Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 428

Band 2 - Teil III - Von dem Wärmestoffe

Drittes und letztes Bändchen.
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1von oben als von der Seite mehr zudringen. Ausserdem erzeugt
2der Gassen und Strassenmist Salpeter, aus welchem nach und nach
3eine Menge Salz in die Erde dringt und dieselbe leichter gefrieren
4machen kann.
5Daß Eis im Salzwasser der See entsteht, wäre ungeachtet des
6Umstandes, daß man mit Salz das Gefrieren ver|hindern kann,41
7nicht unbegreiflich. Man müßte nur eine größere Kälte anneh-
8men. Am Ende muß doch auch das Salz gefrieren. Allein man hat
9Löcher in das Eis gegraben und gefunden, daß das Wasser süß sey.
10Schon Birch sagt in seinerhistory of the royal society, daß man
11im Jahr 1662 in Holland Bier aus Eis braute, das man aus der
12See hohlte. Ueber diesen Gegenstand entstand zwischen Nairne
13und Higgins in London ein heftiger Streit. Jener wollte das Eis
14süß, dieser aber salzig gefunden haben. Der Versuch des letzteren
15muß jedoch nicht gehörig angestellt worden seyn; denn die Sache
16ist gewiß, daß das gefrorne Seewasser süß ist. – Lichtenberg
17stellte hierüber am 14. December 1788, bey der größten Kälte,
18die er in Göttingen erlebte, einen merkwürdigen Versuch an. Er
19hatte dabey zwey berühmte Zuschauer, den Hofrath Gmelin zu
20Göttingen und den Marquis Landriani, aus Italien. Das | Seewas-42
21ser, – das sich sonst Lichtenberg zuweilen bringen ließ – gefror
22in einer Schüssel auf der Altane seines Auditoriums, ungeachtet
23es salzig war, bis auf den Boden. Als man aber die Schüssel von
24der Altane in eine Kammer brachte, wo es etwas minder kalt
25war, ereignete sich der merkwürdige Umstand, daß das Eis unten
26flüßig, zu werden anfieng und auf der Schüssel schwamm, und
27als man es nun von der Schüssel wegnahm und abwusch, konn-
28ten auch die leckersten Gaumen, nichts Salziges daran gewahr
29werden. Beym Gefrieren separirt sich also das Salz vom Wasser
30und wird gegen den Boden gedrängt, wo es hier freylich nicht
31ausweichen konnte und gefrieren mußte. Dafür thaute aber auch
32dieser salzige Satz des Eises sogleich wieder auf, als dasselbe einer
33geringeren Kälte ausgesetzt wurde und das obere Eis blieb süß.
34Doch die Sache ist ja, durch Erfahrungen im Grossen, hinläng-
35lich bestätiget. | Cook machte auf seiner Reise um die Welt von43
36dem gefrornen süßen Seewasser in der Südsee einen herrlichen
37Gebrauch. So oft er zu einem Eisklumpen kam, ließ er davon
38Eis nehmen und dasselbe schmelzen, wodurch es denn zum guten
39Trinkwasser tauglich gemacht wurde. – Cook traf in der Südsee
40eine Eisinsel an, die 1 englische Meile lang und14Meile breit
41war. Eine englische Meile ist = 5280 Fuß! Sie ragte 100 Fuß

