Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 562

Band 2 - Teil III - Von der magnetischen Kraft

Drittes und letztes Bändchen.
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1ein Turmalin seye, wie sie ein Magnet ist. Und wer weiß, ob
2man diese Entdeckung nicht noch wirklich macht. Schäffer zu
3Regenspurg, will ein besonderes Schwingen bey Kugeln bemerkt
4haben, die er über oder nahe bey einem Elektrophor aufgehan-
5gen hat; etwas Aehnliches wollen auch schon andere beobachtet
6haben; und vielleicht weiset dieses auf eine solche Polarität hin
7– wenn es sich noch bestätiget, was Lichtenberg freylich, bey
8aller Vorsicht mit seinen großen und starken Instrumenten, nicht
9hat finden können.
10Eine andere große Aehnlichkeit zwischen Elektricität und
11Magneticität beruhet auf den Umstand, daß sich Nadeln leichter
12magnetisiren lassen, wenn man | sie auf Eisen legt und bestreicht,401
13als auf einem andern Körper. Ist dieß richtig, so korrespondirt
14es mit dem Kondensator. Durch die Materie der bestrichenen
15Nadel geht nähmlich eine Vertheilung des natürlichen Antheils
16der unterlegten Platte vor, dadurch wird ein Theil der Materie
17gebunden, und insensibel; es kann also noch mehr Materie in
18ihr vertheilet werden, u.s.w. Wird sie endlich von der Platte
19abgenommen, so wird das Gebundene wieder frey und sensibel.
20– Eine andere Aehnlichkeit beruht auf folgendem Umstand:
21Weißglühendes Eisen verliert alle Polarität, wenn es welche hatte,
22und nimmt in diesem Zustande auch keine weitere an; glühendes
23Glas wird ein Leiter der Elektricität, und kann nicht mehr geladen
24werden.
25Allein, so groß auch diese und noch manche andere Aehn-
26lichkeiten zwischen den elektrischen und magnetischen Materien
27seyn | mögen, so muß man doch noch nicht gleich an eine gänzli-402
28che Identität beyder Materien glauben. Es könnten ja diese Aehn-
29lichkeiten eine allgemeine Wirkungsart mehrer elastischer Flüs-
30sigkeiten seyn. Ueberdieß aber sind ja der Unähnlichkeiten zwi-
31schen beyden Materien ebenfalls sehr viele. So z.B. behält der
32Magnet seine Eigenschaft Jahrhunderte lang, der elektrisirte Kör-
33per nur kurze Zeit – die Elektricität wirkt auf irgend eine Weise
34auf alle Körper, der Magnet nur auf Eisen – die Elektricität wird
35durch Nässe zerstört, der Magnetismus nicht – man kann dem
36Magneten Elektricität mittheilen, ohne daß beyde Kräfte einander
37störten, aber der Kleistischen Flasche oder dem Turmalin keine
38Polarität – der elektrische Körper trägt nur leichte Körper, der
39magnetische oft große Lasten. – Indeß groß genug ist doch die
40erwähnte Aehnlichkeit immer, um obige Theorie zu rechtfertigen,

