Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 20

Band 2 - Teil I - Einleitung in die Naturlehre

Erstes Bändchen.
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1Monnier und im Jahr 1690 von Flamstead gesehen, aber natür-
2lich von allen für einen Fixstern gehalten. Dieß alles war Sache des
3Physikers. Nun kam aber der Mathematiker und berechnete aus
4diesen Beobachtungen, die Umlaufszeit des Planeten zu 83 Jahren,
5und aus dieser wieder seine Entfernung von der Sonne. Nach
6dem berühmten Keplerschen Gesetze, verhält sich nähmlich das
7Quadrat der Umlaufszeiten der Planeten, wie der Cubus ihrer
8mittleren Entfernung von der Sonne. Es sey also der Umlauf der
9Erde = 1, und die Entfernung derselben von | der Sonne auch = 1:16
10so ergiebt sich folgende Regeldetri:
1112:832=13:X3
12Also X3=832·1312=832=6889. Und3√6889 = 19...
13Ein anderes Beyspiel. Der Physiker hat beobachtet, daß ein Kör-
14per in der ersten Sekunde 15 Fuß tief, und in den folgenden mit
15beschleunigter Geschwindigkeit falle. Nun hat der Mathematiker
16weiter darüber nachgedacht, die beschleunigte Geschwindigkeit,
17als eine gleichförmig beschleunigte angenommen; daraus für den
18Fall der Körper folgendes Gesetz hergeleitet: X215 (wo X die
19Anzahl der Sekunden, 15 aber die Fallhöhe in der ersten bedeutet)
20und dieß alles wieder dem Physiker zur Bestätigung durch Versu-
21che übergeben.
22Ein anderes Beyspiel. Der Physiker | beobachtet, daß einige17
23Körper in gewissen Lagen und Verhältnissen auf dem Wasser
24oder andern Fluidis schwimmen. Der Mathematiker kann nun
25aber aus diesem Satz leicht berechnen, wie viel Kork z.B. einem
26Goldklumpen angehängt werden müßte, wenn dieser schwimmen
27sollte. Er würde ferner leicht berechnen können, wie groß eine
28hohle Bleykugel, ein parabolisches Sphäroid seyn müßte, wenn
29sie schwimmen sollten. Ja die ganze Schiffsbaukunst, gründet sich
30auf jene Beobachtung des Physikers.
31Nun wo ist denn aber die Gränze zwischen Physik und Mathe-
32matik? Wie weit darf jene sich dieser bedienen? –Quantum sufficit
33– ist hierauf die beste Antwort. Eigentlich freylich, giebt sich der
34Physiker blos mit dem Radicalen ab, und überläßt dann seine
35Entdeckungen dem Mathematiker. Aber etwas Mathema|tik muß18
36doch auf jeden Fall, auch in der Physik mitgenommen werden,
37weil sonst des eigentlichen Physischen nur wenig übrig bliebe.
38Indessen muß man ja auch nicht vergessen, daß man noch nicht
39in allen Theilen der Physik schon so im Reinen ist, wie z.B. bey
40den optischen. Wie vieles bleibt dem Physiker noch in der Lehre