Textkritischer Kommentar

Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 243978 Personenregister ~ Birch, Thomas ~ Schriften ~ The History of the Royal Society of London (1756–1757). 5362 2 428 10 Birch sagt in seiner history of the royal society siehe Gesamtregister.
0 243978 Sachregister ~ Eis ~ auf dem Meer. 15504 2 428 34-41 1 Doch die Sache ist ja, durch Erfahrungen im Grossen, hinläng- lich bestätiget. | Cook machte auf seiner Reise um die Welt von 43 dem gefrornen süßen Seewasser in der Südsee einen herrlichen Gebrauch. So oft er zu einem Eisklumpen kam, ließ er davon Eis nehmen und dasselbe schmelzen, wodurch es denn zum guten Trinkwasser tauglich gemacht wurde. – Cook traf in der Südsee eine Eisinsel an, die 1 englische Meile lang und 14 Meile breit war. Eine englische Meile ist = 5280 Fuß! Sie ragte 100 Fuß siehe Gesamtregister.
0 243978 Personenregister ~ Cook, James ~ Trinkwasser aus Meereis. 23116 2 428 35 kapitalis Cook siehe Gesamtregister.
0 243978 Personenregister ~ Cook, James ~ Eisberg. 23118 2 428 39 kapitalis Cook siehe Gesamtregister.
0 243978 Sachregister ~ Frost ~ Frosttiefe. 15437 2 428 1-4 1 von oben als von der Seite mehr zudringen. Ausserdem erzeugt der Gassen und Strassenmist Salpeter, aus welchem nach und nach eine Menge Salz in die Erde dringt und dieselbe leichter gefrieren machen kann. siehe Gesamtregister.
0 243978 Sachregister ~ Göttingen ~ Kälteperiode. 23117 2 428 18 Göttingen siehe Gesamtregister.
0 243978 Personenregister ~ Gmelin, Johann Friedrich ~ besucht L.. 23110 2 428 19 kapitalis Gmelin siehe Gesamtregister.
0 243978 Personenregister ~ Higgins, Bryan ~ Salzigkeit des Meereises. 23111 2 428 13 kapitalis Higgins siehe Gesamtregister.
0 243978 Sachregister ~ Salze ~ erschweren das Gefrieren von Wasser. 12644 2 428 6 daß man mit Salz das Gefrieren ver | hindern kann siehe Gesamtregister.
0 243978 Sachregister ~ Seewasser ~ gefrorenes ist süß. 4328 2 428 8-39 Allein man hat Löcher in das Eis gegraben und gefunden, daß das Wasser süß sey. Schon Birch sagt in seiner history of the royal society , daß man im Jahr 1662 in Holland Bier aus Eis braute, das man aus der See hohlte. Ueber diesen Gegenstand entstand zwischen Nairne und Higgins in London ein heftiger Streit. Jener wollte das Eis süß, dieser aber salzig gefunden haben. Der Versuch des letzteren muß jedoch nicht gehörig angestellt worden seyn; denn die Sache ist gewiß, daß das gefrorne Seewasser süß ist. – Lichtenberg stellte hierüber am 14. December 1788, bey der größten Kälte, die er in Göttingen erlebte, einen merkwürdigen Versuch an. Er hatte dabey zwey berühmte Zuschauer, den Hofrath Gmelin zu Göttingen und den Marquis Landriani, aus Italien. Das | Seewas- 42 ser, – das sich sonst Lichtenberg zuweilen bringen ließ – gefror in einer Schüssel auf der Altane seines Audjtoriums, ungeachtet es salzig war, bis auf den Boden. Als man aber die Schüssel von der Altane in eine Kammer brachte, wo es etwas minder kalt war, ereignete sich der merkwürdige Umstand, daß das Eis unten flüßig, zu werden anfieng und auf der Schüssel schwamm, und als man es nun von der Schüssel wegnahm und abwusch, konn- ten auch die leckersten Gaumen, nichts Salziges daran gewahr werden. Beym Gefrieren separirt sich also das Salz vom Wasser und wird gegen den Boden gedrängt, wo es hier freylich nicht ausweichen konnte und gefrieren mußte. Dafür thaute aber auch dieser salzige Satz des Eises sogleich wieder auf, als dasselbe einer geringeren Kälte ausgesetzt wurde und das obere Eis blieb süß. Doch die Sache ist ja, durch Erfahrungen im Grossen, hinläng- lich bestätiget. | Cook machte auf seiner Reise um die Welt von 43 dem gefrornen süßen Seewasser in der Südsee einen herrlichen Gebrauch. So oft er zu einem Eisklumpen kam, ließ er davon Eis nehmen und dasselbe schmelzen, wodurch es denn zum guten Trinkwasser tauglich gemacht wurde. siehe Gesamtregister.
0 243978 Sachregister ~ Seewasser ~ Eis daraus zum Bierbrauen verwendet. 12657 2 428 10-12 daß man im Jahr 1662 in Holland Bier aus Eis braute, das man aus der See hohlte siehe Gesamtregister.
0 243978 Personenregister ~ Landriani, Marsilio ~ besucht L. im Dezember 1788. 21115 2 428 20 kapitalis Landriani siehe Gesamtregister.
0 243978 Sachregister ~ Datierung ~ 1788 Dezember 14. 23113 2 428 17 14. December 1788 siehe Gesamtregister.
0 243978 Personenregister ~ Lichtenberg, Georg Christoph ~ Biographisches ~ Versuche ~ Gefrieren von Seewasser. 12659 2 428 21 kapitalis Lichtenberg siehe Gesamtregister.
0 243978 Personenregister ~ Lichtenberg, Georg Christoph ~ Biographisches ~ besucht von ~ J.F. Gmelin. 23115 2 428 19 Zuschauer , den Hofrath Gmelin siehe Gesamtregister.
0 243978 Personenregister ~ Lichtenberg, Georg Christoph ~ Biographisches ~ besucht von ~ M. Landriani. 23114 2 428 19-20 Zuschauer Landriani siehe Gesamtregister.
0 243978 Sachregister ~ Holland ~ Bier mit Eis aus Seewasser. 12656 2 428 11 Holland siehe Gesamtregister.
0 243978 Personenregister ~ Nairne, Edward ~ Salzigkeit des Meereises. 23112 2 428 12 kapitalis Nairne siehe Gesamtregister.
1456139869356

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