Georg Christoph Lichtenberg

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Band 2 - Teil IV - Theorische Astronomie

II. Theorische Astronomie. 5. Von den Kometen.
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1Heiterkeit des Klimas und die Reinigkeit der Luft können hiebey
2sehr viel machen; und es ist daher große Vorsichtigkeit nöthig.
3So fand man den Schweif des Kometen von 1769 zu London
443, zu Paris 55 auf der Insel Bourbon 60, ja ebendaselbst am
511. Sept. 97 Grad lang; | woraus sich ergiebt, daß er wenigstens556
640 Millionen Meilen lang gewesen seyn müsse.
7Man bemerkte in den Kometenschweifen auch ein auffallen-
8des Licht – ordentliche Schwingungen der Dämpfe in die Höhe.
9Lichtenberg dachte nicht daran, so etwas zu glauben, bis auch
10Pingré versicherte, es bemerkt zu haben. Ist es wirklich wahr,
11so würde das, was diese schnell verschwindenden Aufwallungen
12verursacht, eine Materie seyn, die in ein Paar Sekunden ganze
13Welten durchlauft. Das würde ein eigenes Fluidum seyn, das noch
14viel subtiler und schneller wäre, als das Licht, und das mit den
15Strömen, in der Theorie des Herrn Lesage, welche das Weltall
16durchkreuzen, übereinkäme. Aber diese Erscheinung könnte doch
17vielleicht auch in unserer eigenen Atmosphäre gegründet seyn.
18Man muß also immer noch mehrere Beobachtungen abwarten.
19Sehen Mehrere an verschiedenen Orten zu gleicher Zeit an dem
20nähmlichen Kometen so was, so kann diese Erscheinung dann
21nicht mehr geläugnet werden.
22Die Materie der Kometenschweife ist so subtil, daß man ihres557
23ungeheuren Durchmessers ungeachtet, dennoch die Fixsterne
24durch sie sehen kann. Steht man in einer dichten Wolke, so sieht
25man doch noch eine ziemliche Strecke vor sich hin; hingegen
26bey ihrem kleinen Durchmesser erscheinen sie doch uns schon in
27der Ferne, wie schwarze aufgethürmte Felsen. Daher ist es nicht
28ungereimt, wenn man sich vorstellt, in dem ungeheuren Raum,
29welchen der Dunstschweif eines Kometen einnimmt, sey nicht
30mehr Materie enthalten, als etwa die Dünste eines Kubikfußes
31Wasser betragen. Daher sieht man leicht, daß so ein Kometen-
32schweif, wenn er unsere Erde auch ganz umhüllte, gar keine
33gefährlichen Folgen für uns haben würde. Viele geriethen wirklich
34auf den Gedanken, daß der Nebel, der uns den ganzen Sommer
351783 hindurch umhüllte, von einem Kometenschweif hergerührt
36haben mochte.
37Ueber die Kometenschweife hat man eine große Menge von
38Hypothesen. – Tycho und Cartesius erkärten die|selben aus558
39dioptrischen und katoptrischen Gründen. Jener glaubte, das Son-
40nenlicht gehe durch den Kometen, und werde daselbst in dem
41Schweif condensirt. Cartesius glaubte, daß der Schweif das Licht

