Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 821

Band 2 - Teil V - Physikalische Geographie

I. 2. Vom Meere.
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1erzeugt würde. Indeß sich auf so unbekannte Prozesse zu berufen,
2heißt den Knoten nicht auflösen, sondern zerhauen.
3Die ganze Frage: woher das Meer sein Salz erhalte, scheint
4kaum einen vernünftigen Sinn zu haben. Dieser Meynung ist auch
5der Bischof Watson. Das Meerwasser war von allem Anfang her
6salzig, und es ist verwegen, den Ursprung desselben bestimmen zu
7wollen, da dieß zur Schöpfungs- und Bil|dungsgeschichte unserer34
8Erde gehört. Man muß erst beweisen, daß dasselbe einmahl süß
9gewesen wäre, wenn man den neuern Ursprung der Salzigkeit
10erklären will. Es giebt Thiere, die blos im Salzwasser leben kön-
11nen. Wo hätten also diese vorher gelebt? So wenig man frägt,
12woher das Laugensalz in die Bäume und Pflanzen komme, oder
13warum doch die atmosphärische Luft, aus drey andern Luftar-
14ten bestehe, so wenig frage man auch woher das Salz in das
15Meer komme. Es war ursprünglich da, und damit beruhige man
16sich. Will man ja weiter gehen, so geschehe es auf folgende Art.
17Unsere Erde präcipitirte sich wahrscheinlich aus einem Fluidum,
18in welchem die verschieden salzigten Dinge von jeher vorhan-
19den waren, als aber das Meerwasser sich von dem festen Lande
20trennte, konnte es nicht süß bleiben, sondern mußte nothwendig
21viel Salz auflösen und mit sich führen. – Wer weiß | ob nicht die35
22großen Salzstämme in Ungern und Siebenbürgen einst auf Meeres
23Boden standen, und nur beym Zurücktreten der See zur Zeit einer
24großen Revolution zurückgelassen wurden? Wenigstens darf man
25dieß weit wahrscheinlicher annehmen, als daß jene und ähnliche
26Salzstämme die Ursache von der Salzigkeit des Meeres wären.
27Dieser Meinung ist auch Graf Ludwig Barbieri von Vicenz.
28Das Meerwasser hat verschiedene Farben. In manchen Gegen-
29den ist es weiß, der glänzenden Fische wegen, die sich da befinden;
30in andern ist es ganz röthlicht, theils wegen der kleinen Würmer,
31die es da giebt, theils aber auch wegen gewisser Wasserpflanzen,
32die dort wachsen, wie im rothen Meere. Diese Farbe aber ist
33nicht beständig. In großer Tiefe erscheint sie grasgrün, und weit
34weg vom Horizont fast dunkelblau. Alles dieß fällt weg, wenn
35man das | Meerwasser in einem Gefäß betrachtet. Da ist es ganz36
36rein, wie Krystall und schön durchsichtig. – Als Halley sich
37einst in einer Taucherglocke in das Meer hinab ließ, fand er seine
38Hand oben roth, unten grün. Man fragte daher: Woher doch diese
39doppelte Farbe? Aber wer mag das ergründen! Die verschiedenen
40Salztheilchen können dabey einen Einfluß haben. Es ist bekannt,
41daß man den Veilchensyrup bald roth, bald grün machen kann.

