Physikalische Geographie, Meteorologie, Theorie der Erde.
860
244409
244411
2
0
1Gebirgen, und lassen | sich durch ein ähnliches Phänomen, das138
2man bey gewissen Bergwerken bemerkt erklären. Es giebt nähm-
3lich in manchen Bergwerken Stollen und Schächte, die wie ein
4lateinischesLzusammenhängen. (SieheFig.9.) In diesen bemerkt
5man, daß die Luft den Sommer hindurch von A nach B herab, und
6im Winter von B nach A hinaufzieht. Im Sommer ist es nähmlich
7auf dem Berge heisser, als unten am Fuße desselben; es dehnt
8sich also die Luft aus und drängt sich von A nach B herab. Im
9Winter hingegen ists auf dem Berge viel kälter, als im Thal. Da
10entsteht also der Luftzug von innen heraus. Das ist nun ganz das
11im Kleinen, was die Passatwinde im Großen sind. Daraus läßt sich
12auch die große Windstille erklären, die auf der Küste von Afrika
13bey Guinea nahe am Äquator herrscht. Es begegnet sich da ein
14Ostwind und ein Westwind mit gleicher Geschwindigkeit; | und139
15da muß denn laut den Gesetzen des Stoßes Ruhe erfolgen.
16Wie die unbeständigen Winde entstehen, ist wie gesagt, fast
17unmöglich zu erklären, da es tausenderley Ursachen giebt, die
18sie hervorbringen können.∗Höchstwahrscheinlich hat die Wärme
19nicht allein auf die Bewegung der Luft Einfluß, sondern ihre Ela-
20sticität wird auch durch andere Ursachen vermehrt oder vermin-
21dert. Im Esprit de Journaux März 1790, ist ein Brief des Gou-
22verneurs Elliot in Ostindien an Abbé Marum in Brüssel, über
23die Winde in Ostindien eingerückt, der über diese Gegenstände
24treffliche Erläuterungen giebt. Z.B. vor einem Sturm färbt sich
25der | Himmel röthlich, ein Sieden läßt sich aus der See hören.140
26Da stürzen sich wahrscheinlich präcipitirende Mittel in der Luft;
27die Luft zieht sich zusammen: die benachbarte stürzt mit großer
28Gewalt nach u.s.w.
29Franklin erzählt die Beobachtung eines Sturms, der an zwey
30Orten, die unter einem Meridian lagen, großen Schaden anrich-
31tete. Er kam von Norden nach Süden, brach aber am südlichern
32Ort früher aus, als an dem nördlichern, ungefähr 30 Meilen ent-
33ferntem Ort. Das läßt sich leicht erklären. An dem südlicheren
34Orte entstand nähmlich eine Zersetzung der Luft oder derglei-
35chen, dadurch wurde sie sehr verdünnt, die benachbarte stürzte
36mit Gewalt nach, und das pflanzte sich immer weiter fort, bis
37endlich auch die 30 Meilen entfernte Luft nachkommen mußte.