Textkritischer Kommentar

Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 244321 Personenregister ~ Brahe, Tycho ~ Kometen. 26364 2 771 38 kapitalis Brahe siehe Gesamtregister.
0 244321 Personenregister ~ Descartes, Réné ~ Kometen. 26436 2 771 38 kapitalis Cartesius siehe Gesamtregister.
0 244321 Personenregister ~ Descartes, Réné ~ Kometen. 26436 2 771 41 kapitalis Cartesius siehe Gesamtregister.
0 244321 Sachregister ~ Komet(en) ~ Schweif. 3247 2 771 1-41 1 1 Heiterkeit des Klimas und die Reinigkeit der Luft können hiebey sehr viel machen; und es ist daher große Vorsichtigkeit nöthig. So fand man den Schweif des Kometen von 1769 zu London 43, zu Paris 55 auf der Insel Bourbon 60, ja ebendaselbst am 11. Sept. 97 Grad lang; | woraus sich ergiebt, daß er wenigstens 556 40 Millionen Meilen lang gewesen seyn müsse. Man bemerkte in den Kometenschweifen auch ein auffallen- des Licht – ordentliche Schwingungen der Dämpfe in die Höhe. Lichtenberg dachte nicht daran, so etwas zu glauben, bis auch Pingré versicherte, es bemerkt zu haben. Ist es wirklich wahr, so würde das, was diese schnell verschwindenden Aufwallungen verursacht, eine Materie seyn, die in ein Paar Sekunden ganze Welten durchlauft. Das würde ein eigenes Fluidum seyn, das noch viel subtiler und schneller wäre, als das Licht, und das mit den Strömen, in der Theorie des Herrn Lesage, welche das Weltall durchkreuzen, übereinkäme. Aber diese Erscheinung könnte doch vielleicht auch in unserer eigenen Atmosphäre gegründet seyn. Man muß also immer noch mehrere Beobachtungen abwarten. Sehen Mehrere an verschiedenen Orten zu gleicher Zeit an dem nähmlichen Kometen so was, so kann diese Erscheinung dann nicht mehr geläugnet werden. Die Materie der Kometenschweife ist so subtil, daß man ihres 557 ungeheuren Durchmessers ungeachtet, dennoch die Fixsterne durch sie sehen kann. Steht man in einer dichten Wolke, so sieht man doch noch eine ziemliche Strecke vor sich hin; hingegen bey ihrem kleinen Durchmesser erscheinen sie doch uns schon in der Ferne, wie schwarze aufgethürmte Felsen. Daher ist es nicht ungereimt, wenn man sich vorstellt, in dem ungeheuren Raum, welchen der Dunstschweif eines Kometen einnimmt, sey nicht mehr Materie enthalten, als etwa die Dünste eines Kubikfußes Wasser betragen. Daher sieht man leicht, daß so ein Kometen- schweif, wenn er unsere Erde auch ganz umhüllte, gar keine gefährlichen Folgen für uns haben würde. Viele geriethen wirklich auf den Gedanken, daß der Nebel, der uns den ganzen Sommer 1783 hindurch umhüllte, von einem Kometenschweif hergerührt haben mochte. Ueber die Kometenschweife hat man eine große Menge von Hypothesen. – Tycho und Cartesius erkärten die|selben aus 558 dioptrischen und katoptrischen Gründen. Jener glaubte, das Son- nenlicht gehe durch den Kometen, und werde daselbst in dem Schweif condensirt. Cartesius glaubte, daß der Schweif das Licht siehe Gesamtregister.
0 244321 Sachregister ~ Komet(en) ~ Schweif ~ Stoff. 18512 2 771 22-33 Die Materie der Kometenschweife ist so subtil, daß man ihres 557 ungeheuren Durchmessers ungeachtet, dennoch die Fixsterne durch sie sehen kann. Steht man in einer dichten Wolke, so sieht man doch noch eine ziemliche Strecke vor sich hin; hingegen bey ihrem kleinen Durchmesser erscheinen sie doch uns schon in der Ferne, wie schwarze aufgethürmte Felsen. Daher ist es nicht ungereimt, wenn man sich vorstellt, in dem ungeheuren Raum, welchen der Dunstschweif eines Kometen einnimmt, sey nicht mehr Materie enthalten, als etwa die Dünste eines Kubikfußes Wasser betragen. Daher sieht man leicht, daß so ein Kometen- schweif, wenn er unsere Erde auch ganz umhüllte, gar keine gefährlichen Folgen für uns haben würde. siehe Gesamtregister.
0 244321 Sachregister ~ Komet(en) ~ 1769. 26427 2 771 3 des Kometen von 1769 siehe Gesamtregister.
0 244321 Sachregister ~ London ~ Kometenbeobachtung. 26431 2 771 3 London siehe Gesamtregister.
0 244321 Sachregister ~ Nebel ~ 1783. 20107 2 771 34-35 der Nebel, der uns den ganzen Sommer 1783 hindurch umhüllte siehe Gesamtregister.
0 244321 Sachregister ~ Paris ~ Kometenbeobachtung. 26409 2 771 4 Paris siehe Gesamtregister.
0 244321 Personenregister ~ Lesage, George-Louis ~ Theorie der Schwere. 16019 2 771 15 kapitalis Lesage siehe Gesamtregister.
0 244321 Personenregister ~ Lichtenberg, Georg Christoph ~ Biographisches ~ Meinung über Kometen. 14291 2 771 9 kapitalis Lichtenberg siehe Gesamtregister.
0 244321 Sachregister ~ Datierung ~ 1769 September 11. 26432 2 771 5 11. Sept. siehe Gesamtregister.
0 244321 Personenregister ~ Pingré, Alexandre Guy ~ Kometen. 26474 2 771 10 kapitalis Pingré siehe Gesamtregister.
0 244321 Sachregister ~ La Réunion. 26430 2 771 4 Insel Bourbon siehe Gesamtregister.
1468490868373

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