Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 668

Band 2 - Teil IV - Theorische Astronomie

Astronomie.
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1hatte. Auf dem Boden derselben war in der Richtung und Länge
2des Halbmessers ein Stift, Gnomon, als Schattenzeiger errichtet,
3und durch den Punkt, wo dieser Gnomon auf dem Becken stand,
4ein eingetheilter Halbkreis gezogen. Im Durchschnitte sah also
5dieses ehrwürdige Instrument aus, wie Fig. 32 es darstellt. AFB
6stellt sowohl das Becken, als den eingetheilten Halbkreis vor; CF
7ist der Gnomon. – Es waren die zwey Städte Syene und Alexan-
8drien in Egypten, in welchen Eratosthenes seine Beobachtungen
9anstellte. Er setzte beyde unter einen Meridian, und die erstere
10gerade in den | Wendekreis des Krebses. Nun beobachtete er mit267
11seiner Scapha zu Syene am Tage des Solstitium Aestivum, da die
12Sonne um Mittag gerade im Scheitelpunkt des Meridians stand
13und bemerkte, daß der Gnomon gar keinen Schatten werfe, oder
14daß dieser Schatten gleichsam in den Gnomon selbst zurücke falle
15und also auf dem Halbmesser der Scaphe nicht bemerklich werde.
16In einem andern Jahre beobachtete er die Lage der Sonne an dem
17nämlichen Tage und zur nämlichen Zeit zu Alexandrien. Hier
18wurde der Schatten des Gnomons auf dem Halbkreis der Scaphe
19allerdings bemerklich und nahm auf demselben eine Strecke ein,
20welche den 50ten Theil von dem Umfange eines größten Kreises,
21oder wie wir sprechen 7°12' betrug. So viel mußte also auch der
22Bogen des Erdmeridians zwischen Syene und Alexandrien betra-
23gen. | Nun nahm er die Entfernung beyder Städte zu 5000 Stadien268
24an; also mußte er 50 multiplicirt mit 5000 = 250000 Stadien für
25den Umfang der Erde erhalten.
26Man sieht sein Verfahren ist ganz dasselbe, wie mit der obigen
27Setzwaage; nur daß dabey statt des Pendels, die Strahlen der
28Sonne gebraucht werden, die wenn sie von einerley Punkt ihrer
29Oberfläche zu uns gelangen, als parallel betrachtet werden kön-
30nen. Eine Zeichnung wird dieß noch deutlicher machen. Es sey
31also Fig. 33 AB der Erdmeridian von Syene und Alexandrien. In
32D zu Syene wirft der Gnomon keinen Schatten; wohl aber in E zu
33Alexandrien. Dieser Schatten reiche in der Scaphe von E bis G: so
34wird EG der gesuchte Bogen seyn, dessen Länge die Eintheilung
35des Halbkreises auf der Scaphe in Zahlen angiebt. Weiß man |
36nun die Länge des Bogens, so weiß man auch die Länge des269
37Bogens ED oder des Stücks vom Meridian zwischen Alexandrien
38und Syene und folglich den ganzen Meridian. Denn beyde Bogen
39sind einander vollkommen ähnlich, weil sie zu einerley Winkel
40gehören. Man stelle sich nämlich die Gnomone von Syene und
41Alexandrien verlängert vor, so werden sie am Mittelpunkte der

