Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 730

Band 2 - Teil IV - Theorische Astronomie

Astronomie.
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1Die gewöhnliche Figur und Gestalt dieser Flecken ist ungefähr
2folgende. Gegen den Rand der Sonne zu, sehen sie oval aus, aus
3bekannten Gründen der | Perspektive; in der Mitte aber sind sie451
4rund, gerade so wie auf dem Monde. Ihr Kern erscheint, wenn
5sie sich in der Mitte befinden, ganz kohlschwarz, ist rund herum
6scharf begränzt und mit einer Art von Atmosphäre, einem bräun-
7lichen oder weißgrauen Nebel umgeben. Siehe Fig. 50. Man findet
8sie aber auch irregulär, und zuweilen sieht man nichts als weiß-
9lichte Wolken. Oft sieht man eine Menge Flecken, manchmahl
10auch 10 bis 12 zu gleicher Zeit.
11Was hat man nun von den Sonnenflecken zu halten? Einige
12hielten sie für Wolken. Aber dann müßten diese Wolken viel grö-
13ßer seyn als unsere Erde, und würden sie denn nicht bey der
14großen Hitze, welche man sich gewöhnlich in der Nähe der Sonne
15vorstellt, gar bald in Dünste aufgelöset werden? Andere hielten
16sie für vulkanische Auswürfe aus dem Innern der Sonne, um
17das Feuer, das sich um sie herum befindet, zu nähren. Aber dieß
18setzt voraus, daß die Sonne ein brennender Körper seyn müsse,
19welches nicht zu erweisen ist. – Andere hielten sie für Felsen,
20die | über die Oberfläche der Sonne hervorragen. Aber da müßte452
21die Sonne wieder ein Feuer-Meer seyn, wofür man sie nicht hal-
22ten kann. Andere hielten sie für Trabanten um die Sonne. Aber
23dieß ist erwiesen falsch, weil sie sich wirklich auf der Oberfläche
24derselben befinden. Die wahrscheinlichste Hypothese über die
25Sonnenflecken hat Alexander Wilson Prof. der Astronomie zu
26Glasgow († 18. Okt. 1786) aufgestellt. Er hält die Sonnenflecken
27für Schlünde oder Höhlen die in die Sonne trichterförmig hinein
28gehen; das Schwarze sey das Ende des Schlundes, die Atmosphäre
29aber, der Abhang derselben. Im Profil gezeichnet würde es so
30aussehen, wie Fig. 51. zeigt. Er bemerkte nähmlich, daß, wenn
31sich die Sonne dreht und ein Flecken an den Rand derselben
32kömmt, so erscheine er nicht nur oval, sondern der nähere Theil
33des Abhangs verschwinde allmählig, während der Schlund, und
34noch länger der entgegengesetzte Abhang sichtbar bleibt. Hierauf
35verschwinden auch diese, und kömmt die Sonne ganz herum, so
36wird wieder je | der Abhang am ersten sichtbar, der zuerst ver-453
37schwand. Vollkommen so aber müssen dunkle Vertiefungen auf
38einer hellen Kugel erscheinen. Wilson hält demnach die Sonne
39für einen dunklen Körper mit verschiedenen Vertiefungen, aber
40diesen dunklen Körper umgebe ein leuchtender Ueberzug, der
41sich bisweilen trennt und einen Blick auf die dunklen Stellen und

