Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 955

Band 1 - ...rginalien in Lichtenbergs Handexemplar der sechsten Auflage

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1 Proceß vor, wir hauchen dephlog. Luft ein und hauchen fixe und Wasser-
2 dampf zum Theil wenigstens wieder aus. Hier ist also eine ähnliche Ver-
3 wandlung vorgegangen, die hier entstandene freye Wärme vermehrt zum
4 Theil die Temperatur, zum Theil aber wird sie auch vom Blute, dem
5 arteriellen verschluckt, dessen Capacität dadurch vermehrt wird, dieses
6 indem es durch die Adern des Körpers läuft, nimmt wiederum brennbares
7 auf, und weil seine Capacität dadurch vermindert wird, setzt es Wärme
8 ab, und dadurch entsteht also noch neue Wärme, selbst außerhalb des
9 Hauptsitzes des Wärme-Quells, der Lunge u. s. w. Gegen diese Erkläreung
10 wird mit Recht eingewendet, daß bey den reinsten phlogistischen Proces-
11 sen, bey dem Verbrennen des Phosphors, des Schwefels in dephlog. Luft,
12 beym Verkalchen vieler Metalle, bey ihrer Zersetzung durch Salpeter-Luft  
13 etc. nie fixe Luft entstehe. Dieses haben Hr. Cavendish, Hr. Lavoisier
14 und Hr. Gren außer allem Zweifel gesetzt. Da, wo sie entsteht, wird sie
15 weit natürlicher ganz oder doch ein Haupt-Grundstoff von ihr, in dem
16 brennenden Körper gesucht, aus welchem sie sich während des Processes
17 entwickelt. Auch ist die Entstehung des Wasserdampfs aus dephlog. Luft
18 hierbey wenigstens verdächtig, da, wenn Wasser bey diesem Proceß
19 entsteht, der Quell davon viel einfacher und leichter in den brennenden
20 Körper selbst gesucht wird. Also auf diesem Wege kömmt Hr. C. nicht
21 aus. Er würde ihn nicht einmahl betreten haben, wenn ihm die Versuche
22 der eben genannten Männer bekannt, oder seinem Geiste gegenwärtig
23 gewesen wären, und sein edler Charakter läßt vermuthen, daß er ihn
24 verlassen wird, so bald sie ihm bekannt, oder in Erinnerung gebracht
25 werden. Allein es ist in dem Hauptfundament seiner Lehre doch so viel
26 Großes und Wahres, daß sich immer das beste davon jeder Erweiterung
27 unserer Erkenntniß hierin wird anpassen lassen, so wie auch schon zum
28 Theil die Abänderungen in seiner neuen Ausgabe, solche Anpassungen
29 sind. Genug daß beym Verbrennen reine Luft verschwindet. Was auch aus
30 ihr geworden seyn mag, so ist wohl so viel gewiß, daß sie als solche
31 nirgends mehr zu finden ist, ihre Bestandtheile sind getrennt worden, der
32 mit ihr verbundene Wärmestoff ist frey geworden, der latente sowohl als
33 chemisch gebundene, und da beym Verbrennen des Phosphors, des
34 Schwefels, dem Verkalchen der Metalle u. s. w., der ponderable Theil des
35 Residuums an Gewicht zugenommen hat, und zwar nach einigen
36 Versuchen um so viel als die Luft verloren hat, so ist es nicht unwahr-
37 scheinlich daß sich der andere zum festen oder tropfbaren Körper damit
38 verbunden habe. Dieses, glaube ich, reicht völlig hin die dabey ent­standene
39 Hitze zu erklären, ob es gleich nicht geläugnet werden kann, daß auch der
40 brennende Körper bey einer so großen Zersetzung der Theile, als beym
41 Verbrennen vorgeht, Wärmestoff hergegeben haben kann. Allein
42 was bewürkt denn hierbey die Zersetzung? Nach der antiphlogistischen
43 Chymie ist es bloß erhöhte Temperatur. Ich bin aber noch geneigt zu
44 glauben, daß der brennende Körper etwas hergiebt, das anfangs durch
45 bloßes Reiben wie etwa electrische Materie frey gemacht wird, oder es

