Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 59

Band 2 - Teil I - Von der Bewegung überhaupt

III. Von der Bewegung überhaupt. §. 54.
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1sie leisten! Kömmt man mit dem Finger daran, so fühlt man
2bald, welche hohl ist. Eine widersteht mehr als die andere.
32. Auch ist die Trägheit nicht mit Schwere einerley. Schwere ist
4die Eigenschaft der Körper, vermöge welcher sie nach dem
5Mittelpunkt der Erde zugetrieben werden. Aber nach der Seite
6zu ist nichts schwer, sondern, wenn man einen Körper aufhe-
7ben will, hat man es mit der Schwere zu thun. Eine Billiard-
8kugel auf dem Billiard hat keine Schwere, eben so wenig eine
9Kugel, wenn sie an einem Faden ruhig hängt. Nun, wenn ein
10Körper mit einer gewissen Geschwindigkeit fällt, und man
11schlägt mit der Hand auf ihn, um ihm noch eine größere Ge-
12schwindigkeit zu geben, so empfindet man Reaktion – Schmer-
13zen, | welches offenbar nicht von der Schwere herkömmt, die125
14nie aufwärts, sondern immer gegen den Mittelpunkt der Erde
15zu wirkt. Es rührt vielmehr von der Trägheit her, die nicht
16verstattet, daß ein Körper plötzlich und auf einmal in eine
17solche Bewegung gerathe, als der andere Körper fordert.
18Man kann sich das Phänomen der Trägheit durch eine Menge von
19Beyspielen erläutern, aus welchen das oben Gesagte sowohl als
20auch das erhellet, daß man der Schwere der Körper weit leichter
21entgegen wirken kann, als ihrer Trägheit. Eine Bombe, die an
22einem Stricke irgendwo frey hängt, kann man leicht mit einem
23daran befestigten Zwirnsfaden in Bewegung setzen, und derselben
24die größte Oscillation geben. Zieht man aber hastig an, so reißt
25der Zwirnsfaden.
26Eine Billiardkugel auf dem Schwungtische mit der gehörigen126
27Vorrichtung angebracht, bleibt, wenn die Schwungplatte in Bewe-
28gung gesetzt wird, lange ruhen, so daß die Platte darunter weg-
29schurrt.
30Eben dasselbe zeigt sich mit einer Waage, die man z.B. an
31der obern Schwelle einer Thür befestigt. Statt der einen Schaale
32nehme man eine bleyerne Kugel von 3 Pfund, bringe dieselbe
33mit der andern Schaale ins Gleichgewicht, und binde daran mit
34einem etwas langen Zwirnsfaden ein Gewicht von 9 Pfunden
35fest; läßt man nun dieß Gewicht allmählig herabsinken, so wird
36die Waage aus dem Gleichgewicht gebracht; aber läßt man es
37von der Waage an herunterfallen, so reißt der Faden, ohne daß
38sich die Waage im mindesten bewegt, weil nämlich die Gewichte
39an der Waage vermöge ihrer Träg|heit nicht so plötzlich in Bewe-127
40gung gesetzt werden können.

Textkritischer Kommentar

Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 243609 Sachregister ~ Schwere ~ Abgrenzung gegenüber Trägheit. 4299 2 59 3-7 Auch ist die Trägheit nicht mit Schwere einerley. Schwere ist die Eigenschaft der Körper, vermöge welcher sie nach dem Mittelpunkt der Erde zugetrieben werden. Aber nach der Seite zu ist nichts schwer, sondern, wenn man einen Körper aufhe- ben will, hat man es mit der Schwere zu thun. siehe Gesamtregister.
0 243609 Personenregister ~ Lichtenberg, Georg Christoph ~ Biographisches ~ Instrumente ~ zu Abschnitt 3: Bewegung ~ Schwungmaschine (Nr. 23). 18163 2 59 26 Schwungtische siehe Gesamtregister.
0 243609 Personenregister ~ Lichtenberg, Georg Christoph ~ Biographisches ~ Instrumente ~ zu Abschnitt 3: Bewegung ~ Bleikugel mit Haken und eiserner Waagebalken (Nr. 351). 32066 2 59 30-32 Waage , die man z.B. an der obern Schwelle einer Thür befestigt. Statt der einen Schaale nehme man eine bleyerne Kugel von 3 Pfund siehe Gesamtregister.
0 243609 Sachregister ~ Versuche (Bewegung) ~ Trägheit ~ Kugel auf dem Schwungtisch. 18162 2 59 26-29 Eine Billiardkugel auf dem Schwungtische mit der gehörigen 126 Vorrichtung angebracht, bleibt, wenn die Schwungplatte in Bewe- gung gesetzt wird, lange ruhen, so daß die Platte darunter weg- schurrt. siehe Gesamtregister.
0 243609 Sachregister ~ Versuche (Bewegung) ~ Trägheit ~ Gewicht an der Waage. 18176 2 59 30-40 1 Eben dasselbe zeigt sich mit einer Waage , die man z.B. an der obern Schwelle einer Thür befestigt. Statt der einen Schaale nehme man eine bleyerne Kugel von 3 Pfund, bringe dieselbe mit der andern Schaale ins Gleichgewicht, und binde daran mit einem etwas langen Zwirnsfaden ein Gewicht von 9 Pfunden fest; läßt man nun dieß Gewicht allmählig herabsinken, so wird die Waage aus dem Gleichgewicht gebracht; aber läßt man es von der Waage an herunterfallen, so reißt der Faden, ohne daß sich die Waage im mindesten bewegt, weil nämlich die Gewichte an der Waage vermöge ihrer Träg|heit nicht so plötzlich in Bewe- 127 gung gesetzt werden können. siehe Gesamtregister.
0 243609 Sachregister ~ Versuche (Bewegung) ~ Trägheit ~ horizontale Bewegung einer hängenden Bombe. 18683 2 59 21-25 Eine Bombe , die an einem Stricke irgendwo frey hängt, kann man leicht mit einem daran befestigten Zwirnsfaden in Bewegung setzen, und derselben die größte Oscillation geben. Zieht man aber hastig an, so reißt der Zwirnsfaden. siehe Gesamtregister.

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