Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 221

Band 2 - Teil II - Von der Luft

VII. Von der Luft. §. 203.
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1dem Wasser. Ja er korrespondirte sogar in das Schiff hinauf, und
2man gieng 300 Fuß auf dem Boden des Meeres von der Glocke
3hinweg, aber versteht sich, wieder unter der Sauve-Garde einer
4andern Glocke, die durch eine lederne wasserdichte Röhre mit der
5großen Glocke in Verbindung gehalten wurde. – Um die verdor-
6bene Luft in der Glocke zu ersetzen, hatte man ein sinnreiches
7Mittel erfunden. Es wurden von dem Maste zwey mit frischer
8Luft gefüllte kleine Fässer von Holz und mit Bley überzogen, nach
9Art der Brunnen-Eimer hinunter gelassen, ohne daß sie umstürzen
10konnten. In dem untern Boden hatten sie eine Oeffnung, wo das
11Wasser eindringen konnte, wenn demselben von der Luft Platz
12gemacht wurde. | Oben an jedem Faße war an einer Oeffnung7
13derselben ein lederner Schlauch wasserdicht befestiget, der sich
14in eine kleine, mit einem Hahne versehene Röhre endigte. Diese
15Röhre zog man unter die Glocke, und drehte den Hahn auf. Nun
16drang das Wasser bey der untern Oeffnung in das Faß hinein, und
17trieb aus demselben die Luft durch den Schlauch in die Glocke.
18Versteht sich von selbst, daß das Fäßchen jedesmahl tiefer zu
19stehen kommen mußte, als die Glocke. An der Glocke war auch
20eine mit einem Hahn versehene Oeffnung, durch welche man die
21schlechte Luft hinaus schaffte. – So wurde also auch die Glocke
22restaurirt; so konnte man wieder eine Weile leben! War ein Fäß-
23chen leer, so gab man ein Zeichen, und es kam das andere. Wollte
24man nach einer anderen Stelle, so korrespondirte man hinauf, und
25das Schiff segelte weiter. – Um denn auch in der Glocke sehen
26zu können, war oben an | derselben ein Glas angebracht. Aber8
27das mußte gut gefaßt seyn; War die See glatt, so konnte man gut
28sehen; aber wenn sie rauh und stürmisch war, sah man wegen der
29vielfachen Reflexion des Lichtes nichts. Ein Kerzenlicht konnte
30man darum nicht gut in die Glocke hinein nehmen, weil dieß
31eben so viel Luft verzehrt haben würde, als der Mensch, und weil
32man hier mit der Luft so haushälterisch umgehen mußte. – Die
33einzige Ungemächlichkeit, die man empfand, war der Schmerz
34in den Ohren. Dieser rührte von der Verdichtung der Luft beym
35Hinablassen der Glocke her. So wie man aber langsamer damit zu
36Werke ging, verging derselbe.
37Bey dieser Gelegenheit etwas über einen Gedanken der Tau-
38cher. Sie nehmen einen Schwamm mit Oehl in den Mund. Man
39dachte gewöhnlich, es geschehe, um das Athemhohlen dadurch
40zu befördern. Aber was in aller Welt hat das Athemhohlen | mit9
41dem Oehle gemein! Es geschieht vermuthlich des Sehens wegen.

Textkritischer Kommentar

Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 243771 Sachregister ~ Ohr ~ Schmerzen beim Tauchen mit der Glocke. 21531 2 221 33-34 Schmerz in den Ohren siehe Gesamtregister.
0 243771 Sachregister ~ Taucherglocke. 4533 2 221 1-36 1 dem Wasser. Ja er korrespondirte sogar in das Schiff hinauf, und man gieng 300 Fuß auf dem Boden des Meeres von der Glocke hinweg, aber versteht sich, wieder unter der Sauve-Garde einer andern Glocke, die durch eine lederne wasserdichte Röhre mit der großen Glocke in Verbindung gehalten wurde. – Um die verdor- bene Luft in der Glocke zu ersetzen, hatte man ein sinnreiches Mittel erfunden. Es wurden von dem Maste zwey mit frischer Luft gefüllte kleine Fässer von Holz und mit Bley überzogen, nach Art der Brunnen-Eimer hinunter gelassen, ohne daß sie umstürzen konnten. In dem untern Boden hatten sie eine Oeffnung, wo das Wasser eindringen konnte, wenn demselben von der Luft Platz gemacht wurde. | Oben an jedem Faße war an einer Oeffnung 7 derselben ein lederner Schlauch wasserdicht befestiget, der sich in eine kleine, mit einem Hahne versehene Röhre endigte. Diese Röhre zog man unter die Glocke, und drehte den Hahn auf. Nun drang das Wasser bey der untern Oeffnung in das Faß hinein, und trieb aus demselben die Luft durch den Schlauch in die Glocke. Versteht sich von selbst, daß das Fäßchen jedesmahl tiefer zu stehen kommen mußte, als die Glocke. An der Glocke war auch eine mit einem Hahn versehene Oeffnung, durch welche man die schlechte Luft hinaus schaffte. – So wurde also auch die Glocke restaurirt; so konnte man wieder eine Weile leben! War ein Fäß- chen leer, so gab man ein Zeichen, und es kam das andere. Wollte man nach einer anderen Stelle, so korrespondirte man hinauf, und das Schiff segelte weiter. – Um denn auch in der Glocke sehen zu können, war oben an | derselben ein Glas angebracht. Aber 8 das mußte gut gefaßt seyn; War die See glatt, so konnte man gut sehen; aber wenn sie rauh und stürmisch war, sah man wegen der vielfachen Reflexion des Lichtes nichts. Ein Kerzenlicht konnte man darum nicht gut in die Glocke hinein nehmen, weil dieß eben so viel Luft verzehrt haben würde, als der Mensch, und weil man hier mit der Luft so haushälterisch umgehen mußte. – Die einzige Ungemächlichkeit, die man empfand, war der Schmerz in den Ohren. Dieser rührte von der Verdichtung der Luft beym Hinablassen der Glocke her. So wie man aber langsamer damit zu Werke ging, verging derselbe. siehe Gesamtregister.
0 243771 Sachregister ~ Taucher. 21532 2 221 37-38 Tau- cher siehe Gesamtregister.
1448270961239

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