Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 325

Band 2 - Teil II - Von der Luft

VII. Von der Luft. §. 273–276.
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1lassen. Sie berufen sich auf die Tuba, mit welcher die Alten ihre
2Truppen kommandirten. Doch dieß war wohl nur eine Trompete.
3Denn bekanntlich kommandirte man Landtruppen nicht mit dem
4Sprachrohr. – Der Erfinder ist vielmehr Morland in England,
5von dem auch ein Barometer den Nahmen führt. Er machte die
6Erfindung um das Jahr 1670.
7Sobald die Erfindung gemacht war, gab man den Mathema-
8tikern das Problem auf, die beste Form anzugeben. Da kamen
9denn viele Vorschläge zum Vorschein. Die parabolische Form ist
10theoretisch unstreitig die richtigste. Die Parabel – welche entsteht,
11wenn man einen Kegel parallel mit einer seiner Seiten durch-
12schneidet – hat nähmlich die Eigenschaft, daß alle Strahlen, die
13mit der Axe derselben | parallel einfallen, in einem Punkte in der287
14Mitte des Halbmessers reflektirt werden, welcher der Brennpunkt
15heißt; und wieder, daß alle Strahlen, welche aus diesem Brenn-
16punkte auf die Parabel fallen, parallel zurück geworfen werden.
17Da man nun die Parabel so spitz machen kann, als man will, so
18scheint sie sich wirklich am besten zu einem Sprachrohr zu quali-
19fiziren. Allein man hat doch gefunden; daß kein merklicher Unter-
20schied heraus kommt. Einmahl sind solche Sprachröhre schon
21sehr schwer zu verfertigen. Dann setzt die Parabel voraus, daß
22alle Schallstrahlen aus einem Punkte kommen, welches natürlich
23in der Praxi nicht der Fall ist. Man hat wohl ein elliptisches
24Mundstück angebracht: allein dem Uebel wurde dadurch nicht
25abgeholfen. Da kam denn endlich Lambert, und zeigte, daß,
26wenn man dem Kegel ein ordentliches Verhältniß seiner Höhe
27zur Basis gäbe, derselbe noch immer das beste Sprachrohr wäre. |
28Man kann ohne Sprachrohr auf 400 Fuß hören. Nach dieser288
29Bemerkung richtete er seine Angabe ein.
30Um doch ein Verhältniß zu kennen, mag man sich folgendes
31von Chladni merken. Oben, nach subjektivem Bedürfniß weit,
32ungefähr 112Zoll, unten 14 Zoll im Durchmesser, und 4 Fuß hoch.
33Ferner von gut geleimten Pappdeckel und inwendig so glatt als
34möglich. Das Blech hat selbst wieder viele Schwingungen.
35Von welch’ wichtigem Gebrauche übrigens die Sprachröhre
36seyen, besonders auf der See, bey einem Sturme, bedarf wohl
37keiner Erwähnung.

Textkritischer Kommentar

Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 243875 Sachregister ~ Antike ~ Militär. 22560 2 325 1 die Alten siehe Gesamtregister.
0 243875 Personenregister ~ Chladni, Ernst Florens Friedrich ~ Schall und Musik ~ Sprachrohr. 22558 2 325 31 kapitalis Chladni siehe Gesamtregister.
0 243875 Sachregister ~ Sprachrohr ~ Form. 4447 2 325 7-34 Sobald die Erfindung gemacht war, gab man den Mathema- tikern das Problem auf, die beste Form anzugeben. Da kamen denn viele Vorschläge zum Vorschein. Die parabolische Form ist theoretisch unstreitig die richtigste. Die Parabel – welche entsteht, wenn man einen Kegel parallel mit einer seiner Seiten durch- schneidet – hat nähmlich die Eigenschaft, daß alle Strahlen, die mit der Axe derselben | parallel einfallen, in einem Punkte in der 287 Mitte des Halbmessers reflektirt werden, welcher der Brennpunkt heißt; und wieder, daß alle Strahlen, welche aus diesem Brenn- punkte auf die Parabel fallen, parallel zurück geworfen werden. Da man nun die Parabel so spitz machen kann, als man will, so scheint sie sich wirklich am besten zu einem Sprachrohr zu quali- fiziren. Allein man hat doch gefunden; daß kein merklicher Unter- schied heraus kommt. Einmahl sind solche Sprachröhre schon sehr schwer zu verfertigen. Dann setzt die Parabel voraus, daß alle Schallstrahlen aus einem Punkte kommen, welches natürlich in der Praxi nicht der Fall ist. Man hat wohl ein elliptisches Mundstück angebracht: allein dem Uebel wurde dadurch nicht abgeholfen. Da kam denn endlich Lambert, und zeigte, daß, wenn man dem Kegel ein ordentliches Verhältniß seiner Höhe zur Basis gäbe, derselbe noch immer das beste Sprachrohr wäre. | Man kann ohne Sprachrohr auf 400 Fuß hören. Nach dieser 288 Bemerkung richtete er seine Angabe ein. Um doch ein Verhältniß zu kennen, mag man sich folgendes von Chladni merken. Oben, nach subjektivem Bedürfniß weit, ungefähr 1 12 Zoll, unten 14 Zoll im Durchmesser, und 4 Fuß hoch. Ferner von gut geleimten Pappdeckel und inwendig so glatt als möglich. Das Blech hat selbst wieder viele Schwingungen. siehe Gesamtregister.
0 243875 Personenregister ~ Lambert, Johann Heinrich ~ Sprachrohr. 22519 2 325 25 kapitalis Lambert siehe Gesamtregister.
0 243875 Personenregister ~ Morland, Samuel ~ Sprachrohr. 22559 2 325 4 kapitalis Morland siehe Gesamtregister.
0 243875 Sachregister ~ Parabel. 18956 2 325 10-16 Die Parabel – welche entsteht, wenn man einen Kegel parallel mit einer seiner Seiten durch- schneidet – hat nähmlich die Eigenschaft, daß alle Strahlen, die mit der Axe derselben | parallel einfallen, in einem Punkte in der 287 Mitte des Halbmessers reflektirt werden, welcher der Brennpunkt heißt; und wieder, daß alle Strahlen, welche aus diesem Brenn- punkte auf die Parabel fallen, parallel zurück geworfen werden. siehe Gesamtregister.
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