Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 472

Band 2 - Teil III - Von dem Wärmestoffe

Drittes und letztes Bändchen.
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1verwandelt: so würde dieses eine Hitze erhalten, die noch einmahl
2so groß wäre, als die des Wassers. Gesetzt die Hitze des Wassers
3wäre = 212°Fahrenh. gewesen, also des Wassers ganzer Wärme-
4stoffgehalt = Z + 212 (wo Z eine unbekannte Größe bedeutet,
5die Menge von Fahrenheitischen Wärmegraden zu bezeichnen,
6die von dem relativen Null der Fahrenheitischen Skale abwärts
7bis zum absoluten, oder der gänzlichen Beraubung von Wärme
8statt finden) so würde das Leinöhl eine Hitze erhalten, die das
9Wasser äußern würde, wenn sein Gehalt = 2Z + 2 · 212 wäre;
10oder gesetzt, Z wäre = 500. so würde die Hitze des Leinöhls nach
11Fahrenheitischer | Skale = 500 + 2 · 212 = 924 Grade betragen;158
12denn 2Z = 500 Grad über Null, da Z = 500 Grad unter Null
13ist. – Würde hingegen Leinöhl von 212°in Wasser verwandelt,
14so würde dessen Temperatur =12Z +12212 = −250 + 106
15= −144°oder 144 Grade unter Null nach Fahrenh. seyn; denn,
16da Z = 500 Grade unter Null, so muß12Z um die Hälfte davon
17unter Null, oder = −250 seyn. – Daß hier angenommen wird,
18daß sich weder die Capacität des Wassers noch des Oehls hiebey
19vermindere, versteht sich von selbst. – Auch kömmt nichts darauf
20an, daß man Z eigentlich nicht kennt. Genug, daß man weiß, daß
21es groß ist, und so lange es nicht genau bestimmt ist, kann man es
22so groß annehmen, als man es braucht.
23Eine solche Veränderung der Capacitäten der Körper für den
24Wärmestoff wird nun allgemein von den Physikern an|genommen,159
25und daraus die Entstehung der Hitze und Kälte bey der Mischung
26der Körper erklärt. Um Hitze zu erzeugen ist es, laut dieser Erklä-
27rung, nicht eben allemahl nöthig, daß neuer Wärmestoff herbey-
28geführt und angehäuft werde; der Wärmestoff, der einmahl vor-
29handen ist, kann völlig hinreichend seyn. Und dieß geschieht denn
30durch die Verminderung der Capacität, ohne daß deßhalb ein
31Körper in einen andern verwandelt wird. Eben so wird die Kälte
32durch Vermehrung der Capacität hervorgebracht. Die Natur hat
33tausend Wege, zwey oder mehrere Körper so zu mischen, daß
34die Capacität der Mischung geringer oder größer ist, als die
35Summe der Capacitäten der Ingredienzen. – »Schon das mecha-
36nische Reiben oder Auseinanderschlagen zweyer Körper, kann
37eine Aenderung in der Form ihrer Zwischenräume bewirken, und
38so die Capacität derselben verändern. Es kann aber auch ge-|
39schehen, daß bey dieser mechanischen Wirkung chemische Affi-160
40nitäten mit ins Spiel kommen, und indem die Körper bey genau-
41erem Contakt chemisch auf einander wirken, dadurch auch ihre

Textkritischer Kommentar

Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 244022 Personenregister ~ Fahrenheit, Daniel Gabriel ~ Thermometer. 12865 2 472 15 kapitalis Fahrenh siehe Gesamtregister.
0 244022 Sachregister ~ Verwandtschaft (chem.) ~ Auswirkung auf Wärmekapazität. 23499 2 472 39-40 chemische Affi- 160 nitäten siehe Gesamtregister.
0 244022 Sachregister ~ Wärmekapazität ~ Änderung führt zu Erwärmung oder Abkühlung. 23498 2 472 1-41 1 1 verwandelt: so würde dieses eine Hitze erhalten, die noch einmahl so groß wäre, als die des Wassers. Gesetzt die Hitze des Wassers wäre = 212 ° Fahrenh. gewesen, also des Wassers ganzer Wärme- stoffgehalt = Z + 212 (wo Z eine unbekannte Größe bedeutet, die Menge von Fahrenheitischen Wärmegraden zu bezeichnen, die von dem relativen Null der Fahrenheitischen Skale abwärts bis zum absoluten, oder der gänzlichen Beraubung von Wärme statt finden) so würde das Leinöhl eine Hitze erhalten, die das Wasser äußern würde, wenn sein Gehalt = 2Z + 2 · 212 wäre; oder gesetzt, Z wäre = 500. so würde die Hitze des Leinöhls nach Fahrenheitischer | Skale = 500 + 2 · 212 = 924 Grade betragen; 158 denn 2Z = 500 Grad über Null, da Z = 500 Grad unter Null ist. – Würde hingegen Leinöhl von 212 ° in Wasser verwandelt, so würde dessen Temperatur = 12 Z + 12 212 = −250 + 106 = − 144 ° oder 144 Grade unter Null nach Fahrenh. seyn; denn, da Z = 500 Grade unter Null, so muß 12 Z um die Hälfte davon unter Null, oder = −250 seyn. – Daß hier angenommen wird, daß sich weder die Capacität des Wassers noch des Oehls hiebey vermindere, versteht sich von selbst. – Auch kömmt nichts darauf an, daß man Z eigentlich nicht kennt. Genug, daß man weiß, daß es groß ist, und so lange es nicht genau bestimmt ist, kann man es so groß annehmen, als man es braucht. Eine solche Veränderung der Capacitäten der Körper für den Wärmestoff wird nun allgemein von den Physikern an|genommen, 159 und daraus die Entstehung der Hitze und Kälte bey der Mischung der Körper erklärt. Um Hitze zu erzeugen ist es, laut dieser Erklä- rung, nicht eben allemahl nöthig, daß neuer Wärmestoff herbey- geführt und angehäuft werde; der Wärmestoff, der einmahl vor- handen ist, kann völlig hinreichend seyn. Und dieß geschieht denn durch die Verminderung der Capacität, ohne daß deßhalb ein Körper in einen andern verwandelt wird. Eben so wird die Kälte durch Vermehrung der Capacität hervorgebracht. Die Natur hat tausend Wege, zwey oder mehrere Körper so zu mischen, daß die Capacität der Mischung geringer oder größer ist, als die Summe der Capacitäten der Ingredienzen. – »Schon das mecha- nische Reiben oder Auseinanderschlagen zweyer Körper, kann eine Aenderung in der Form ihrer Zwischenräume bewirken, und so die Capacität derselben verändern. Es kann aber auch ge- | schehen, daß bey dieser mechanischen Wirkung chemische Affi- 160 nitäten mit ins Spiel kommen, und indem die Körper bey genau- erem Contakt chemisch auf einander wirken, dadurch auch ihre siehe Gesamtregister.

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