Textkritischer Kommentar

Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 244218 Sachregister ~ Antike ~ Bestimmung des Erdumfangs. 25320 2 668 1-41 1 1 hatte. Auf dem Boden derselben war in der Richtung und Länge des Halbmessers ein Stift, Gnomon, als Schattenzeiger errichtet, und durch den Punkt, wo dieser Gnomon auf dem Becken stand, ein eingetheilter Halbkreis gezogen. Im Durchschnitte sah also dieses ehrwürdige Instrument aus, wie Fig. 32 es darstellt. AFB stellt sowohl das Becken, als den eingetheilten Halbkreis vor; CF ist der Gnomon. – Es waren die zwey Städte Syene und Alexan- drien in Egypten, in welchen Eratosthenes seine Beobachtungen anstellte. Er setzte beyde unter einen Meridian, und die erstere gerade in den | Wendekreis des Krebses. Nun beobachtete er mit 267 seiner Scapha zu Syene am Tage des Solstitium Aestivum, da die Sonne um Mittag gerade im Scheitelpunkt des Meridians stand und bemerkte, daß der Gnomon gar keinen Schatten werfe, oder daß dieser Schatten gleichsam in den Gnomon selbst zurücke falle und also auf dem Halbmesser der Scaphe nicht bemerklich werde. In einem andern Jahre beobachtete er die Lage der Sonne an dem nämlichen Tage und zur nämlichen Zeit zu Alexandrien. Hier wurde der Schatten des Gnomons auf dem Halbkreis der Scaphe allerdings bemerklich und nahm auf demselben eine Strecke ein, welche den 50ten Theil von dem Umfange eines größten Kreises, oder wie wir sprechen 7 ° 12' betrug. So viel mußte also auch der Bogen des Erdmeridians zwischen Syene und Alexandrien betra- gen. | Nun nahm er die Entfernung beyder Städte zu 5000 Stadien 268 an; also mußte er 50 multiplicirt mit 5000 = 250000 Stadien für den Umfang der Erde erhalten. Man sieht sein Verfahren ist ganz dasselbe, wie mit der obigen Setzwaage; nur daß dabey statt des Pendels, die Strahlen der Sonne gebraucht werden, die wenn sie von einerley Punkt ihrer Oberfläche zu uns gelangen, als parallel betrachtet werden kön- nen. Eine Zeichnung wird dieß noch deutlicher machen. Es sey also Fig. 33 AB der Erdmeridian von Syene und Alexandrien. In D zu Syene wirft der Gnomon keinen Schatten; wohl aber in E zu Alexandrien. Dieser Schatten reiche in der Scaphe von E bis G: so wird EG der gesuchte Bogen seyn, dessen Länge die Eintheilung des Halbkreises auf der Scaphe in Zahlen angiebt. Weiß man | nun die Länge des Bogens, so weiß man auch die Länge des 269 Bogens ED oder des Stücks vom Meridian zwischen Alexandrien und Syene und folglich den ganzen Meridian. Denn beyde Bogen sind einander vollkommen ähnlich, weil sie zu einerley Winkel gehören. Man stelle sich nämlich die Gnomone von Syene und Alexandrien verlängert vor, so werden sie am Mittelpunkte der siehe Gesamtregister.
0 244218 Sachregister ~ Erde (Erdkugel) ~ Gestalt ~ Umfang. 25319 2 668 1-41 1 1 hatte. Auf dem Boden derselben war in der Richtung und Länge des Halbmessers ein Stift, Gnomon, als Schattenzeiger errichtet, und durch den Punkt, wo dieser Gnomon auf dem Becken stand, ein eingetheilter Halbkreis gezogen. Im Durchschnitte sah also dieses ehrwürdige Instrument aus, wie Fig. 32 es darstellt. AFB stellt sowohl das Becken, als den eingetheilten Halbkreis vor; CF ist der Gnomon. – Es waren die zwey Städte Syene und Alexan- drien in Egypten, in welchen Eratosthenes seine Beobachtungen anstellte. Er setzte beyde unter einen Meridian, und die erstere gerade in den | Wendekreis des Krebses. Nun beobachtete er mit 267 seiner Scapha zu Syene am Tage des Solstitium Aestivum, da die Sonne um Mittag gerade im Scheitelpunkt des Meridians stand und bemerkte, daß der Gnomon gar keinen Schatten werfe, oder daß dieser Schatten gleichsam in den Gnomon selbst zurücke falle und also auf dem Halbmesser der Scaphe nicht bemerklich werde. In einem andern Jahre beobachtete er die Lage der Sonne an dem nämlichen Tage und zur nämlichen Zeit zu Alexandrien. Hier wurde der Schatten des Gnomons auf dem Halbkreis der Scaphe allerdings bemerklich und nahm auf demselben eine Strecke ein, welche den 50ten Theil von dem Umfange eines größten Kreises, oder wie wir sprechen 7 ° 12' betrug. So viel mußte also auch der Bogen des Erdmeridians zwischen Syene und Alexandrien betra- gen. | Nun nahm er die Entfernung beyder Städte zu 5000 Stadien 268 an; also mußte er 50 multiplicirt mit 5000 = 250000 Stadien für den Umfang der Erde erhalten. Man sieht sein Verfahren ist ganz dasselbe, wie mit der obigen Setzwaage; nur daß dabey statt des Pendels, die Strahlen der Sonne gebraucht werden, die wenn sie von einerley Punkt ihrer Oberfläche zu uns gelangen, als parallel betrachtet werden kön- nen. Eine Zeichnung wird dieß noch deutlicher machen. Es sey also Fig. 33 AB der Erdmeridian von Syene und Alexandrien. In D zu Syene wirft der Gnomon keinen Schatten; wohl aber in E zu Alexandrien. Dieser Schatten reiche in der Scaphe von E bis G: so wird EG der gesuchte Bogen seyn, dessen Länge die Eintheilung des Halbkreises auf der Scaphe in Zahlen angiebt. Weiß man | nun die Länge des Bogens, so weiß man auch die Länge des 269 Bogens ED oder des Stücks vom Meridian zwischen Alexandrien und Syene und folglich den ganzen Meridian. Denn beyde Bogen sind einander vollkommen ähnlich, weil sie zu einerley Winkel gehören. Man stelle sich nämlich die Gnomone von Syene und Alexandrien verlängert vor, so werden sie am Mittelpunkte der siehe Gesamtregister.
0 244218 Personenregister ~ Eratosthenes. 287 2 668 8 kapitalis Eratosthenes siehe Seite 1026. siehe Gesamtregister.
0 244218 Sachregister ~ Gnomon. 24791 2 668 2 Gnomon siehe Gesamtregister.
0 244218 Sachregister ~ Alexandria. 24967 2 668 7-8 Alexan- drien siehe Gesamtregister.
0 244218 Sachregister ~ Assuan (Syene). 24969 2 668 7 Syene siehe Gesamtregister.
0 244218 Sachregister ~ Setzwaage. 25311 2 668 27 Setzwaage siehe Gesamtregister.
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Abbildungen

Digitalisate

02442182668501tafelVNat_2gamn_tafeln-4-2.jpgFig. 32 Bändchen 4, Tafel 2 (Figur 32)
024421826683101tafelVNat_2gamn_tafeln-4-2.jpgFig. 33 Bändchen 4, Tafel 2 (Figur 33)
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