1neben einander sitzen hat. – Ein guter Kenner kann es Kupfern
2und Gemählden leicht ansehen, ob die Figuren in Natura so ste-
3hen könnten.
4Es gewährt eine angenehme Unterhaltung die Menschen zuwei-
5len auf der Straße zu betrachten, wenn sie etwas tragen. So die
6Kerls, welche Körbe vor sich tragen. Die Waare in denselben und
7also der Korb überhaupt, macht mit ihnen ein Sy|stem aus. Wie215
8sie sich also zurückbeugen müssen! Die Schwangeren, die ihre
9Schwangerschaft am ersten durch ihren Gang verrathen, müssen
10sich aus dem nämlichen Grunde zurückelegen. Auch die Wanst-
11bäuche müssen es thun. Weil es nun aber auch solche öfters thun,
12die keinen Wanst und überhaupt keine Ursache dazu haben: so
13mag wohl daher die Phrase: dicke thun, für stolz sich gebährden,
14entstanden seyn.∗
15Ausserdem sieht man noch viele andere poßirliche Stellungen216
16auf der Strasse. Man betrachte z.B. nur ein Göttingisches Mäd-
17chen, mit einem Wasser Eimer in der einen Hand, wie sie mit
18der andern balanciren muß um nicht aus dem Gleichgewicht zu
19kommen! Welches dann auch bey einer tüchtigen Faust recht gut
20von statten geht.
21Bey dieser Gelegenheit muß auch der Streit berührt werden,
22ob die Paßgänger (equi gradarii) die Beine von beyden Seiten
23zugleich aufheben oder nur von einer? Ein berühmter Physiker
24hat dieß letztere für statisch unmöglich gehalten. Allein es ist
25statisch | und physiologisch möglich, wie die Erfahrung lehret.217
26Sie heben zwar die beyden Beine derselben Seite, nicht gerade in
27dem nämlichen Augenblicke auf; indeß schweben doch beyde so
28ziemlich zu gleicher Zeit in der Luft. Man muß die Pferde von
29hinten oder von vorne ansehen, wenn man es gut beobachten