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§. 367.
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Man wird leicht muthmaßen
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können, daß Euler die Hervor-
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bringung der Farben durch das
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Prisma ganz anders erklären müsse.
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Er gedenkt sich einen Lichtstrahl als
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eine Reihe von Schlägen auf den
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Aether, die aber nicht mit gleichen
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Geschwindigkeiten auf einander fol-
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gen. Hierin besteht nach Euler das
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Zusammengesetzte in einem Licht-
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strahle; die Theilchen des Aethers
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selbst sind unter sich gleichartig.
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Wenn nun ein solcher zusammen-
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gesetzter Lichtstrahl schief gegen
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einen brechenden durchsichtigen
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Körper fällt, so werden die Schläge,
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welche schneller auf einander fol-
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gen, weniger gebrochen, als die
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welche weiter von einander liegen,
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und so entstehen also durch das
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Dann würde folglich das rothe
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Licht die größte | 298Geschwindigkeit
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der Schläge, das violete die gering-
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ste haben.
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Nachher hat Euler es für wahrschein-
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licher gehalten, daß das rothe Licht
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die geringste, das violete aber die
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größte Geschwindigkeit habe.
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§. 368.
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So wären also die Farben für das
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Auge das, was die Töne für das Ohr
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sind; die violete Farbe wäre gleich-
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sam der tiefere Ton, die rothe der
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höhere (oder vielleicht umgekehrt);
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das Weiße wäre das für das Auge,
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was ein unordentliches Geräusche