Textkritischer Kommentar

Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 244112 Sachregister ~ Condensator (Mikroelektrometer) ~ Analogie zu stark magnetisierten Nadeln. 24547 2 562 14 Kondensator siehe Gesamtregister.
0 244112 Sachregister ~ Eisen ~ Magnetismus ~ weißglühendes nicht magnetisch. 24548 2 562 21 Weißglühendes Eisen siehe Gesamtregister.
0 244112 Sachregister ~ Elektrizität ~ Vergleich mit Magnetismus. 2556 2 562 1-40 1 1 ein Turmalin seye, wie sie ein Magnet ist. Und wer weiß, ob man diese Entdeckung nicht noch wirklich macht. Schäffer zu Regenspurg, will ein besonderes Schwingen bey Kugeln bemerkt haben, die er über oder nahe bey einem Elektrophor aufgehan- gen hat; etwas Aehnliches wollen auch schon andere beobachtet haben; und vielleicht weiset dieses auf eine solche Polarität hin – wenn es sich noch bestätiget, was Lichtenberg freylich, bey aller Vorsicht mit seinen großen und starken Instrumenten, nicht hat finden können. Eine andere große Aehnlichkeit zwischen Elektricität und Magneticität beruhet auf den Umstand, daß sich Nadeln leichter magnetisiren lassen, wenn man | sie auf Eisen legt und bestreicht, 401 als auf einem andern Körper. Ist dieß richtig, so korrespondirt es mit dem Kondensator. Durch die Materie der bestrichenen Nadel geht nähmlich eine Vertheilung des natürlichen Antheils der unterlegten Platte vor, dadurch wird ein Theil der Materie gebunden, und insensibel; es kann also noch mehr Materie in ihr vertheilet werden, u.s.w. Wird sie endlich von der Platte abgenommen, so wird das Gebundene wieder frey und sensibel. – Eine andere Aehnlichkeit beruht auf folgendem Umstand: Weißglühendes Eisen verliert alle Polarität, wenn es welche hatte, und nimmt in diesem Zustande auch keine weitere an; glühendes Glas wird ein Leiter der Elektricität, und kann nicht mehr geladen werden. Allein, so groß auch diese und noch manche andere Aehn- lichkeiten zwischen den elektrischen und magnetischen Materien seyn | mögen, so muß man doch noch nicht gleich an eine gänzli- 402 che Identität beyder Materien glauben. Es könnten ja diese Aehn- lichkeiten eine allgemeine Wirkungsart mehrer elastischer Flüs- sigkeiten seyn. Ueberdieß aber sind ja der Unähnlichkeiten zwi- schen beyden Materien ebenfalls sehr viele. So z.B. behält der Magnet seine Eigenschaft Jahrhunderte lang, der elektrisirte Kör- per nur kurze Zeit – die Elektricität wirkt auf irgend eine Weise auf alle Körper, der Magnet nur auf Eisen – die Elektricität wird durch Nässe zerstört, der Magnetismus nicht – man kann dem Magneten Elektricität mittheilen, ohne daß beyde Kräfte einander störten, aber der Kleistischen Flasche oder dem Turmalin keine Polarität – der elektrische Körper trägt nur leichte Körper, der magnetische oft große Lasten. – Indeß groß genug ist doch die erwähnte Aehnlichkeit immer, um obige Theorie zu rechtfertigen, siehe Gesamtregister.
0 244112 Sachregister ~ Erde (Erdkugel) ~ Pole, elektrische (Vergleich mit Turmalin). 2642 2 562 1 1 ein Turmalin seye, wie sie ein Magnet ist. siehe Gesamtregister.
0 244112 Sachregister ~ Leidener (Kleistsche) Flasche (Platte) ~ Pole, magnetische. 24549 2 562 37 Kleistischen Flasche siehe Gesamtregister.
0 244112 Sachregister ~ Magnet ~ Entmagnetisierung. 3638 2 562 20-22 Eine andere Aehnlichkeit beruht auf folgendem Umstand: Weißglühendes Eisen verliert alle Polarität, wenn es welche hatte, und nimmt in diesem Zustande auch keine weitere an; siehe Gesamtregister.
0 244112 Sachregister ~ Magnet ~ Elektrizität. 24550 2 562 36 Magneten siehe Gesamtregister.
0 244112 Sachregister ~ Magnetismus ~ Vergleich mit Elektrizität. 3662 2 562 1-40 1 1 ein Turmalin seye, wie sie ein Magnet ist. Und wer weiß, ob man diese Entdeckung nicht noch wirklich macht. Schäffer zu Regenspurg, will ein besonderes Schwingen bey Kugeln bemerkt haben, die er über oder nahe bey einem Elektrophor aufgehan- gen hat; etwas Aehnliches wollen auch schon andere beobachtet haben; und vielleicht weiset dieses auf eine solche Polarität hin – wenn es sich noch bestätiget, was Lichtenberg freylich, bey aller Vorsicht mit seinen großen und starken Instrumenten, nicht hat finden können. Eine andere große Aehnlichkeit zwischen Elektricität und Magneticität beruhet auf den Umstand, daß sich Nadeln leichter magnetisiren lassen, wenn man | sie auf Eisen legt und bestreicht, 401 als auf einem andern Körper. Ist dieß richtig, so korrespondirt es mit dem Kondensator. Durch die Materie der bestrichenen Nadel geht nähmlich eine Vertheilung des natürlichen Antheils der unterlegten Platte vor, dadurch wird ein Theil der Materie gebunden, und insensibel; es kann also noch mehr Materie in ihr vertheilet werden, u.s.w. Wird sie endlich von der Platte abgenommen, so wird das Gebundene wieder frey und sensibel. – Eine andere Aehnlichkeit beruht auf folgendem Umstand: Weißglühendes Eisen verliert alle Polarität, wenn es welche hatte, und nimmt in diesem Zustande auch keine weitere an; glühendes Glas wird ein Leiter der Elektricität, und kann nicht mehr geladen werden. Allein, so groß auch diese und noch manche andere Aehn- lichkeiten zwischen den elektrischen und magnetischen Materien seyn | mögen, so muß man doch noch nicht gleich an eine gänzli- 402 che Identität beyder Materien glauben. Es könnten ja diese Aehn- lichkeiten eine allgemeine Wirkungsart mehrer elastischer Flüs- sigkeiten seyn. Ueberdieß aber sind ja der Unähnlichkeiten zwi- schen beyden Materien ebenfalls sehr viele. So z.B. behält der Magnet seine Eigenschaft Jahrhunderte lang, der elektrisirte Kör- per nur kurze Zeit – die Elektricität wirkt auf irgend eine Weise auf alle Körper, der Magnet nur auf Eisen – die Elektricität wird durch Nässe zerstört, der Magnetismus nicht – man kann dem Magneten Elektricität mittheilen, ohne daß beyde Kräfte einander störten, aber der Kleistischen Flasche oder dem Turmalin keine Polarität – der elektrische Körper trägt nur leichte Körper, der magnetische oft große Lasten. – Indeß groß genug ist doch die erwähnte Aehnlichkeit immer, um obige Theorie zu rechtfertigen, siehe Gesamtregister.
0 244112 Sachregister ~ Magnetnadel (Acus magnetica). 3664 2 562 11-12 daß sich Nadeln leichter magnetisiren lassen siehe Gesamtregister.
0 244112 Personenregister ~ Kleist, Ewald Georg von ~ Leidener Flasche. 13436 2 562 37 kapitalis Kleist siehe Gesamtregister.
0 244112 Sachregister ~ Turmalin ~ Pole, magnetische. 24449 2 562 37 Turmalin siehe Gesamtregister.
0 244112 Personenregister ~ Lichtenberg, Georg Christoph ~ Biographisches ~ Nachahmung von Schäffers Elektrophorversuchen. 13549 2 562 7 kapitalis Lichtenberg siehe Gesamtregister.
0 244112 Sachregister ~ Fluida, elastische (expansible) ~ Eigenschaften. 21263 2 562 28-30 Es könnten ja diese Aehn- lichkeiten eine allgemeine Wirkungsart mehrer elastischer Flüs- sigkeiten seyn. siehe Gesamtregister.
0 244112 Personenregister ~ Schaeffer, Jacob Christian. 9280 2 562 2 kapitalis Schäffer siehe Seite 1043. siehe Gesamtregister.
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