elektrizität auf ihr Wachstum. 13351 5 488 28 lichtenberg Wachsthum der Pflantzen (hat sich nicht bestättigt) siehe Gesamtregister.
0 210939 Sachregister ~ Turmalin ~ Vergleich mit Magnet. 4602 5 488 8-19 lichtenberg Sage ich nun die Erde sey ein Magnet, ohne etwas abgeschmack- tes, ja selbst ohne etwas falsches zu sagen, so kan ich dünckt mich auch sagen die Erde sey ein Turmalin, ohne abgeschmackt zu seyn. Unser Heinberg ist nicht magnetisch, ob es gleich die Erde ist, eben so braucht der Heinberg auch kein Turmalin zu seyn, obgleich die Erde als einer betrachtet wird. 997 Mit einem Wort ich sage damit nichts anderes, als daß in der Erde oder in einem großen Theil derselben die elecktrische Materie durch Wärme vertheilt werden kan, und daß die Pole dieses Turmalins eben so liegen ohngefehr wie die des  | 5v Magneten. Der Turmalin wäre also eine Art von Magnet dessen Ausflüsse unter gewissen Umstände sichtbar würden. siehe Gesamtregister.
0 210939 Sachregister ~ Turmalin ~ Elektrizität ~ Theorie des Nordlichts. 28828 5 488 8-19 lichtenberg Sage ich nun die Erde sey ein Magnet, ohne etwas abgeschmack- tes, ja selbst ohne etwas falsches zu sagen, so kan ich dünckt mich auch sagen die Erde sey ein Turmalin, ohne abgeschmackt zu seyn. Unser Heinberg ist nicht magnetisch, ob es gleich die Erde ist, eben so braucht der Heinberg auch kein Turmalin zu seyn, obgleich die Erde als einer betrachtet wird. 997 Mit einem Wort ich sage damit nichts anderes, als daß in der Erde oder in einem großen Theil derselben die elecktrische Materie durch Wärme vertheilt werden kan, und daß die Pole dieses Turmalins eben so liegen ohngefehr wie die des  | 5v Magneten. Der Turmalin wäre also eine Art von Magnet dessen Ausflüsse unter gewissen Umstände sichtbar würden. siehe Gesamtregister.
0 210939 774003 Personenregister ~ Lichtenberg, Georg Christoph ~ Schriften ~ Observationes. Die lateinischen Schriften (hrsg. von D.N. Hasse 1997). 8830 5 896 996 Lichtenberg, Observationes 1997 siehe Gesamtregister.
0 210939 774008 Personenregister ~ Lichtenberg, Georg Christoph ~ Schriften ~ Observationes. Die lateinischen Schriften (hrsg. von D.N. Hasse 1997). 8830 5 897 999 Lichtenberg (Observationes 1997, 199) siehe Gesamtregister.
0 210938 773995 Personenregister ~ Swinden, Jan Hendrik van ~ Schriften ~ Recueil de mémoires sur l’analogie de l’électricité et du magnétisme (1784). 11230 5 895 989 Van Swinden (Recueil 3, 1784, 193 f.) siehe Gesamtregister.
0 210938 773995 Personenregister ~ Hjorter, Olof Petrus ~ Schriften ~ Om magnetens åtskillige åndringar (1747) ~ Von der Magnetnadel mannigfaltigen Veränderungen (dt. von A.G Kästner 1753). 10390 5 895 989 Hjorter (Magnetnadel 1747, 36 f.) siehe Gesamtregister.
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1449674579385

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