Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 758

Band 2 - Teil IV - Theorische Astronomie

Astronomie.
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1Sie haben zu allen Zeiten die Aufmerksamkeit der Menschen
2auf sich gezogen, theils wegen des Sonderbaren in ihrer Gestalt,
3theils wegen der Seltenheit ihrer Erscheinung. Man hielt sie schon
4in den ältesten Zeiten für Zuchtruthen der Gottheit, und für
5Vorboten großer Begebenheiten, z.B. von Krieg, Pestilenz, theurer
6Zeit und dem Tod großer Herrn, um die sie sich seit jeher mehr
7bekümmert haben sollen, als die großen Herrn um sie.
8Cicero (de nat. Deorum11, 5) versichert ganz treuherzig, sie
9hätten zu seiner Zeit Krieg verkündigt. Und solcher Versicherun-
10gen giebt es in alten und neuen Schriftstellern unzählige. Doch
11Tacitus setzt schon hinzu: vulgo credunt, wenn er (Annal.XIV,
1222) von den ominibus aus den Kometen | spricht. – Ein Paar Tage522
13vor Ludwigs XVI. Enthauptung wurde ein Komet gesehen.
14Indeß auch dieser Aberglaube hatte sein Gutes. Ohne Furcht
15vor den Kometen würde man ihre Erscheinung nie aufgezeichnet
16haben, und was würde dadurch der Astronomie entgangen seyn!
17In diesen Aufzeichnungen sind so viel Data enthalten, die für
18die Berechnung des Laufes der Kometen ganz unentbehrlich sind.
19Von großem Werthe bleibt daher für Astronomen, das übrigens
20freylich seltsame Theatrum Cometicum, das ein gewisser Lubie-
21nitzki im Jahre 1667 zu Amsterdam herausgab. Es besteht aus
223 Folianten, und enthält Alles, was die Kometen seit jeher bedeu-
23tet haben sollen.
24Doch so thöricht auch alles war, was man von dieser Bedeu-
25tung der Kometen geträumt hat: so wird es doch an Unsinn sehr
26weit von einigen Träumen übertroffen, die man von ihrer Natur
27und ihrem Wesen gehabt hat. Einige hielten sie für den Wieder-
28schein der Sonne von einem spiegelartigen Körper: Andere für
29die Seelen verstorbe|ner großer Personen, die geschwänzt oder523
30gebärtet nach den Himmel stiegen. Das römische Volk glaubte,
31oder that wenigstens als glaubte es, daß der Komet, der 43 Jahre
32vor unserer Zeitrechnung gesehen wurde, Cäsars Seele gewesen
33sey. Aristoteles (de MeteorisI. 7) hielt die Kometen für Aus-
34dünstungen unserer Erde, die sich in der dritten Region der Luft
35setzen. Seine Meinung breitete sich sehr aus, und erhielt sich zum
36Theil selbst noch in Zeiten, von denen man etwas besseres hätte
37fordern können. Tycho zeigte zuerst, daß sie ganz unstatthaft
38seyn, und daß, wenn die Kometen auch wirklich Dämpfe wären,
39es doch keine seyn könnten, welche von der Sonne auf unserer
40Erde erzeugt würden. Man sieht sie ja ziemlich nahe bey den
41Fixsternen, und manchmahl in einem fort, ein halbes Jahr hin-