Textkritischer Kommentar

Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 243570 Sachregister ~ Fallbewegung ~ Gesetz. 2692 2 20 18-19 X 2 15 (wo X die Anzahl der Sekunden, 15 aber die Fallhöhe in der ersten bedeutet) siehe Gesamtregister.
0 243570 Personenregister ~ Flamsteed, John ~ Uranussichtung. 14037 2 20 1 im Jahr 1690 von Flamstead siehe Gesamtregister.
0 243570 Sachregister ~ Mathematik ~ angewandte ~ Abgrenzung gegenüber der Physik. 17336 2 20 31-40 1 Nun wo ist denn aber die Gränze zwischen Physik und Mathe- matik? Wie weit darf jene sich dieser bedienen? – Quantum sufficit – ist hierauf die beste Antwort. Eigentlich freylich, giebt sich der Physiker blos mit dem Radicalen ab, und überläßt dann seine Entdeckungen dem Mathematiker. Aber etwas Mathema|tik muß 18 doch auf jeden Fall, auch in der Physik mitgenommen werden, weil sonst des eigentlichen Physischen nur wenig übrig bliebe. Indessen muß man ja auch nicht vergessen, daß man noch nicht in allen Theilen der Physik schon so im Reinen ist, wie z.B. bey den optischen. Wie vieles bleibt dem Physiker noch in der Lehre siehe Gesamtregister.
0 243570 Sachregister ~ Mathematik ~ Verhältnis zur Physik. 17247 2 20 1-40 1 1 Monnier und im Jahr 1690 von Flamstead gesehen, aber natür- lich von allen für einen Fixstern gehalten. Dieß alles war Sache des Physikers. Nun kam aber der Mathematiker und berechnete aus diesen Beobachtungen, die Umlaufszeit des Planeten zu 83 Jahren, und aus dieser wieder seine Entfernung von der Sonne. Nach dem berühmten Keplerschen Gesetze, verhält sich nähmlich das Quadrat der Umlaufszeiten der Planeten, wie der Cubus ihrer mittleren Entfernung von der Sonne. Es sey also der Umlauf der Erde = 1, und die Entfernung derselben von | der Sonne auch = 1: 16 so ergiebt sich folgende Regeldetri: 1 2 : 83 2 = 1 3 : X 3 Also X 3 = 832·1312 = 83 2 = 6889. Und 3 √ 6889 = 19... Ein anderes Beyspiel. Der Physiker hat beobachtet, daß ein Kör- per in der ersten Sekunde 15 Fuß tief, und in den folgenden mit beschleunigter Geschwindigkeit falle. Nun hat der Mathematiker weiter darüber nachgedacht, die beschleunigte Geschwindigkeit, als eine gleichförmig beschleunigte angenommen; daraus für den Fall der Körper folgendes Gesetz hergeleitet: X 2 15 (wo X die Anzahl der Sekunden, 15 aber die Fallhöhe in der ersten bedeutet) und dieß alles wieder dem Physiker zur Bestätigung durch Versu- che übergeben. Ein anderes Beyspiel. Der Physiker | beobachtet, daß einige 17 Körper in gewissen Lagen und Verhältnissen auf dem Wasser oder andern Fluidis schwimmen. Der Mathematiker kann nun aber aus diesem Satz leicht berechnen, wie viel Kork z.B. einem Goldklumpen angehängt werden müßte, wenn dieser schwimmen sollte. Er würde ferner leicht berechnen können, wie groß eine hohle Bleykugel, ein parabolisches Sphäroid seyn müßte, wenn sie schwimmen sollten. Ja die ganze Schiffsbaukunst, gründet sich auf jene Beobachtung des Physikers. Nun wo ist denn aber die Gränze zwischen Physik und Mathe- matik? Wie weit darf jene sich dieser bedienen? – Quantum sufficit – ist hierauf die beste Antwort. Eigentlich freylich, giebt sich der Physiker blos mit dem Radicalen ab, und überläßt dann seine Entdeckungen dem Mathematiker. Aber etwas Mathema|tik muß 18 doch auf jeden Fall, auch in der Physik mitgenommen werden, weil sonst des eigentlichen Physischen nur wenig übrig bliebe. Indessen muß man ja auch nicht vergessen, daß man noch nicht in allen Theilen der Physik schon so im Reinen ist, wie z.B. bey den optischen. Wie vieles bleibt dem Physiker noch in der Lehre siehe Gesamtregister.
0 243570 Sachregister ~ Naturgesetz ~ Entdeckung Aufgabe des Physikers. 17283 2 20 33-34 Eigentlich freylich, giebt sich der Physiker blos mit dem Radicalen ab siehe Gesamtregister.
0 243570 Sachregister ~ Naturlehre ~ Gebiete, deren Gesetze noch unentdeckt sind. 17332 2 20 40 1 Wie vieles bleibt dem Physiker noch in der Lehre siehe Gesamtregister.
0 243570 Sachregister ~ Planetenbewegung ~ Keplersche Gesetze. 4037 2 20 5-8 Nach dem berühmten Keplerschen Gesetze, verhält sich nähmlich das Quadrat der Umlaufszeiten der Planeten, wie der Cubus ihrer mittleren Entfernung von der Sonne. siehe Gesamtregister.
0 243570 Personenregister ~ Kepler, Johannes ~ Planetenbewegung. 14155 2 20 6 kapitalis Kepler siehe Gesamtregister.
0 243570 Sachregister ~ Schwimmen. 4313 2 20 22-24 Der Physiker | beobachtet, daß einige 17 Körper in gewissen Lagen und Verhältnissen auf dem Wasser oder andern Fluidis schwimmen . siehe Gesamtregister.
0 243570 Personenregister ~ Le Monnier, Pierre Charles ~ Uranussichtung. 14042 2 20 1 kapitalis 1 Monnier siehe Gesamtregister.
0 243570 Sachregister ~ Uranus ~ Beispiel für das dritte Keplersche Gesetz. 17296 2 20 11-12 1 2 : 83 2 = 1 3 : X 3 Also X 3 = 832·1312 = 83 2 = 6889. Und 3 √ 688 9 = 19... siehe Gesamtregister.
0 243570 Sachregister ~ Himmelsmechanik ~ Arbeitsfeld der Mathematik. 17295 2 20 3-5 Nun kam aber der Mathematiker und berechnete aus diesen Beobachtungen, die Umlaufszeit des Planeten zu 83 Jahren, und aus dieser wieder seine Entfernung von der Sonne . siehe Gesamtregister.
0 243570 Sachregister ~ Mechanik ~ Arbeitsfeld der Mathematik. 17337 2 20 15-16 Nun hat der Mathematiker weiter darüber nachgedacht siehe Gesamtregister.
0 243570 Sachregister ~ Hydrostatik ~ Arbeitsfeld der Mathematik. 17341 2 20 24-25 Der Mathematiker kann nun aber aus diesem Satz leicht berechnen siehe Gesamtregister.
0 243570 Sachregister ~ Radical (Physik). 17436 2 20 34 Radicalen siehe Gesamtregister.
0 243570 Sachregister ~ Dreisatz (Regeldetri). 18415 2 20 10 Regeldetri siehe Gesamtregister.
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