Drittes und letztes Bändchen.
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1Die Versuche selbst, den specifischen Wärmestoffgehalt der Kör-147
2per zu finden, erfordern ausserordentliche Vorsicht, und die ge-
3nauesten Werkzeuge. Wilke und Crawford haben sich darum
4große Verdienste erworden. Beyde nehmen mit Recht zum Ver-
5gleichungsmaaß des specifischen Wärmestoffes gleiche Massen,
6oder Gewichte der Körper an, und nicht gleiche Volumina, weil
7ersteres wirklich den specifischen Wärmestoffgehalt der Materie
8oder Elemente giebt, und die Körper aller Art, genauer gewogen,
9als gemessen werden können; auch, weil, was man hier mit einem
10zwar gewöhnlichen, aber nicht dem schicklichsten Worte Capaci-
11tät nennt, eigentlich mehr Affinität ist, und also nicht sowohl an
12Volumen, als an Masse erinnert. – Indeß, es kömmt oft bey der
13Erklärung der Naturerscheinungen gar sehr darauf an, den Wär-
14mestoffgehalt der Körper auch unter gleichen Voluminibus, oder
15so wie | wir die Körper aus dem Elemente in ihrer Zusammen-148
16setzung vor uns haben, und nicht bloß der Elemente; also ihren
17relativen Wärmestoff, (wie ihn Wilke nennt) zu wissen. Da kann
18man sich aber leicht helfen. Wenn R den relativen, C den specifi-
19schen Wärmestoff, und P das specifische Gewicht bedeutet: so ist
20R = PC, oder der relative Wärmestoff eines Körpers, ist gleich
21dem Produkte aus dem specifischen in das specifische Gewicht
22desselben. Einen ganz andern Weg, als Wilke und Crawford,
23haben Lavoisier und Laplace eingeschlagen, den specifischen
24Wärmestoffgehalt der Körper zu bestimmen. Das Werkzeug, das
25sie dazu angaben, heißt das Calorimeter, der Wärmemesser oder
26der Eisapparat. Der Theorie nach, eine der schönsten Erfindun-
27gen, die der menschliche Geist gemacht hat; in Praxi hat es aber
28damit viele Schwierigkeiten. Der schöne und große Gedanke, der
29das Funda|ment der Messung dabey ist, gehört eigentlich Wilke149
30zu, und nur die Einrichtung des Werkzeuges kömmt auf Rechnung
31der beyden berühmten Männer. Es hat damit folgende Bewandt-
32niß.
33Alle Körper sind von dem Wärmestoff durchdringbar, selbst
34Mauern von Diamant. Nur das Eis von 32°Fahrenh. das ist,
35bey dem Aufthaupunkte, leidet hiebey eine Ausnahme. Das läßt
36die Wärme nicht durch. Allein so bald das Thermometer höher
37oder tiefer steht, ist auch das Eis von der Wärme durchdringbar.
38Nur bey 32°nicht. Es könnte also Jemand in einem Zimmer von
39Eis sitzen, und draussen Feuer gemacht werden, so würde das
40Thermometer nicht um das mindeste steigen. – Hierauf gründet
41sich nun der Hauptgedanke beym Calorimeter. Man denke sich