Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 432

Band 2 - Teil III - Von dem Wärmestoffe

Drittes und letztes Bändchen.
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1Wasserdämpfe entstehen nicht nur bey der Hitze des kochen-
2den Wassers, sondern bey jeder Temperatur, selbst beym Eise.
3Daher kömmt es, daß sie oft, wenn sie schon in Dünste verwan-
4delt wurden, zum zweytenmahle verschwinden, weil jedem Grad
5von Wärme andere Dämpfe, nähmlich von andrer Dichtigkeit
6und Elasticität zugehören. Bey der Hitze des kochenden Was-
7sers aber erreichen sie eine expansive Kraft, die dem Drucke der
8Atmosphäre gleich ist. Hievon kann man sich sehr deutlich durch
9folgenden Versuch überzeugen. Bringt man in ein Barometer über
10das Quecksilber in der Torricellischen Leere, etwas Wasser
11und erwärmt dasselbe, so steigen aus dem Wasser Dämpfe in die
12Röhre, und diese Dämpfe treiben das Quecksilber immer mehr
13und mehr herab. Sinkt das Quecksilber endlich so weit herab,
14daß es in beyden Schenkeln | des Barometers gleich steht, so52
15fängt das bischen Wasser über dem Quecksilber zu sieden an; das
16Barometer ist also jetzt der Siedhitze ausgesetzt. Folglich drücken
17die Dämpfe des kochenden Wassers eben so stark, als der ganze
18Druck der Atmosphäre; denn öffnete man den oben verschlosse-
19nen Schenkel des Barometers, so würde die Luft das Quecksilber
20auch nur so tief, und gerade eben so tief herabgedrückt haben, als
21es die Dämpfe thaten.
22Wenn die Dämpfe den Druck der Luft überwinden können,
23wozu sie eigentlich, wie weiter unten wird gezeiget werden, 943
24Grade gebrauchen, so fängt das Wasser an aufzuwallen oder zu
25sieden. Ist der Druck der Luft ganz weg, so siedet das Wasser
26durch bloße Erwärmung der Hand, wie man sich mit dem Saus-
27sürschen oder eigentlich Franklin’schen Wasserhammer am
28deutlichsten überzeugen kann. Er hat die Gestalt, welche Fig. 4
29zeiget, und ist | von demjenigen verschieden, von welchem im53
30ersten Bändchen (S. 106.) die Rede war, mit welchem indeß der
31Versuch ebenfalls angestellt werden kann. Erwärmt man mit der
32Hand die eine Kugel, so sprudelt der rothgefärbte Spiritus in der
33andern Kugel in die Höhe. Beym letzten Zuge bemerkt man eine
34merkliche Kälte. Man kann hiemit auch destilliren. – Können die
35Dämpfe den Druck der Luft nicht überwinden, so entstehet eine
36Kraft, zu welcher man keine ähnliche in der Natur kennt. Die
37annehmlichste Theorie vom Erdbeben beruht auf diesen Dämp-
38fen. Könnten sie eine Zeitlang gemässiget werden, und dann ihre
39Kraft wieder äußern, so würden sie das Schießpulver entbehrlich
40machen. Priestley machte mit 16 Gran Wasser, einen starken
41Flintenlauf, den er aber zuschweißte, zerplatzen. Er that das Was-

Textkritischer Kommentar

Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 243982 Sachregister ~ Eis ~ Ausdünstung. 23147 2 432 2 Eise siehe Gesamtregister.
0 243982 Sachregister ~ Erdbeben ~ Erklärung. 17146 2 432 37 Theorie vom Erdbeben siehe Gesamtregister.
0 243982 Personenregister ~ Franklin, Benjamin ~ Wasserhammer. 23216 2 432 27 kapitalis Franklin siehe Gesamtregister.
0 243982 Sachregister ~ Luftdruck (Barometerhöhe) ~ beeinflußt Siedepunkt. 3598 2 432 25-26 Ist der Druck der Luft ganz weg, so siedet das Wasser durch bloße Erwärmung der Hand siehe Gesamtregister.
0 243982 Sachregister ~ Schießpulver ~ Wirkung verglichen mit der von Wasserdampf. 23150 2 432 39 Schießpulver siehe Gesamtregister.
0 243982 Sachregister ~ Versuche (Wärme) ~ Wasserhammer. 23167 2 432 31-34 Erwärmt man mit der Hand die eine Kugel, so sprudelt der rothgefärbte Spiritus in der andern Kugel in die Höhe. Beym letzten Zuge bemerkt man eine merkliche Kälte. siehe Gesamtregister.
0 243982 Sachregister ~ Versuche (Wärme) ~ Dampfdruck von Wasser im Torricellischen Vakuum. 23219 2 432 8-16 Hievon kann man sich sehr deutlich durch folgenden Versuch überzeugen. Bringt man in ein Barometer über das Quecksilber in der Torricellischen Leere, etwas Wasser und erwärmt dasselbe, so steigen aus dem Wasser Dämpfe in die Röhre, und diese Dämpfe treiben das Quecksilber immer mehr und mehr herab. Sinkt das Quecksilber endlich so weit herab, daß es in beyden Schenkeln | des Barometers gleich steht, so 52 fängt das bischen Wasser über dem Quecksilber zu sieden an; das Barometer ist also jetzt der Siedhitze ausgesetzt. siehe Gesamtregister.
0 243982 Sachregister ~ Wasser ~ Kochen. 12789 2 432 22-25 Wenn die Dämpfe den Druck der Luft überwinden können, wozu sie eigentlich, wie weiter unten wird gezeiget werden, 943 Grade gebrauchen, so fängt das Wasser an aufzuwallen oder zu sieden. siehe Gesamtregister.
0 243982 Sachregister ~ Wasser ~ Ausdünstung. 23146 2 432 2 Wassers siehe Gesamtregister.
0 243982 Sachregister ~ Wasserdampf ~ Elastizität ~ Funktion der Temperatur. 12720 2 432 4-8 weil jedem Grad von Wärme andere Dämpfe, nähmlich von andrer Dichtigkeit und Elasticität zugehören. Bey der Hitze des kochenden Was- sers aber erreichen sie eine expansive Kraft, die dem Drucke der Atmosphäre gleich ist. siehe Gesamtregister.
0 243982 Sachregister ~ Wasserhammer. 4849 2 432 27 Wasserhammer siehe Gesamtregister.
0 243982 Personenregister ~ Lichtenberg, Georg Christoph ~ Biographisches ~ Instrumente ~ zu Abschnitt 9: Wärme ~ Wasserhämmer (Nr. 244). 18652 2 432 28-29 Er hat die Gestalt, welche Fig. 4 zeiget siehe Gesamtregister.
0 243982 Personenregister ~ Priestley, Joseph ~ Elastizität von Wasserdampf. 23217 2 432 40 kapitalis Priestley siehe Gesamtregister.
0 243982 Personenregister ~ Saussure, Horace Bénédict de ~ Wasserhammer. 23218 2 432 26-27 kapitalis Saus- sürschen siehe Gesamtregister.
0 243982 Personenregister ~ Torricelli, Evangelista ~ Vakuum. 23215 2 432 10 kapitalis Torricelli siehe Gesamtregister.

Abbildungen

Digitalisate

024398224322801tafelVNat_2gamn_tafeln-3-1.jpgFig. 4 Bändchen 3, Tafel 1 (Figur 4)
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