1Sowohl das salzsaure, als das übersaure salzsaure Gas, hat nach
2der neuen Chemie zu seiner Basis das noch völlig un|bekannte und142
3analogisch vorausgesetzte Radikal muriatique.
412. Schwefligsaures Gas (Gaz acide sulphureux).
5Ist eigentlich die flüchtige Schwefelsäure in Luftgestalt. Man er-
6hält es, wenn man gleiche Theile Quecksilber und Vitriolöhl im
7Sandbade bis zum Sieden erhitzt. Die Eigenschaften desselben
8sind im Compendio angegeben.
9Nach der neuen Chemie ist die Basis dieses Gases die unvoll-
10kommene Schwefelsäure (acide sulphureux) und es hat noch fol-
11gende Nahmen: Vitriolsaure Luft, Schwefelluft, Schwefelgas u.s.w.
1213. Flußspathsaures Gas (Gaz acide fluorique).
13Ist die Flußspathsäure in Luftgestalt und wird erhalten, wenn man
14auf zer|stossenen Flußspath concentrirte Vitriolsäure gießt, und143
15dann die Retorte in glühende Asche setzt. Muß auf Quecksilber
16aufgefangen werden. Achard läugnete, daß auf diese Art wirk-
17lich Luft erhalten werden könne, – es wäre nur Säure meinte er.
18Aber Scheele lebte gerade noch so lange, um ihn wiederlegen zu
19können.
20Es verwandelt sich bey Berührung der atmosphärischen Luft in
21weißliche Nebel, und hält man eine Glasplatte über diese Nebel,
22so wird die Fläche derselben sehr schnell angegriffen, sie ver-
23liert ihre Politur, wird undurchsichtig und das Glas wird wirklich
24angefressen.
25Hierauf gründet sich nun die Kunst in Glas zu ätzen. Klap-
26roth zu Berlin hat diese Kunst wieder hervor gesucht. Lichten-
27berg hörte davon, daß man in Berlin Glas ätze, sogleich verfiel
28er darauf, daß dieß mit der Flußspathsäure geschehen müsse. Er
29machte den Versuch und dieser | gelang vollkommen. Aber Erfin-144
30der, wofür ihn einige ausgeben, ist er nicht davon. Das Glas muß
31nicht zu hart seyn, wenn der Versuch gelingen soll, wie Lichten-
32berg mit einem Trinkglase erfuhr, auf welches er Kästners Bild
33ätzen wollte. Auch ist es nach neuerem Rathe am besten, diejenige
34Seite des Glases, in welche man ätzen will, mit Hausenblasen
35zu beschmieren. Aber auch die andere Seite muß man bedecken,
36um sie gegen das penetrante Gas zu bewahren. Nur darf diese
37Bedeckung ganz simpel seyn z.B. mit Thon oder gelben Wachs.