Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 594

Band 2 - Teil IV - Sphärische Astronomie

Astronomie.
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1Bewegung weit langsamer statt, als die tägliche; dann aber verfin-
2stert ja die Sonne auf ihrem Wege Alles um sich her, und wischt
3die Punkte weg, mit denen man ihren Stand vergleichen, und nach
4welchen man ihre Bahn hätte zeichnen können; oder mit andern
5Worten: ihr großer Glanz verhindert, Sterne zu bemerken, bey
6welchen sie sich heute, und morgen, und in den folgenden Tagen
7befindet – Indeß die Entdeckung dieser Be|wegung geschah doch41
8bald, und wahrscheinlich auf folgende Art. Ungeachtet man sah,
9daß die Sterne immer dieselbe Lage gegen einander behielten:
10so sah man doch nicht zu allen Zeiten dieselben Sterne. Das
11Schauspiel veränderte sich täglich etwas, und völlig derselbe Auf-
12tritt, kam nur um eine gewisse Jahreszeit wieder. Das Sternbild,
13das sich z.B. zu Anfang des Sommers um Mitternacht hoch am
14Himmel zeigte, war um dieselbe Zeit im Herbste noch am Unter-
15gange; und ein anderes, das in einer gewissen Jahreszeit um Mit-
16ternacht aufging, ging sechs Monate nachher um eben dieselbe
17Zeit unter. Noch deutlicher konnte man diese Bemerkung des
18Abends und des Morgens machen. Stand nämlich ein bekannter
19Stern, Abends, nachdem die Sonne untergegangen war in einiger
20Entfernung von ihr gegen Osten hin, so fand man, | daß eben42
21dieser Stern, die folgenden Abende, immer in kürzerer Zeit nach
22der Sonne unterging. Natürlich mußte ihm also die Sonne näher
23gekommen seyn, d.h. gegen Osten sich beweget haben. Eben so,
24wenn man Morgens, vor Anfang der Sonne, einen bekannten
25Stern beobachtete, und die nächsten Tage hindurch bemerkte,
26daß er immer in früherer Zeit vor der Sonne aufging: so konnte
27man wieder nicht anders schließen, als daß sich die Sonne von
28diesem Sterne gegen Osten hin entfernt habe. Und so wurde es
29denn zur Gewißheit: die Sonne rücke am Sternenhimmel langsam
30von Westen nach Osten fort, während daß sie, wie alle andere
31himmlische Körper ihren Kreis innerhalb 24 Stunden um die Erde
32herum, von Osten nach Westen beschreibt. Aus der Wiederkehr
33derselben Erscheinungen, | nämlich derselben Aus- und Eintritte43
34gewisser Sterne aus den Sonnenstrahlen, und in dieselben, schloß
35man, daß die Sonne wieder an derselben Stelle sey, oder ihre jähr-
36liche Laufbahn vollendet habe. Und so wurde man denn gewahr,
37daß das Jahr ungefähr aus 365 Tagen bestehe.
38Auf diese Beobachtungen gründet sich die älteste Zeitrechnung,
39oder der älteste Kalender. So rechneten die Aegyptier ihr Jahr von
40dem Austritte des Hundssterns aus den Sonnenstrahlen an, und
41bey allen alten Völkern findet man die Jahreszeiten durch ähnliche

Textkritischer Kommentar

Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 244144 Sachregister ~ Ägypten ~ Zeitrechnung. 24799 2 594 39-40 So rechneten die Aegyptier ihr Jahr von dem Austritte des Hundssterns aus den Sonnenstrahlen an siehe Gesamtregister.
0 244144 Sachregister ~ Astronomie ~ frühe Entwicklung. 24790 2 594 7-37 Indeß die Entdeckung dieser Be | wegung geschah doch 41 bald, und wahrscheinlich auf folgende Art. Ungeachtet man sah, daß die Sterne immer dieselbe Lage gegen einander behielten: so sah man doch nicht zu allen Zeiten dieselben Sterne. Das Schauspiel veränderte sich täglich etwas, und völlig derselbe Auf- tritt, kam nur um eine gewisse Jahreszeit wieder. Das Sternbild, das sich z.B. zu Anfang des Sommers um Mitternacht hoch am Himmel zeigte, war um dieselbe Zeit im Herbste noch am Unter- gange; und ein anderes, das in einer gewissen Jahreszeit um Mit- ternacht aufging, ging sechs Monate nachher um eben dieselbe Zeit unter. Noch deutlicher konnte man diese Bemerkung des Abends und des Morgens machen. Stand nämlich ein bekannter Stern, Abends, nachdem die Sonne untergegangen war in einiger Entfernung von ihr gegen Osten hin, so fand man, | daß eben 42 dieser Stern, die folgenden Abende, immer in kürzerer Zeit nach der Sonne unterging. Natürlich mußte ihm also die Sonne näher gekommen seyn, d.h. gegen Osten sich beweget haben. Eben so, wenn man Morgens, vor Anfang der Sonne, einen bekannten Stern beobachtete, und die nächsten Tage hindurch bemerkte, daß er immer in früherer Zeit vor der Sonne aufging: so konnte man wieder nicht anders schließen, als daß sich die Sonne von diesem Sterne gegen Osten hin entfernt habe. Und so wurde es denn zur Gewißheit: die Sonne rücke am Sternenhimmel langsam von Westen nach Osten fort, während daß sie, wie alle andere himmlische Körper ihren Kreis innerhalb 24 Stunden um die Erde herum, von Osten nach Westen beschreibt. Aus der Wiederkehr derselben Erscheinungen, | nämlich derselben Aus- und Eintritte 43 gewisser Sterne aus den Sonnenstrahlen, und in dieselben, schloß man, daß die Sonne wieder an derselben Stelle sey, oder ihre jähr- liche Laufbahn vollendet habe. Und so wurde man denn gewahr, daß das Jahr ungefähr aus 365 Tagen bestehe. siehe Gesamtregister.
0 244144 Sachregister ~ Jahr ~ annus canicularis. 24798 2 594 39-40 Jahr von dem Austritte des Hundssterns aus den Sonnenstrahlen an siehe Gesamtregister.
0 244144 Sachregister ~ Kalender ~ bäuerliche / vor- und frühgeschichliche. 24793 2 594 38-41 1 Auf diese Beobachtungen gründet sich die älteste Zeitrechnung , oder der älteste Kalender. So rechneten die Aegyptier ihr Jahr von dem Austritte des Hundssterns aus den Sonnenstrahlen an, und bey allen alten Völkern findet man die Jahreszeiten durch ähnliche siehe Gesamtregister.
0 244144 Sachregister ~ Sirius. 2789 2 594 40 Hundssterns siehe Gesamtregister.
1464370065307

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