Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 770

Band 2 - Teil IV - Theorische Astronomie

Astronomie.
770
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1Nun zum Schlusse noch etwas von dem Schweife der Kome-553
2ten∗. Man theilt die Kometen ein in geschwänzte und unge-
3schwänzte oder gebärtete. Peter Apianus oder Bienenwitz,
4Prof. der Mathematik zu Ingolstadt, († 1552) machte zuerst die
5Entdeckung, daß der Schweif der Kometen immer von der Sonne
6abgekehrt ist. Oft erscheint er gekrümmt, und zwar immer gegen
7denjenigen Theil seiner Bahn zu, von welchem er herkömmt, wie
8Fig. 56 zeiget, wo | der Lauf des Kometen von A nach B und C554
9geht. Jedoch erscheint der Schweif wieder immer gerade, wenn
10sich die Erde in der Ebene der Kometenbahn oder nahe dabey
11befindet, zum Beweis, daß der Schweif in dieser Ebene gekrümmt
12sey.
13Vor der Annäherung eines Kometen an die Sonne ist sein
14Schweif sehr klein, und er wird größer, je näher sein Kopf der
15Sonne kömmt. Man könnte glauben diese Vergrößerung sey blos
16optisch und hänge theils von der Entfernung des Kometen von
17der Erde, und theils von dem Winkel ab, den der Schweif mit der
18Linie macht, die von unserem Auge nach dem Kometen gezogen,
19gedacht wird; und allerdings tragen diese Umstände etwas dazu
20bey. Allein alles Scheinbare in Betrachtung gezogen, so leidet
21der Schweif allemahl eine wirklich absolute Vergrößerung bey
22seiner Annäherung an die Sonne. Daß dieses von der stärkeren
23Einwirkung der Sonne auf die Materie des Kometen herrührt,
24setzt der Umstand ausser Zweifel, daß der Schweif des Kometen
25am größten ist, | wenn er schon einige Zeit über seine Sonnennähe555
26weggegangen ist, und alles Uebrige gleich gesetzt, überhaupt grö-
27ßer, wenn der Komet von der Sonne weggehet, als wenn er sich
28ihr nähert; so wie etwa die größte Hitze des Jahres sowohl, als
29des Tages, etwas über die Zeiten hinausfällt, da die Einwirkung
30der Sonne am stärksten war. Näherte sich unsere Erde der Sonne,
31so würde etwas Aehnliches mit unserer Atmosphäre geschehen;
32würde die Erde glühend, und das Meer in Dunst aufgelöst, so
33würde unser Dunstkreis sich auf eine ungeheure Höhe erstrecken.
34Die Schweife der Kometen werden zu gleicher Zeit an verschie-
35denen Orten der Erde nicht immer gleich lang gesehen, wovon
36unstreitig der Grund in unserer Atmosphäre zu suchen ist. Die

Textkritischer Kommentar

Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

770 ∗ 
770
1Siehe hierüber: Ueber den Schweif des großen Kometen von 1811. Von
2Hr. D. Olbers an den Herausgeber der Monatl. Corresp. 1812, Jan.
3S. 1–22 und: Beytrag zur Theorie der Kometen-Schweife. Von H. W.
4Brandes. Monatl. Corr. 1812. Dec. S. 533–561
anmerkung 241943
798204 244320 2

Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 244320 Personenregister ~ Apian, Peter ~ Kometen. 26379 2 770 3 kapitalis Peter Apianus Bienenwitz siehe Gesamtregister.
0 244320 798204 Personenregister ~ Brandes, Heinrich Wilhelm ~ Schriften ~ Beytrag zur Theorie der Cometen-Schweife (1812). 17568 2 770 3-4 * 1 Beytrag zur Theorie der Kometen-Schweife . Von H. W. 4 Brandes . Monatl. Corr. 1812. Dec. S. 533–561 siehe Gesamtregister.
0 244320 Sachregister ~ Komet(en) ~ Schweif. 3247 2 770 1-36 1 1 Nun zum Schlusse noch etwas von dem Schweife der Kome- 553 ten ∗ . Man theilt die Kometen ein in geschwänzte und unge- schwänzte oder gebärtete. Peter Apianus oder Bienenwitz, Prof. der Mathematik zu Ingolstadt, († 1552) machte zuerst die Entdeckung, daß der Schweif der Kometen immer von der Sonne abgekehrt ist. Oft erscheint er gekrümmt, und zwar immer gegen denjenigen Theil seiner Bahn zu, von welchem er herkömmt, wie Fig. 56 zeiget, wo | der Lauf des Kometen von A nach B und C 554 geht. Jedoch erscheint der Schweif wieder immer gerade, wenn sich die Erde in der Ebene der Kometenbahn oder nahe dabey befindet, zum Beweis, daß der Schweif in dieser Ebene gekrümmt sey. Vor der Annäherung eines Kometen an die Sonne ist sein Schweif sehr klein, und er wird größer, je näher sein Kopf der Sonne kömmt. Man könnte glauben diese Vergrößerung sey blos optisch und hänge theils von der Entfernung des Kometen von der Erde, und theils von dem Winkel ab, den der Schweif mit der Linie macht, die von unserem Auge nach dem Kometen gezogen, gedacht wird; und allerdings tragen diese Umstände etwas dazu bey. Allein alles Scheinbare in Betrachtung gezogen, so leidet der Schweif allemahl eine wirklich absolute Vergrößerung bey seiner Annäherung an die Sonne. Daß dieses von der stärkeren Einwirkung der Sonne auf die Materie des Kometen herrührt, setzt der Umstand ausser Zweifel, daß der Schweif des Kometen am größten ist, | wenn er schon einige Zeit über seine Sonnennähe 555 weggegangen ist, und alles Uebrige gleich gesetzt, überhaupt grö- ßer, wenn der Komet von der Sonne weggehet, als wenn er sich ihr nähert; so wie etwa die größte Hitze des Jahres sowohl, als des Tages, etwas über die Zeiten hinausfällt, da die Einwirkung der Sonne am stärksten war. Näherte sich unsere Erde der Sonne, so würde etwas Aehnliches mit unserer Atmosphäre geschehen; würde die Erde glühend, und das Meer in Dunst aufgelöst, so würde unser Dunstkreis sich auf eine ungeheure Höhe erstrecken. Die Schweife der Kometen werden zu gleicher Zeit an verschie- denen Orten der Erde nicht immer gleich lang gesehen, wovon unstreitig der Grund in unserer Atmosphäre zu suchen ist. Die siehe Gesamtregister.
0 244320 Sachregister ~ Komet(en) ~ Schweif ~ Krümmung. 26446 2 770 6-12 Oft erscheint er gekrümmt, und zwar immer gegen denjenigen Theil seiner Bahn zu, von welchem er herkömmt, wie Fig. 56 zeiget, wo | der Lauf des Kometen von A nach B und C 554 geht. Jedoch erscheint der Schweif wieder immer gerade, wenn sich die Erde in der Ebene der Kometenbahn oder nahe dabey befindet, zum Beweis, daß der Schweif in dieser Ebene gekrümmt sey. siehe Gesamtregister.
0 244320 798204 Personenregister ~ Olbers, Heinrich Wilhelm Matthias ~ Schriften ~ Über den Schweif des grossen Cometen von 1811 (1812). 17569 2 770 1-3 * Ueber den Schweif des großen Kometen von 1811. Von Hr. D. Olbers an den Herausgeber der Monatl. Corresp. 1812, Jan. 3 S. 1–22 siehe Gesamtregister.
0 244320 Sachregister ~ Ingolstadt. 25240 2 770 4 Ingolstadt siehe Gesamtregister.
1468489315699

Abbildungen

Digitalisate

02443202770801tafelVNat_2gamn_tafeln-4-3.jpgFig. 56 Bändchen 4, Tafel 3 (Figur 56)
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