1Fünfter Abschnitt.403
2Hydrostatik.
3Der Gegenstand dieser Wissenschaft sind Fluida, und zwar tropf-
4bare Fluida. Die expensibeln Fluida, wie z.B. die Luft, bleiben also
5fürs erste davon ausgeschlossen.
6Es ist merkwürdig, daß man hier gleich in Cimine Schwierigkei-
7ten findet. Bey dem Gleichgewichte der festen Körper fingen wir
8mit dem Hebel an, und erwiesen die Nothwendigkeit desselben
9mathematisch. Hier müssen wir von der Erfahrung ausgehen. –
10Indeß läßt sich die Sache doch so erläutern, daß nicht der gering-
11ste Zweifel übrig bleibt.
12Das Charakteristische flüssiger Körper ist:
131. Verschiebbarkeit (Kant) – leichter Zusammenhang, Schlüpf-
14rigkeit;
152. Ausfüllung des Gefäßes – sie nehmen jede Form desselben an;404
163. Horizontale Lage – so viel wir nämlich wissen. Will jemand
17Einwendungen hiegegen machen: so kommt man freylich in
18Verlegenheit. Allein er muß vorher das Gegentheil erweisen.
19Vom Gleichgewichte flüssiger Körper unter sich selbst.
20§. 150.
21Der erste Satz, von dem man in der Hydrostatik ausgehen muß, ist
22dieser: Das Wasser läßt sich nicht aufhäufen, es steht beständig,
23so bald es zur Ruhe gekommen ist, horizontal. Dieß läßt sich aus
24der Verschiebbarkeit der Fluidorum erläutern. – Sand, Hirse und
25Hagel – Sie häufen sich immer unter einem eigenen Winkel auf,
26sobald man bey der Aufwerfung eines Erd|haufens, diesen eigenen405
27Winkel überschreitet, stürzt die Erde herab. – Man könnte also
28fast sagen: Die Fluida müssen in eine horizontale Lage kommen,
29weil man sie von lauter Planis inklinatis herabrollend denken
30muß. So erkläret es auch Dan. Bernoulli. Es giebt wohl noch
31andere Wege; aber man kömmt auf denselben auch nicht weiter.