Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 868

Band 2 - Teil V - Meteorologie

Physikalische Geographie, Meteorologie, Theorie der Erde.
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1so wird in a, diese Wirkung 1 + x, in | b aber 1 − x, betragen.161
2Eben so viel beträgt sie in α und in β, oder auf der Oberfläche
3der Wasserkugel, weil doch die Distanz zwischen a und α
4und zwischen b und β, gegen die Monds-Distanz für nichts
5zu achten ist. – Nun wirke die Ziehkraft des Mondes auf a.
6Wäre die Erde keine feste Masse, so würden sich ihre Theile
7daselbst los lösen, und gegen α hin bewegen. Dieß geht aber
8nicht an, und so ist es so gut, als ob hier nur die Anziehung
9des Mittelpunkts = 1 statt fände. Aber nicht so gut ist es in
10Ansehung der Wassertheile bey α. Diese folgen wirklich dem
11Zuge mit der Kraft 1 + α und kommen also den Erdtheilen
12zuvor, da diese sich nur mit der Kraft 1 bewegen. – Ganz
13das Gegentheil findet nun auf der andern Seite der Halbkugel
14statt. Die Anziehung des Mondes auf b beträgt 1 − x; es
15müßten also die dortigen Erdtheile zurück bleiben, weil die im
16Mittelpunkte und | die auf der entgegen gesetzten Oberfläche162
17stärker gezogen werden. Allein da dieß wieder wegen ihres
18zu festen Zusammenhanges mit dem ganzen Körper nicht
19seyn kann, so folgen sie auch hier dem Mondszuge mit der
20Kraft des Mittelpunktes = 1. Nicht so ist es aber mit den
21Wassertheilen daselbst. Diese hindert nichts zurück zu bleiben;
22und sie bleiben auch wirklich zurück, weil sie ja nur mit der
23Kraft 1−x, die dortigen Erdtheile aber, mit der Kraft 1 gezogen
24werden. Was muß nun also aus diesem Zurückbleiben der
25Wassertheile, das gerade eben so viel, als das Voreilen auf
26der entgegengesetzten Seite beträgt, entstehen? Sie können
27hier, gerade um eben soviel weniger, als dort von der Erde
28angezogen werden, und ihr Gleichgewicht wird also eben so,
29wie dort gestört. So muß denn hier auch Alles eben so, wie
30dort erfolgen und mithin sich hier das Wasser auf gleiche Art,
31wie dort erheben. – | Überhaupt ist die Differenz des Zuges,163
32welchen der Mond gegen a und b ausübt, das eigentlich, was
33Ebbe und Fluth hervorbringt. Eine Seifenblase kann der Mond
34nie oval ziehen, weil alle Theile derselben gleich weit von ihm
35entfernt sind.
363. So bildet sich also durch den Zug des Mondes die ganze Was-
37serhülle um die Erde zu einem länglichten Sphäroid. Stünde
38die Erde unbeweglich stille, so müßte die große Axe α β
39dieses Sphäroids stets dem Mond zugekehrt seyn, – wie die
40Figur darstellet. Allein bekanntlich dreht sich die Erde wäh-
41rend jeder 24 Stunden einmahl um ihre Axe von Westen gegen

Textkritischer Kommentar

Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 244418 Sachregister ~ Ebbe und Flut ~ Erklärung. 2442 2 868 1-41 1 1 so wird in a , diese Wirkung 1 + x , in | b aber 1 − x , betragen. 161 Eben so viel beträgt sie in α und in β, oder auf der Oberfläche der Wasserkugel, weil doch die Distanz zwischen a und α und zwischen b und β, gegen die Monds-Distanz für nichts zu achten ist. – Nun wirke die Ziehkraft des Mondes auf a. Wäre die Erde keine feste Masse, so würden sich ihre Theile daselbst los lösen, und gegen α hin bewegen. Dieß geht aber nicht an, und so ist es so gut, als ob hier nur die Anziehung des Mittelpunkts = 1 statt fände. Aber nicht so gut ist es in Ansehung der Wassertheile bey α. Diese folgen wirklich dem Zuge mit der Kraft 1 + α und kommen also den Erdtheilen zuvor, da diese sich nur mit der Kraft 1 bewegen. – Ganz das Gegentheil findet nun auf der andern Seite der Halbkugel statt. Die Anziehung des Mondes auf b beträgt 1 − x; es müßten also die dortigen Erdtheile zurück bleiben, weil die im Mittelpunkte und | die auf der entgegen gesetzten Oberfläche 162 stärker gezogen werden. Allein da dieß wieder wegen ihres zu festen Zusammenhanges mit dem ganzen Körper nicht seyn kann, so folgen sie auch hier dem Mondszuge mit der Kraft des Mittelpunktes = 1. Nicht so ist es aber mit den Wassertheilen daselbst. Diese hindert nichts zurück zu bleiben; und sie bleiben auch wirklich zurück, weil sie ja nur mit der Kraft 1−x, die dortigen Erdtheile aber, mit der Kraft 1 gezogen werden. Was muß nun also aus diesem Zurückbleiben der Wassertheile, das gerade eben so viel, als das Voreilen auf der entgegengesetzten Seite beträgt, entstehen? Sie können hier, gerade um eben soviel weniger, als dort von der Erde angezogen werden, und ihr Gleichgewicht wird also eben so, wie dort gestört. So muß denn hier auch Alles eben so, wie dort erfolgen und mithin sich hier das Wasser auf gleiche Art, wie dort erheben. – | Überhaupt ist die Differenz des Zuges, 163 welchen der Mond gegen a und b ausübt, das eigentlich, was Ebbe und Fluth hervorbringt. Eine Seifenblase kann der Mond nie oval ziehen, weil alle Theile derselben gleich weit von ihm entfernt sind. 3. So bildet sich also durch den Zug des Mondes die ganze Was- serhülle um die Erde zu einem länglichten Sphäroid. Stünde die Erde unbeweglich stille, so müßte die große Axe α β dieses Sphäroids stets dem Mond zugekehrt seyn, – wie die Figur darstellet. Allein bekanntlich dreht sich die Erde wäh- rend jeder 24 Stunden einmahl um ihre Axe von Westen gegen siehe Gesamtregister.
0 244418 Sachregister ~ Erde (Erdkugel) ~ Anziehung des Mondes ungleichförmig. 28212 2 868 1 1 so wird in a , diese Wirkung 1 + x , in | b aber 1 − x , betragen. 161 siehe Gesamtregister.
0 244418 Sachregister ~ Erde (Erdkugel) ~ Anziehung des Mondes ungleichförmig. 28212 2 868 31-33 Überhaupt ist die Differenz des Zuges , 163 welchen der Mond gegen a und b ausübt, das eigentlich, was Ebbe und Fluth hervorbringt. siehe Gesamtregister.
0 244418 Sachregister ~ Seifenblasen ~ Vergleich mit der Wasserhülle der Erde. 28211 2 868 33 Seifenblase siehe Gesamtregister.

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