Textkritischer Kommentar

Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 244371 Sachregister ~ Alkali(en) ~ in Pflanzen. 27306 2 821 12 Laugensalz in die Bäume und Pflanzen siehe Gesamtregister.
0 244371 Sachregister ~ Erde (Erdkugel) ~ Entstehung. 2618 2 821 17-21 Unsere Erde präcipitirte sich wahrscheinlich aus einem Fluidum, in welchem die verschieden salzigten Dinge von jeher vorhan- den waren, als aber das Meerwasser sich von dem festen Lande trennte, konnte es nicht süß bleiben, sondern mußte nothwendig viel Salz auflösen und mit sich führen. siehe Gesamtregister.
0 244371 Sachregister ~ Erde (Erdkugel) ~ Festland war Meeresboden. 2623 2 821 21-24 Wer weiß | ob nicht die 35 großen Salzstämme in Ungern und Siebenbürgen einst auf Meeres Boden standen, und nur beym Zurücktreten der See zur Zeit einer großen Revolution zurückgelassen wurden? siehe Gesamtregister.
0 244371 Personenregister ~ Halley, Edmond ~ Taucherglocke. 11580 2 821 36 kapitalis Halley siehe Gesamtregister.
0 244371 Sachregister ~ Meer ~ Farbe. 3714 2 821 28-41 1 Das Meerwasser hat verschiedene Farben . In manchen Gegen- den ist es weiß, der glänzenden Fische wegen, die sich da befinden; in andern ist es ganz röthlicht, theils wegen der kleinen Würmer, die es da giebt, theils aber auch wegen gewisser Wasserpflanzen, die dort wachsen, wie im rothen Meere. Diese Farbe aber ist nicht beständig. In großer Tiefe erscheint sie grasgrün, und weit weg vom Horizont fast dunkelblau. Alles dieß fällt weg, wenn man das | Meerwasser in einem Gefäß betrachtet. Da ist es ganz 36 rein, wie Krystall und schön durchsichtig. – Als Halley sich einst in einer Taucherglocke in das Meer hinab ließ, fand er seine Hand oben roth, unten grün. Man fragte daher: Woher doch diese doppelte Farbe? Aber wer mag das ergründen! Die verschiedenen Salztheilchen können dabey einen Einfluß haben. Es ist bekannt, daß man den Veilchensyrup bald roth, bald grün machen kann. siehe Gesamtregister.
0 244371 Sachregister ~ Rotes Meer (Arabischer Meerbusen). 4176 2 821 32 rothen Meere siehe Gesamtregister.
0 244371 Sachregister ~ Seewasser ~ Quelle des Salzes. 27305 2 821 1-27 1 erzeugt würde. Indeß sich auf so unbekannte Prozesse zu berufen, heißt den Knoten nicht auflösen, sondern zerhauen. Die ganze Frage: woher das Meer sein Salz erhalte, scheint kaum einen vernünftigen Sinn zu haben. Dieser Meynung ist auch der Bischof Watson. Das Meerwasser war von allem Anfang her salzig, und es ist verwegen, den Ursprung desselben bestimmen zu wollen, da dieß zur Schöpfungs- und Bil|dungsgeschichte unserer 34 Erde gehört. Man muß erst beweisen, daß dasselbe einmahl süß gewesen wäre, wenn man den neuern Ursprung der Salzigkeit erklären will. Es giebt Thiere, die blos im Salzwasser leben kön- nen. Wo hätten also diese vorher gelebt? So wenig man frägt, woher das Laugensalz in die Bäume und Pflanzen komme, oder warum doch die atmosphärische Luft, aus drey andern Luftar- ten bestehe, so wenig frage man auch woher das Salz in das Meer komme. Es war ursprünglich da, und damit beruhige man sich. Will man ja weiter gehen, so geschehe es auf folgende Art. Unsere Erde präcipitirte sich wahrscheinlich aus einem Fluidum, in welchem die verschieden salzigten Dinge von jeher vorhan- den waren, als aber das Meerwasser sich von dem festen Lande trennte, konnte es nicht süß bleiben, sondern mußte nothwendig viel Salz auflösen und mit sich führen. – Wer weiß | ob nicht die 35 großen Salzstämme in Ungern und Siebenbürgen einst auf Meeres Boden standen, und nur beym Zurücktreten der See zur Zeit einer großen Revolution zurückgelassen wurden? Wenigstens darf man dieß weit wahrscheinlicher annehmen, als daß jene und ähnliche Salzstämme die Ursache von der Salzigkeit des Meeres wären. Dieser Meinung ist auch Graf Ludwig Barbieri von Vicenz. siehe Gesamtregister.
0 244371 Sachregister ~ Taucherglocke. 4533 2 821 37 Taucherglocke siehe Gesamtregister.
0 244371 Sachregister ~ Ungarn ~ Salzvorkommen. 27316 2 821 22 Ungern siehe Gesamtregister.
0 244371 Sachregister ~ Siebenbürgen ~ Salzvorkommen. 27317 2 821 22 Siebenbürgen siehe Gesamtregister.
0 244371 Sachregister ~ Veilchen ~ Veilchensirup. 20962 2 821 41 Veilchensyrup siehe Gesamtregister.
0 244371 Personenregister ~ Watson, Richard ~ Salzigkeit des Meeres. 27315 2 821 5 kapitalis Watson siehe Gesamtregister.
0 244371 Personenregister ~ Barbieri, Lodovico ~ Salzigkeit des Meeres. 27314 2 821 27 kapitalis Ludwig Barbieri siehe Gesamtregister.

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