IX. Von dem Wärmestoffe. §. 427. 428.
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1auf das Beyspiel, daß ein versunkener Kahn mit Eis umgeben,
2wieder auf der Oberfläche des Wassers zum Vorschein kam; und
3das sich eben so an das Floßholz, das zuweilen vom Wasser ganz
4durchdrungen verloren geht, am | Boden des Flußes Eis ansetzt,38
5und nun so gleichsam, wie mit einem Schwimmkissen versehen,
6in die Höhe kömmt. – Gottard giebt in Roziers-Journal (1789,
7Sept.) von Versuchen Nachricht, die er in der Seine, anstellte, und
8wodurch er Brauns und Pott widerlegen zu können glaubt. Er
9ließ ein Loch in das Eis hauen und steckte das Thermometer in
10das Wasser unter dem Eis, und da fand er denn, daß daßselbe
11unter dem Gefrierpunkte stand. Allein, dieß ist keine wirkliche
12Einwendung gegen das Grundeis. Denn auch die, welche für das-
13selbe sind, behaupten, daß das Wasser nur alsdann unten gefrieren
14könne, wenn der Fluß oben noch nicht mit Eis überzogen ist. Das
15Wasser, sagen sie, ist oben immer in einer stärkeren Bewegung als
16unten; daher könne die Kälte, die untern Theile eher angreifen,
17als die obern; unten trifft sie ein ruhiges Wasser an, das kann
18sie gleich fixiren. Uebrigens erklärt Gottard, die Beyspiele, die
19man für das Grundeis anführt, folgender|massen. Es könnten viele39
20Splitter (bousinsdas, was beym Behauen eines Steines wegfällt)
21vom Eise im Grossen abfallen und diese Splitter könnten sich
22irgendwo in der Tiefe sammeln und coaguliren. – Man sieht also,
23die ganze Sache verdient noch eine nähere Untersuchung.
24Ueberhaupt könnte durch irgend etwas Lokales an einem Orte
25eine tiefere Kälte und Gefrieren erzeugt werden, als an einem
26andern Orte nicht geschieht. Ein merkwürdiges Beyspiel hier-
27über hat ein Sachverständiger ins Hannövrische Magazin (1789
285. Stück) einrücken lassen. Bey der grimmigen Kälte im Jahr
291788 und 89. beobachtete man folgende verschiedene Grade des
30Eindringens der Kälte zu Hannover. Im Gartenlande vor dem
31Aegidienthore war das Erdreich 5 bis 9 Zoll tief gefroren, in einem
32benachbarten Walde 8 Zoll, im freyen Felde 10 Zoll, in der Stadt
33hingegen 5 und sogar 6 Fuß tief. Auch die mit | Stroh verwahrten40
34Brunnenröhren, selbst diejenigen, unter der Erde froren in der
35Stadt zu, und zwar so, daß man sie, selbst als die Kälte schon sehr
36nachließ, mit glühenden Eisen durchstechen mußte. Im Jahr 1768
37und 1784 froren die in der Erde gelegenen Röhren auch, aber
38nicht so tief, als in dem Winter auf 1789. – Der Ursachen, warum
39das Erdreich in der Stadt tiefer friert, können mehrere seyn. Der
40Schnee wird in den Städten weggetreten und weggefahren; die
41Erde ist mit Kellern unterminirt. – Die Kälte kann also, sowohl