Textkritischer Kommentar

Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 242775 Personenregister ~ Cavendish, Henry ~ Verbrennung ohne Entstehung von Kohlendioxid. 16426 1 955 13 lichtenberg C avendish siehe Gesamtregister.
0 242775 Personenregister ~ Crawford, Adair ~ Schriften ~ Experiments and observations on animal heat (1779) ~ 21788. 6330 1 955 28 lichtenberg seiner neuen Ausgabe siehe Gesamtregister.
0 242775 Personenregister ~ Gren, Friedrich Albrecht Carl ~ Verbrennung ohne Entstehung von Kohlendioxid. 16428 1 955 14 lichtenberg G ren siehe Gesamtregister.
0 242775 Personenregister ~ Lavoisier, Antoine Laurent ~ Verbrennung ohne Entstehung von Kohlendioxid. 16427 1 955 13 lichtenberg L avoisier siehe Gesamtregister.
0 242775 Sachregister ~ Wärme ~ Theorie ~ Crawfords. 4802 1 955 1-45 lichtenberg 1 1 Proceß vor, wir hauchen dephlog. Luft ein und hauchen fixe und Wasser- dampf zum Theil wenigstens wieder aus. Hier ist also eine ähnliche Ver- wandlung vorgegangen, die hier entstandene freye Wärme vermehrt zum Theil die Temperatur, zum Theil aber wird sie auch vom Blute, dem arteriellen verschluckt, dessen Capacität dadurch vermehrt wird, dieses indem es durch die Adern des Körpers läuft, nimmt wiederum brennbares auf, und weil seine Capacität dadurch vermindert wird, setzt es Wärme ab, und dadurch entsteht also noch neue Wärme, selbst außerhalb des Hauptsitzes des Wärme-Quells, der Lunge u. s. w. Gegen diese Erkläreung wird mit Recht eingewendet, daß bey den reinsten phlogistischen Proces- sen, bey dem Verbrennen des Phosphors, des Schwefels in dephlog. Luft, beym Verkalchen vieler Metalle, bey ihrer Zersetzung durch Salpeter-Luft   etc. nie fixe Luft entstehe. Dieses haben Hr. Cavendish, Hr. Lavoisier und Hr. Gren außer allem Zweifel gesetzt. Da, wo sie entsteht, wird sie weit natürlicher ganz oder doch ein Haupt-Grundstoff von ihr, in dem brennenden Körper gesucht, aus welchem sie sich während des Processes entwickelt. Auch ist die Entstehung des Wasserdampfs aus dephlog. Luft hierbey wenigstens verdächtig, da, wenn Wasser bey diesem Proceß entsteht, der Quell davon viel einfacher und leichter in den brennenden Körper selbst gesucht wird. Also auf diesem Wege kömmt Hr. C. nicht aus. Er würde ihn nicht einmahl betreten haben, wenn ihm die Versuche der eben genannten Männer bekannt, oder seinem Geiste gegenwärtig gewesen wären, und sein edler Charakter läßt vermuthen, daß er ihn verlassen wird, so bald sie ihm bekannt, oder in Erinnerung gebracht werden. Allein es ist in dem Hauptfundament seiner Lehre doch so viel Großes und Wahres, daß sich immer das beste davon jeder Erweiterung unserer Erkenntniß hierin wird anpassen lassen, so wie auch schon zum Theil die Abänderungen in seiner neuen Ausgabe, solche Anpassungen sind. Genug daß beym Verbrennen reine Luft verschwindet. Was auch aus ihr geworden seyn mag, so ist wohl so viel gewiß, daß sie als solche nirgends mehr zu finden ist, ihre Bestandtheile sind getrennt worden, der mit ihr verbundene Wärmestoff ist frey geworden, der latente sowohl als chemisch gebundene, und da beym Verbrennen des Phosphors, des Schwefels, dem Verkalchen der Metalle u. s. w., der ponderable Theil des Residuums an Gewicht zugenommen hat, und zwar nach einigen Versuchen um so viel als die Luft verloren hat, so ist es nicht unwahr- scheinlich daß sich der andere zum festen oder tropfbaren Körper damit verbunden habe. Dieses, glaube ich, reicht völlig hin die dabey ent­standene Hitze zu erklären, ob es gleich nicht geläugnet werden kann, daß auch der brennende Körper bey einer so großen Zersetzung der Theile, als beym Verbrennen vorgeht, Wärmestoff hergegeben haben kann. Allein was bewürkt denn hierbey die Zersetzung? Nach der antiphlogistischen Chymie ist es bloß erhöhte Temperatur. Ich bin aber noch geneigt zu glauben, daß der brennende Körper etwas hergiebt, das anfangs durch bloßes Reiben wie etwa electrische Materie frey gemacht wird, oder es siehe Gesamtregister.
