1Weit größere Schwierigkeiten hat es mit der Bestimmung der
2Länge. Man versteht darunter die Entfernung eines Ortes vom
3ersten Meridian, in Graden des Aequators ausgedrückt. Am ge-
4wöhnlichsten ist es, daß man den ersten Meridian 20 Grade west-
5lich von der Pariser Sternwarte annimmt.∗| Aber er trifft ja nicht344
6auf die Insel Ferro, wie man eben so gewöhnlich glaubt, sondern
7in die offene See, ungefähr in die Mitte zwischen den beyden
8Inseln Gomera und Ferro; und die geographische Insel Ferro,
9durch welche man ihn gehen läßt, ist also ganz imaginär. – Natür-
10lich kann man den ersten Meridian hinsetzen, wohin man will,
11und fast jeder Astronom läßt ihn auch durch seine Sternwarte
12gehen. Es kömmt nur darauf an, die Grade des Aequators zu
13wissen, die zwischen diesem beliebigen ersten Meridian, und dem
14eines bestimmten andern Ortes, sich befinden.
15Das einzige Mittel hiezu, bietet die scheinbare Umdrehung der345
16Himmelskugel, oder die wirkliche der Erde um ihre Axe, und mit-
17hin die Zeit dar. Bey dieser Umdrehung kömmt nämlich die Sonne
18oder jener Stern oder was immer für eine Erscheinung auf der
19Erde, oder am Himmel, jedesmahl früher in den einen Meridian
20als in den andern, und dieser Unterschied in Zeit, läßt sich leicht in
21Grade verwandeln. Die Umdrehung währet ja genau 24 Stunden,
22und in diesen 24 Stunden, werden 360 Grade zurückgelegt: also
23giebt die Regeldetri auch den Weg für jede einzelne Stunde und
24alle Unterabtheilungen derselben. Man weiß daher, es betrage jene
25Zeit
26von 1 Stunde, 15 Grade
27von 1 Minute, 15 Bogen-Minuten
28von 1 Sekunde, 15 Bogen-Sekunden;
29und umgekehrt weiß man, daß346
301 Grad, 4 Zeit-Minuten
311 Bogen Minute, 4 Zeit Sekunden
321 Bogen Sekunde, 4 Tertien
33gebe: und so läßt sich immer der Unterschied zweyer Meridiane
34in Zeit, auch in Graden bestimmen.
35Allein begreiflich kömmt es hierbey auf ein gemeinschaftliches
36Merkmahl an, das in beyden Meridianen in demselben Augen-