II. Theorische Astronomie. 1. Von der Erde.
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1wie viel das auf Erden gemessene Bogenstück AF, in Graden,
2Minuten und Sekunden, vom Umkreise des Cirkels betrage, zu
3welchem es gehört. Dieß geschieht auf folgende Art. Man sucht
4die Polhöhe an den beyden Punkten A und F eines Sterns, der
5genau im Zenith von A oder F steht. Der Unterschied beyder giebt
6den himmlischen Bogen zwischen dem Zenith beyder Oerter, oder
7welches einerley ist, den Unterschied ihrer geographischen Breite
8in Graden, Minuten und Sekunden. Fänden demnach von zwey
9Beobachtern, der eine in A einen gewissen Stern genau im Zenith,
10und der andere in F eben denselben Stern um 2°15'26" nordwärts
11oder südwärts vom Zenith entfernt: so wären sie ver|sichert, daß283
12ihre gemessene Linie genau eben so viel im Bogen vom Umkreise
13der Erde betrage. Vergleicht man nun diese gefundenen Grade
14u.s.w. mit der durch die Messung gefundenen Länge der Linie AF:
15so erhält man die Größe eines Grades des Meridians, und daraus
16wieder die Größe des ganzen Umfangs der Erde – wie schon oben
17gezeigt wurde.
18Nach Snellius veranstaltete der Engländer Richard Nor-
19wood im Jahre 1635 eine Gradmessung. Er maß mit der Kette
20– die Strecke von London bis York, eine Entfernung wie die von
21Göttingen bis Hamburg, und fand den Grad = 57300 Toisen =
22366000 englische Fuß.
23Ricciolis Messung zwischen dem Berge Paterno bey Bologna
24und einem Thurm in Modena, im Jahre 1654 verdient blos der
25Geschichte wegen angeführt zu werden, da der geodätische | Theil284
26derselben nichts taugt. Er maß in dem Dreyecke zwischen den
27drey Punkten: Mittelpunkt der Erde, Gipfel des Berges, und Spitze
28des Thurmes, die beyden Winkel auf dem Berge und dem Thurm.
29Daraus ergab sich der Winkel am Mittelpunkt der Erde, und
30daraus wieder die Größe des Bogens, von welchem jener Winkel
31das Maß ist. Er fand den Grad 62900 Toisen groß.
32Im Jahre 1669 unternahm Picard (Mitglied der Franz. Aka-
33demie, gestorben 1683) auf Befehl Ludwigs XIV. zwischen Paris
34und Amiens eine neue Gradmessung. Er befolgte dabey die Snel-
35lius’sche Methode und war auch mit bessern Instrumenten und
36Hülfsmitteln versehen. Selbst Mikrometer hatte er schon. Er fand
37den Grad 57060 Toisen groß. Siehe darüber Klügels Encyclopä-
38die 2. Bandp. 303, und Kästners mathem. Geographie.
39Mit dieser Messung wollte man sich begnügen. Allein um diese285
40Zeit trugen Huyghens (1673) und Newton (1687), ihre neuen
41Theorieen der Centrifugalkräfte und der allgemeinen Gravitation