Physikalische Geographie, Meteorologie, Theorie der Erde.
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1Uebrige nur gleichsam eine Correktion ist. | Selbst daß Quellen54
2auf den Gipfeln der Berge entspringen, ist nicht dagegen. Dieß ist
3nur immer dann der Fall, wenn in der Nachbarschaft sich noch
4höhere Gebirge befinden, so wie man Röhren von einem Berg zum
5andern durchs Thal führen kann. Aber wo keine höheren Gebirge
6daneben sind, wird dieß nie der Fall seyn.
7Indeß mag auch noch immer auf eine andere Art, als durch
8Regen und Schnee, den Quellen Wasser zugeführt werden; und
9eine der wahrscheinlichsten ist diejenige, welche Halley an-
10nimmt, und schon Aristoteles angenommen hat. Nach diesem
11nähmlich sind die Berge Schwämme, welche das Wasser in der
12Luft einsaugen; und dasselbe behauptet auch jener. Er glaubt,
13daß die Quellen, von den aus dem Meere aufgestiegenen Dünsten
14herrühren, welche von den Winden gegen die Gebirge des festen
15Landes geführt | und daselbst von der Kälte wieder verdich-55
16tet, mithin in Wasser verwandelt werden. – Halley glaubte, es
17komme vielmehr Wasser in die Luft hinauf, als von derselben
18herunter. Auf diese Gedanken kam er durch folgenden Versuch.
19Er nahm ein flaches Gefäß, brachte Wasser hinein und vermischte
20dasselbe mit140Salz, um das Seewasser nachzumachen. Unter das
21Gefäß brachte er eine Flamme, welche die Sonnenhitze vorstellen
22sollte. In 2 Stunden verlor sich die Wasserhöhe um160Zoll; in
2312 Stunden beträgt dieß110Zoll; und daraus schloß er, daß auch
24in der Sonnenhitze die Verdünstung des Meeres so viel betrage.
25Hiernach berechnete er die Ausdünstung des mittelländischen
26Meeres, und brachte natürlich eine ungeheure Summe heraus,
27eine Summe, die über dreymahl so viel beträgt, als alle in dieses
28Meer laufenden großen Flüsse demselben an Wasser zuführen. –
29Al|lein so ein Proceß kann wohl in einer kleinen Stube gelingen.56
30Aber über dem Meere, wo die Luft schon mit Dünsten saturirt
31ist, geht es anders. – Indeß ist es immer wahrscheinlich, daß
32das, was verdampft, nicht allein blos durch Regen und Schnee
33wieder herab kömmt, sondern daß es auch noch einen andern
34Niederschlag gebe; und dieß wollte Halley blos. Für einen sol-
35chen ganz eigenen Niederschlag spricht ja sehr vieles in der Natur.
36Der Thau zuvörderst, scheint nur durch ihn zu entstehen. Er fällt
37bekanntlich bey heiterem Wetter; so bald der Himmel nur ein
38bischen mit trüben Wolken umzogen ist, geschieht es nicht. – Ein
39anderes Datum giebt Lulofs in seiner Einleitung zur mathem.
40und physikal. Kenntniß der Erdkugel, übersetzt von Kästner.