Zeugnisse über Lichtenberg
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1die Erde benagelt waren.159 Lichtenberg hielt diese Art Blitzab-
2leiter für die einzige zuverlässige. Von seinem Gartenhause aus
3schaute der große Mann in die freye Natur, und ergetzte sich an
4der Betriebsamkeit der Menschen, die um ihn herum in den Fel-
5dern arbeiteten. In Gesellschaften ging er gar nicht. Er blieb im-
6mer in dem Zirkel seiner schätzenswerthen Familie und weniger
7Freunde.160
8Johann Heinrich Moritz Poppe: späte Erinnerung
91841 – 1854; über 1790 – 1799 (II)
10Lichtenberg war mein Nachbar; er wohnte meinem elterlichen
11Hause gerade gegenüber. Sehr oft sah er aus dem Fenster. Vor
12dessen Hause fand ich manche Ueberreste von Sachen, die bey
13dessen Vorlesungen zum Experimentiren gedient hatten, wie zer-
14brochene Glasröhren, Glaskolben u. d. gl.; ich hörte während
15Lichtenbergs Vorlesung oft knallen; ich sah, wie derselbe aus sei-
16nem Fenster kleine Luftballons aufsteigen ließ; auch hatte mich
17dessen Bedienter einmal in den Hörsaal geführt, wo gerade eine
18große Elektrisirmaschine stand, die der Bediente auf einige
19 Augenblicke in Thätigkeit setzte. Dies Alles waren große Merk-
20würdigkeiten für mich, und verleiteten mich zu Haus vor meinen
21Eltern und Schwestern öfters zu dem kindischen Ausrufe: ›ich will
22auch so ein Mann werden, wie Professor Lichtenberg!‹ […]
23Unter den vielen hochberühmten Männern, welche Göttingen
24in den letzten Jahren des vorigen und zu Anfange des jetzigen
25Jahrhunderts hatte, will ich hier nur zweyer gedenken, die auch
26meine Lehrer waren und [p. 14:] die ich am genauesten kannte:
27Lichtenberg und Kästner; ersterer war Professor der Physik, der
28andere Professor der Mathematik. Sehr belehrend und zugleich
29erheiternd waren Lichtenbergs physikalische Vorträge; mit dem