Georg Christoph Lichtenberg

  • Start
  • Bände
  • Register
  • Suche
  • Hilfe
Seite 880

Band 2 - Teil V - Meteorologie

Physikalische Geographie, Meteorologie, Theorie der Erde.
880
244429
244431
2
0
1sich diese Erklärung schlechterdings auf keine andere, bekannten
2Erfahrungen und Analogien gemäßere Art geben läßt. Und weder
3das Eine noch das Andere findet hier statt. Es läßt sich vielmehr
4überzeugend darthun, daß nichts zu dem Schlusse auf eine Ver-
5wandlung des Wasserdampfes in Luft, berechtige, und daß auch
6ohne eine solche Verwandlung alle Phänomene viel natürlicher
7erklärbar seyen. Das Letztere wird bey der dritten Frage gezeigt
8werden. Hier der Beweis für das Erstere.
9Delüc und seine Anhänger nehmen vorzüglich aus dem Grun-
10de eine Verwandlung des Wasserdampfes in atmosphärische Luft
11an: weil der aufgestiegene Wasserdampf nirgends in der Atmo-
12sphäre in einem solchen Grade vorhanden ist, als er es seyn
13müßte, wenn aus diesem Vorhandenseyn | desselben die wässe-196
14richten Lufterscheinungen begreiflich werden sollten. Man möge
15sich nähmlich – sagen sie – wo immerhin in der Atmosphäre, mit
16dem Hygrometer in der Hand – hört! hört! – begeben, nirgends
17finde man durch dasselbe eine solche Quantität von Feuchtigkeit
18angezeigt, als zur Erklärung jener Erscheinung erforderlich sey.
19Wenn es den höchsten Grad von Feuchtigkeit bemerklich macht,
20so können, nach Saussüre’s genauen Versuchen, in einem Cubik-
21fuße Luft, nicht mehr als 10 Gran aufgelösten Wassers enthalten
22seyn. Nach einem leicht zu machenden Überschlage, beträgt dieß
23also für 100000 Cubikfuß Luft, ungefähr 2 Cubikfuß Wasser,
24für eine Million Cubikfuß Luft, 20 Cubikfuß Wasser und hiemit
25würde man nicht viel weiter reichen, als ein gewöhnliches Dach
26zu benetzen; es würde daher in einer atmosphärischen Schicht nie
27so viel Wasser enthalten seyn, als nur zur Bildung des Nebels
28erforderlich ist. | – Überdieß – setzt man hinzu – muß doch197
29wohl die Luft, ehe sich Wolken in ihr bilden, das Maximum
30von Feuchtigkeit erreichen und solche dem Hygrometer offenba-
31ren. Aber auch dieß ereignet sich keinesweges; ja man bemerkt
32vielmehr häufig das Gegentheil. In der trockensten Luft, die das
33Hygrometer anzuzeigen vermag, entstehen oft plötzlich Wolken
34und aus diesen ein Platzregen, der viele Stunden anhält und die
35ganze Gegend überschwemmt. Delüc befand sich einmahl auf
36den Gletschern; die Luft war so trocken, daß das Hygrometer
37auf Null stand. Auf einmahl aber überzog sich der Himmel mit
38Wolken; es entstand das heftigste Gewitter und ein Platzregen, der
398 Stunden lang währte. – Also nirgends in der Atmosphäre so viel
40Wasserdampf durch das Hygrometer angezeigt, als zur Erklärung
41der wässerichten Lufterscheinungen erforderlich ist. Nun aber