Textkritischer Kommentar

Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 244280 Sachregister ~ Inseln ~ auf der Sonne als Erklärung der Sonnenflecken. 25822 2 730 19-22 Andere hielten sie für Felsen , die | über die Oberfläche der Sonne hervorragen. Aber da müßte 452 die Sonne wieder ein Feuer-Meer seyn, wofür man sie nicht hal- ten kann. siehe Gesamtregister.
0 244280 Sachregister ~ Planeten ~ Erklärung der Sonnenflecken. 25823 2 730 22-24 Andere hielten sie für Trabanten um die Sonne. Aber dieß ist erwiesen falsch, weil sie sich wirklich auf der Oberfläche derselben befinden. siehe Gesamtregister.
0 244280 Sachregister ~ Sonne ~ Sonnenflecken. 4396 2 730 1-41 1 1 Die gewöhnliche Figur und Gestalt dieser Flecken ist ungefähr folgende. Gegen den Rand der Sonne zu, sehen sie oval aus, aus bekannten Gründen der | Perspektive; in der Mitte aber sind sie 451 rund, gerade so wie auf dem Monde. Ihr Kern erscheint, wenn sie sich in der Mitte befinden, ganz kohlschwarz, ist rund herum scharf begränzt und mit einer Art von Atmosphäre, einem bräun- lichen oder weißgrauen Nebel umgeben. Siehe Fig. 50. Man findet sie aber auch irregulär, und zuweilen sieht man nichts als weiß- lichte Wolken. Oft sieht man eine Menge Flecken, manchmahl auch 10 bis 12 zu gleicher Zeit. Was hat man nun von den Sonnenflecken zu halten? Einige hielten sie für Wolken. Aber dann müßten diese Wolken viel grö- ßer seyn als unsere Erde, und würden sie denn nicht bey der großen Hitze, welche man sich gewöhnlich in der Nähe der Sonne vorstellt, gar bald in Dünste aufgelöset werden? Andere hielten sie für vulkanische Auswürfe aus dem Innern der Sonne, um das Feuer, das sich um sie herum befindet, zu nähren. Aber dieß setzt voraus, daß die Sonne ein brennender Körper seyn müsse, welches nicht zu erweisen ist. – Andere hielten sie für Felsen, die | über die Oberfläche der Sonne hervorragen. Aber da müßte 452 die Sonne wieder ein Feuer-Meer seyn, wofür man sie nicht hal- ten kann. Andere hielten sie für Trabanten um die Sonne. Aber dieß ist erwiesen falsch, weil sie sich wirklich auf der Oberfläche derselben befinden. Die wahrscheinlichste Hypothese über die Sonnenflecken hat Alexander Wilson Prof. der Astronomie zu Glasgow († 18. Okt. 1786) aufgestellt. Er hält die Sonnenflecken für Schlünde oder Höhlen die in die Sonne trichterförmig hinein gehen; das Schwarze sey das Ende des Schlundes, die Atmosphäre aber, der Abhang derselben. Im Profil gezeichnet würde es so aussehen, wie Fig. 51. zeigt. Er bemerkte nähmlich, daß, wenn sich die Sonne dreht und ein Flecken an den Rand derselben kömmt, so erscheine er nicht nur oval, sondern der nähere Theil des Abhangs verschwinde allmählig, während der Schlund, und noch länger der entgegengesetzte Abhang sichtbar bleibt. Hierauf verschwinden auch diese, und kömmt die Sonne ganz herum, so wird wieder je | der Abhang am ersten sichtbar, der zuerst ver- 453 schwand. Vollkommen so aber müssen dunkle Vertiefungen auf einer hellen Kugel erscheinen. Wilson hält demnach die Sonne für einen dunklen Körper mit verschiedenen Vertiefungen, aber diesen dunklen Körper umgebe ein leuchtender Ueberzug, der sich bisweilen trennt und einen Blick auf die dunklen Stellen und siehe Gesamtregister.
0 244280 Sachregister ~ Sonne ~ Aufbau. 25860 2 730 38-41 1 Wilson hält demnach die Sonne für einen dunklen Körper mit verschiedenen Vertiefungen, aber diesen dunklen Körper umgebe ein leuchtender Ueberzug, der sich bisweilen trennt und einen Blick auf die dunklen Stellen und siehe Gesamtregister.
0 244280 Sachregister ~ Trichter ~ Erklärung der Sonnenflecken. 25839 2 730 26-38 Er hält die Sonnenflecken für Schlünde oder Höhlen die in die Sonne trichterförmig hinein gehen; das Schwarze sey das Ende des Schlundes, die Atmosphäre aber, der Abhang derselben. Im Profil gezeichnet würde es so aussehen, wie Fig. 51. zeigt. Er bemerkte nähmlich, daß, wenn sich die Sonne dreht und ein Flecken an den Rand derselben kömmt, so erscheine er nicht nur oval, sondern der nähere Theil des Abhangs verschwinde allmählig, während der Schlund, und noch länger der entgegengesetzte Abhang sichtbar bleibt. Hierauf verschwinden auch diese, und kömmt die Sonne ganz herum, so wird wieder je | der Abhang am ersten sichtbar, der zuerst ver- 453 schwand. Vollkommen so aber müssen dunkle Vertiefungen auf einer hellen Kugel erscheinen. siehe Gesamtregister.
0 244280 Sachregister ~ Kohle ~ Erklärung der Sonnenflecken. 25821 2 730 15-19 Andere hielten sie für vulkanische Auswürfe aus dem Innern der Sonne, um das Feuer, das sich um sie herum befindet, zu nähren. Aber dieß setzt voraus, daß die Sonne ein brennender Körper seyn müsse, welches nicht zu erweisen ist. siehe Gesamtregister.
0 244280 Sachregister ~ Wolken ~ Erklärung der Sonnenflecken. 25836 2 730 11-15 Einige hielten sie für Wolken. Aber dann müßten diese Wolken viel grö- ßer seyn als unsere Erde, und würden sie denn nicht bey der großen Hitze, welche man sich gewöhnlich in der Nähe der Sonne vorstellt, gar bald in Dünste aufgelöset werden? siehe Gesamtregister.
0 244280 Sachregister ~ Glasgow. 28746 2 730 26 Glasgow siehe Gesamtregister.
0 244280 Personenregister ~ Wilson, Alexander ~ Erklärung der Sonnenflecken. 25826 2 730 25 kapitalis Alexander Wilson siehe Gesamtregister.
0 244280 Personenregister ~ Wilson, Alexander ~ Sonne. 25859 2 730 38 kapitalis Wilson siehe Gesamtregister.
1467140845591

Abbildungen

Digitalisate

02442802730701tafelVNat_2gamn_tafeln-4-3.jpgFig. 50. Bändchen 4, Tafel 3 (Figur 50)
024428027303001tafelVNat_2gamn_tafeln-4-3.jpgFig. 51. Bändchen 4, Tafel 3 (Figur 51)
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