0 242775 Sachregister ~ Wärme ~ Theorie ~ Crawfords ~ Kritik. 4803 1 955 9-21 lichtenberg Gegen diese Erkläreung wird mit Recht eingewendet, daß bey den reinsten phlogistischen Proces- sen, bey dem Verbrennen des Phosphors, des Schwefels in dephlog. Luft, beym Verkalchen vieler Metalle, bey ihrer Zersetzung durch Salpeter-Luft   etc. nie fixe Luft entstehe. Dieses haben Hr. Cavendish, Hr. Lavoisier und Hr. Gren außer allem Zweifel gesetzt. Da, wo sie entsteht, wird sie weit natürlicher ganz oder doch ein Haupt-Grundstoff von ihr, in dem brennenden Körper gesucht, aus welchem sie sich während des Processes entwickelt. Auch ist die Entstehung des Wasserdampfs aus dephlog. Luft hierbey wenigstens verdächtig, da, wenn Wasser bey diesem Proceß entsteht, der Quell davon viel einfacher und leichter in den brennenden Körper selbst gesucht wird. Also auf diesem Wege kömmt Hr. C. nicht aus. siehe Gesamtregister.
0 242775 Sachregister ~ Wärme ~ Theorie ~ Crawfords ~ Modifikation durch L.. 16429 1 955 29-45 lichtenberg 1 Genug daß beym Verbrennen reine Luft verschwindet. Was auch aus ihr geworden seyn mag, so ist wohl so viel gewiß, daß sie als solche nirgends mehr zu finden ist, ihre Bestandtheile sind getrennt worden, der mit ihr verbundene Wärmestoff ist frey geworden, der latente sowohl als chemisch gebundene, und da beym Verbrennen des Phosphors, des Schwefels, dem Verkalchen der Metalle u. s. w., der ponderable Theil des Residuums an Gewicht zugenommen hat, und zwar nach einigen Versuchen um so viel als die Luft verloren hat, so ist es nicht unwahr- scheinlich daß sich der andere zum festen oder tropfbaren Körper damit verbunden habe. Dieses, glaube ich, reicht völlig hin die dabey ent­standene Hitze zu erklären, ob es gleich nicht geläugnet werden kann, daß auch der brennende Körper bey einer so großen Zersetzung der Theile, als beym Verbrennen vorgeht, Wärmestoff hergegeben haben kann. Allein was bewürkt denn hierbey die Zersetzung? Nach der antiphlogistischen was bewürkt denn hierbey die Zersetzung? Nach der antiphlogistischen Chymie ist es bloß erhöhte Temperatur. Ich bin aber noch geneigt zu Chymie ist es bloß erhöhte Temperatur. Ich bin aber noch geneigt zu glauben, daß der brennende Körper etwas hergiebt, das anfangs durch glauben, daß der brennende Körper etwas hergiebt, das anfangs durch bloßes Reiben wie etwa electrische Materie frey gemacht wird, oder es bloßes Reiben wie etwa electrische Materie frey gemacht wird, oder es siehe Gesamtregister.
0 242775 Sachregister ~ Wärme ~ tierische. 4806 1 955 1-9 lichtenberg 1 Proceß vor, wir hauchen dephlog. Luft ein und hauchen fixe und Wasser- dampf zum Theil wenigstens wieder aus. Hier ist also eine ähnliche Ver- wandlung vorgegangen, die hier entstandene freye Wärme vermehrt zum Theil die Temperatur, zum Theil aber wird sie auch vom Blute, dem arteriellen verschluckt, dessen Capacität dadurch vermehrt wird, dieses indem es durch die Adern des Körpers läuft, nimmt wiederum brennbares auf, und weil seine Capacität dadurch vermindert wird, setzt es Wärme ab, und dadurch entsteht also noch neue Wärme, selbst außerhalb des Hauptsitzes des Wärme-Quells, der Lunge u. s. w. siehe Gesamtregister.
1431691880884

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