I. Sphärische Astronomie. 4. Von dem Monde.
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1Aber nicht so leicht wurde den ersten Beobachtern des Him-
2mels, die Erklärung der auffallendsten Erscheinung beym Monde,
3der Abwechslung seiner Gestalt und seines Lichts. Innerhalb
429 Tagen, sah man ihn, bald gar nicht (Neumond), bald wie-
5der einen Theil von ihm, der immer wuchs (erstes Viertel), bald
6endlich, wenn man ihn einige Zeit vollkommen rund (Vollmond)
7gesehen hatte, fing er wieder von der andern Seite an abzunehmen
8(letztes Viertel). Man gerieth wohl, da sich dieses Abnehmen des
9Mondes allemahl bey sei|ner Näherung gegen die Sonne ereignete,63
10und da über seine Bewegung um die Erde, von Westen gegen
11Osten, gar kein Zweifel statt finden konnte, man gerieth da
12wohl auf die Vermuthung, daß es ein wirkliches Abzehren sey.
13In einer gewissen Zeit keimen, wachsen, seine volle Größe errei-
14chen, abnehmen und vergehen, sind ja Erscheinungen, mit denen
15Sterbliche sobald auf dieser Erde bekannt werden müssen, daß sie
16wahrscheinlich etwas Aehnliches bey dem Mond vermutheten.
17Allein was sie hiebey nicht wenig verwirren mußte, war der
18Umstand, daß sie eben jenes Ab- und Zunehmen desselben nach
19allen seinen Stufen, zuweilen in einer Zeit von wenigen Stun-
20den vorgehen sahen (Mondfinsternisse), da sonst gemeiniglich
214 Wochen darüber hingingen, und daß es sich zu einer Zeit zutrug,
22da der Mond am allerweitesten von der | Sonne abstund. Hiezu64
23kam noch seine merkwürdige Bewegung; zuweilen stieg er höher
24zu ihnen herauf als die Sonne, und dann ging er auch wieder tiefer
25hinunter nach Süden als diese.
26Man konnte diese Räthsel nicht eher lösen, als bis man darüber
27im Klaren war: Woher doch der Mond sein Licht habe. Eine sehr
28bekannte Erscheinung gewährte bald auch hierüber Aufschluß.
29Der Umstand nämlich, daß man einige Tage vor und nach dem
30Neumond, die ganze Mondscheibe sehen kann, obgleich nur ein
31geringer Theil derselben eigentlich leuchtet; auch daß derselbe
32oft bey gänzlichen Verfinsterungen, ganz oder zum Theil sichtbar
33ist, gab vermuthlich zuerst Anlaß zu glauben, daß das Licht,
34welches uns der Mond, wenn er voll ist, zuschickt, nicht sein
35eigen sey. Und war erst dieser Schritt gethan, so machte | man65
36die andern leicht. Wo sonst, als in der Sonne, konnte die Quelle
37des Mondlichts gesucht werden. Man sah ja, daß der helle Theil
38desselben immer der Sonne zugekehrt war; und eben so gewiß
39war es, daß ihm unsere Erde, wenigstens zu der Zeit keines geben
40konnte, da er am stärksten leuchtete, weil sie da gemeiniglich
41selbst so weniges hatte, daß sie von ihm recht gerne das seinige