Textkritischer Kommentar

Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 244308 Personenregister ~ Aristoteles ~ Schriften ~ Meteorologica (Μετεωρολογικῶν). 9673 2 758 33 Aristoteles ( de Meteoris I. 7) siehe Gesamtregister.
0 244308 Personenregister ~ Aristoteles ~ Kometen. 26362 2 758 33 Aristoteles siehe Gesamtregister.
0 244308 Personenregister ~ Brahe, Tycho ~ Kometen. 26364 2 758 37 kapitalis Brahe siehe Gesamtregister.
0 244308 Personenregister ~ Caesar, Cajus Julius ~ Komet von 44 v. Chr.. 26380 2 758 32 kapitalis Cäsars siehe Gesamtregister.
0 244308 Personenregister ~ Cicero, Marcus Tullius ~ Schriften ~ De natura deorum. 6584 2 758 8 Cicero ( de nat. Deorum 11, 5) siehe Gesamtregister.
0 244308 Sachregister ~ Komet(en) ~ Deutung. 3244 2 758 3-13 Man hielt sie schon in den ältesten Zeiten für Zuchtruthen der Gottheit, und für Vorboten großer Begebenheiten, z.B. von Krieg, Pestilenz, theurer Zeit und dem Tod großer Herrn, um die sie sich seit jeher mehr bekümmert haben sollen, als die großen Herrn um sie. Cicero ( de nat. Deorum 11, 5) versichert ganz treuherzig, sie hätten zu seiner Zeit Krieg verkündigt. Und solcher Versicherun- gen giebt es in alten und neuen Schriftstellern unzählige. Doch Tacitus setzt schon hinzu: vulgo credunt , wenn er ( Annal. XIV, 22) von den ominibus aus den Kometen | spricht. – Ein Paar Tage 522 vor Ludwigs XVI. Enthauptung wurde ein Komet gesehen. siehe Gesamtregister.
0 244308 Sachregister ~ Komet(en) ~ Erklärung. 26361 2 758 24-41 1 Doch so thöricht auch alles war, was man von dieser Bedeu- tung der Kometen geträumt hat: so wird es doch an Unsinn sehr weit von einigen Träumen übertroffen, die man von ihrer Natur und ihrem Wesen gehabt hat. Einige hielten sie für den Wieder- schein der Sonne von einem spiegelartigen Körper: Andere für die Seelen verstorbe|ner großer Personen, die geschwänzt oder 523 gebärtet nach den Himmel stiegen. Das römische Volk glaubte, oder that wenigstens als glaubte es, daß der Komet, der 43 Jahre vor unserer Zeitrechnung gesehen wurde, Cäsars Seele gewesen sey. Aristoteles ( de Meteoris I. 7) hielt die Kometen für Aus- dünstungen unserer Erde, die sich in der dritten Region der Luft setzen. Seine Meinung breitete sich sehr aus, und erhielt sich zum Theil selbst noch in Zeiten, von denen man etwas besseres hätte fordern können. Tycho zeigte zuerst, daß sie ganz unstatthaft seyn, und daß, wenn die Kometen auch wirklich Dämpfe wären, es doch keine seyn könnten, welche von der Sonne auf unserer Erde erzeugt würden. Man sieht sie ja ziemlich nahe bey den Fixsternen, und manchmahl in einem fort, ein halbes Jahr hin- siehe Gesamtregister.
0 244308 Sachregister ~ Komet(en) ~ 44 v. Chr. 26458 2 758 31-32 Komet, der 43 Jahre vor unserer Zeitrechnung gesehen wurde siehe Gesamtregister.
0 244308 Personenregister ~ Frankreich, Ludwig XVI., König von. 324 2 758 13 kapitalis Ludwigs XVI. siehe Seite 1028. siehe Gesamtregister.
0 244308 Personenregister ~ Tacitus, Publius Cornelius ~ Schriften ~ Annales. 17431 2 758 10-12 Doch Tacitus setzt schon hinzu: vulgo credunt , wenn er ( Annal. XIV, 22) von den ominibus aus den Kometen | spricht. siehe Gesamtregister.
0 244308 Personenregister ~ Lubieniecki, Stanisław ~ Schriften ~ Theatri cometici partes (1667–1668) ~ 1: Theatrum cometicum (1668). 10677 2 758 20-21 Theatrum Cometicum, das ein gewisser Lubie- nitzki im Jahre 1667 zu Amsterdam herausgab siehe Gesamtregister.
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