Textkritischer Kommentar

Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 244430 Sachregister ~ Ausdünstung ~ Umwandlungstheorie ~ Diskussion. 28307 2 880 1-41 1 1 sich diese Erklärung schlechterdings auf keine andere, bekannten Erfahrungen und Analogien gemäßere Art geben läßt. Und weder das Eine noch das Andere findet hier statt. Es läßt sich vielmehr überzeugend darthun, daß nichts zu dem Schlusse auf eine Ver- wandlung des Wasserdampfes in Luft, berechtige, und daß auch ohne eine solche Verwandlung alle Phänomene viel natürlicher erklärbar seyen. Das Letztere wird bey der dritten Frage gezeigt werden. Hier der Beweis für das Erstere. Delüc und seine Anhänger nehmen vorzüglich aus dem Grun- de eine Verwandlung des Wasserdampfes in atmosphärische Luft an: weil der aufgestiegene Wasserdampf nirgends in der Atmo- sphäre in einem solchen Grade vorhanden ist, als er es seyn müßte, wenn aus diesem Vorhandenseyn | desselben die wässe- 196 richten Lufterscheinungen begreiflich werden sollten. Man möge sich nähmlich – sagen sie – wo immerhin in der Atmosphäre, mit dem Hygrometer in der Hand – hört! hört! – begeben, nirgends finde man durch dasselbe eine solche Quantität von Feuchtigkeit angezeigt, als zur Erklärung jener Erscheinung erforderlich sey. Wenn es den höchsten Grad von Feuchtigkeit bemerklich macht, so können, nach Saussüre’s genauen Versuchen, in einem Cubik- fuße Luft, nicht mehr als 10 Gran aufgelösten Wassers enthalten seyn. Nach einem leicht zu machenden Überschlage, beträgt dieß also für 100000 Cubikfuß Luft, ungefähr 2 Cubikfuß Wasser, für eine Million Cubikfuß Luft, 20 Cubikfuß Wasser und hiemit würde man nicht viel weiter reichen, als ein gewöhnliches Dach zu benetzen; es würde daher in einer atmosphärischen Schicht nie so viel Wasser enthalten seyn, als nur zur Bildung des Nebels erforderlich ist. | – Überdieß – setzt man hinzu – muß doch 197 wohl die Luft, ehe sich Wolken in ihr bilden, das Maximum von Feuchtigkeit erreichen und solche dem Hygrometer offenba- ren. Aber auch dieß ereignet sich keinesweges; ja man bemerkt vielmehr häufig das Gegentheil. In der trockensten Luft, die das Hygrometer anzuzeigen vermag, entstehen oft plötzlich Wolken und aus diesen ein Platzregen, der viele Stunden anhält und die ganze Gegend überschwemmt. Delüc befand sich einmahl auf den Gletschern; die Luft war so trocken, daß das Hygrometer auf Null stand. Auf einmahl aber überzog sich der Himmel mit Wolken; es entstand das heftigste Gewitter und ein Platzregen, der 8 Stunden lang währte. – Also nirgends in der Atmosphäre so viel Wasserdampf durch das Hygrometer angezeigt, als zur Erklärung der wässerichten Lufterscheinungen erforderlich ist. Nun aber siehe Gesamtregister.
0 244430 Personenregister ~ Deluc, Jean André (sen.) ~ Theorie der Verdunstung / des Regens. 15927 2 880 9 kapitalis Delüc siehe Gesamtregister.
0 244430 Personenregister ~ Deluc, Jean André (sen.) ~ Forschungsreisen. 19731 2 880 35 kapitalis Delüc siehe Gesamtregister.
0 244430 Sachregister ~ Hygrometer ~ was es anzeigt. 15886 2 880 32-41 In der trockensten Luft, die das Hygrometer anzuzeigen vermag, entstehen oft plötzlich Wolken und aus diesen ein Platzregen, der viele Stunden anhält und die ganze Gegend überschwemmt. Delüc befand sich einmahl auf den Gletschern; die Luft war so trocken, daß das Hygrometer auf Null stand. Auf einmahl aber überzog sich der Himmel mit Wolken; es entstand das heftigste Gewitter und ein Platzregen, der 8 Stunden lang währte. – Also nirgends in der Atmosphäre so viel Wasserdampf durch das Hygrometer angezeigt, als zur Erklärung der wässerichten Lufterscheinungen erforderlich ist. siehe Gesamtregister.
0 244430 Sachregister ~ Luft, atmosphärische ~ Auflösungsmittel ~ Sättigung. 14992 2 880 20-21 in einem Cubik- fuße Luft, nicht mehr als 10 Gran aufgelösten Wassers enthalten siehe Gesamtregister.
0 244430 Sachregister ~ Luftfeuchtigkeit ~ absolute. 22404 2 880 20-21 in einem Cubik- fuße Luft, nicht mehr als 10 Gran aufgelösten Wassers enthalten siehe Gesamtregister.
0 244430 Personenregister ~ Lichtenberg, Georg Christoph ~ Biographisches ~ Hinweise zur wissenschaftlichen Praxis ~ Vorrang für Erklärung durch bekannte Ursachen. 28279 2 880 1-2 1 sich diese Erklärung schlechterdings auf keine andere, bekannten Erfahrungen und Analogien gemäßere Art geben läßt. siehe Gesamtregister.
0 244430 Personenregister ~ Saussure, Horace Bénédict de ~ Hygrometrie. 16258 2 880 20 kapitalis Saussure siehe Gesamtregister.
1473852675356

Abbildungen

Digitalisate

Vorherige Seite Gehe zu
Seite
Nächste Seite
  • Impressum
  • Akademie der Wissenschaften zu Göttingen