Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 488

Band 2 - Teil III - Von dem Wärmestoffe

Drittes und letztes Bändchen.
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1mischen Verbindung angehalten, daselbst aufgehäuft, und
2verdichtet. Es wirkt in diesem Zustande – von welchem es
3indeß auch wieder befreyet werden kann – auf kein Gefühl,
4und auf kein Werkzeug | und heißt daher latenter Wärme-202
5stoff. – Auf eine ähnliche Art ist die Schwefelsäure im Gyps
6an die Kalkerde gebunden, wo sie unsere Zunge nicht mehr
7als Säure afficirt. – Der übrige Theil des Wärmestoffes brei-
8tet sich frey durch die Körper aus, wirkt auf das Gefühl und
9auf das Thermometer, und heißt daher freyer Wärmestoff.
104. Der freye Wärmestoff kann bey seiner Ausbreitung in einer
11doppelten Hinsicht betrachtet werden; entweder bloß den
12Gesetzen seiner Elasticität, oder auch der Form der Poren
13der Körper folgend. – In der ersteren Hinsicht währt seine
14Ausbreitung so lange, bis derselben durch eine gleiche Span-
15nung in den benachbarten Körpern endlich Einhalt geschiehet,
16worauf dann ein Gleichgewicht∗erfolgt, welches das | Ther-203
17mometer anzeigt. – Ehe es aber zu dieser gleichen Spannung
18kommen kann, ist natürlich eine ungleiche vorhanden, und
19diese bestimmen wir durch unser Gefühl, oder unsern Körper,
20der ein sehr schlechter Thermometer ist. Man unterscheidet
21daher den freyen Wärmestoff – in dieser erstern Hinsicht – in
22den empfindbaren und in den thermometrischen Wärmestoff
23– ein Unterschied, der, wie gesagt, sich bloß darauf gründet,
24daß bey jenem eine ungleiche, bey diesem aber eine gleiche
25Spannung der Elasticität desselben statt findet.
26Unter dem empfindbaren Wär|mestoff versteht man also204
27denjenigen, der durch seinen Uebergang aus einem Körper in
28die Werkzeuge unserer Sinne, die bekannte Empfindung der
29Wärme bewirkt. Seine Spannkraft, oder ausdehnende Kraft
30muß dann in dem Körper ausser uns größer seyn, als in den
31Werkzeugen unsers Gefühls. Ist sie in diesen Werkzeugen grö-
32ßer, und also in dem Körper ausser uns kleiner, so erhalten
33wir die eben so bekannte Empfindung der Kälte. – Wärme
34und Kälte, als Wirkungen dieses Wärmestoffs bekommen hier
35ebenfalls die Benennungen: empfindbare Wärme – fühlbare

Textkritischer Kommentar

Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

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1Auf dem ganzen Erdkreis darf man natürlich kein solches Gleichgewicht,
2schon allein wegen der ungleichförmigen Einwirkung der Sonne erwar-
3ten. Aber in kleinen Räumen und auf kurze Zeit findet dasselbe, nach
4Angabe unsers Gefühls und unserer Werkzeuge wirklich statt, und kann
5durch die Kunst bewirkt werden.
anmerkung 241827
798088 244038 2

Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 244038 Sachregister ~ Vitriolsäure ~ Analogon zur latenten Wärme. 23530 2 488 5-6 Schwefelsäure im Gyps an die Kalkerde gebunden siehe Gesamtregister.
0 244038 Sachregister ~ Wärme ~ freie (sensible) ~ Wirkung. 4782 2 488 10-35 1 4. Der freye Wärmestoff kann bey seiner Ausbreitung in einer doppelten Hinsicht betrachtet werden; entweder bloß den Gesetzen seiner Elasticität, oder auch der Form der Poren der Körper folgend. – In der ersteren Hinsicht währt seine Ausbreitung so lange, bis derselben durch eine gleiche Span- nung in den benachbarten Körpern endlich Einhalt geschiehet, worauf dann ein Gleichgewicht ∗ erfolgt, welches das | Ther- 203 mometer anzeigt. – Ehe es aber zu dieser gleichen Spannung kommen kann, ist natürlich eine ungleiche vorhanden, und diese bestimmen wir durch unser Gefühl, oder unsern Körper, der ein sehr schlechter Thermometer ist. Man unterscheidet daher den freyen Wärmestoff – in dieser erstern Hinsicht – in den empfindbaren und in den thermometrischen Wärmestoff – ein Unterschied, der, wie gesagt, sich bloß darauf gründet, daß bey jenem eine ungleiche, bey diesem aber eine gleiche Spannung der Elasticität desselben statt findet. Unter dem empfindbaren Wär|mestoff versteht man also 204 denjenigen, der durch seinen Uebergang aus einem Körper in die Werkzeuge unserer Sinne, die bekannte Empfindung der Wärme bewirkt. Seine Spannkraft, oder ausdehnende Kraft muß dann in dem Körper ausser uns größer seyn, als in den Werkzeugen unsers Gefühls. Ist sie in diesen Werkzeugen grö- ßer, und also in dem Körper ausser uns kleiner, so erhalten wir die eben so bekannte Empfindung der Kälte. – Wärme und Kälte, als Wirkungen dieses Wärmestoffs bekommen hier ebenfalls die Benennungen: empfindbare Wärme – fühlbare siehe Gesamtregister.
0 244038 Sachregister ~ Wärme ~ gebundene (latente). 4785 2 488 4-5 latenter Wärme- 202 stoff siehe Gesamtregister.
0 244038 Sachregister ~ Wärme ~ Feuer(materie) ~ Spekulation über chemische Eigenschaften. 6298 2 488 1-2 1 mischen Verbindung angehalten, daselbst aufgehäuft, und verdichtet. siehe Gesamtregister.

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