II. 3. Von den wässerichten Lufterscheinungen.
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1kann er denn doch nicht – schließt man | weiter – aus dem198
2Universo verschwunden seyn, weil er ja doch als herabfallender
3Regen u.s.w. wieder zum Vorschein kömmt; zersetzt kann er auch
4nicht seyn, weil dagegen die vorhin angeführten Gründe streiten:
5es bleibt also nichts anders übrig, als seine Verwandlung in Luft.
6Man findet nähmlich da, wo er sich befinden müßte, durchaus
7und überall nichts anders als die gemeine atmosphärische Luft: so
8muß denn nothwendig mit ihm eine Verwandlung in atmosphäri-
9sche Luft vorgegangen seyn. Diese Verwandlung werde auch noch
10dadurch sehr wahrscheinlich, weil nun vollkommen begreiflich
11wird, wie die Atmosphäre den grossen Verlust, welchen sie täglich
12an einem ihrer Bestandtheile – dem Sauerstoffe erleidet, genugsam
13wieder ersetzt erhalte; eine Ersetzung, zu welcher alle übrigen
14bekannten Wege der Vegetation nicht hinzureichen scheinen.
15Wer wollte es läugnen, daß diese Behauptung ausserordentlich199
16plausibel sey und leicht für sich gewinnen könne. Alles scheint ja
17für sie zu sprechen; und das Einzige, was nicht so scheint, trifft
18ja ihre Gegner eben so. Wollte man nähmlich sagen: Noch hat
19Niemand eine solche Dampfverwandlung durch einen direkten
20Versuch erwiesen, so kann man eben so sagen: Noch hat Niemand
21die Möglichkeit einer solchen Verwandlung durch einen direk-
22ten Versuch widerlegt; wie kann die Natur nicht bewirken, was
23noch keiner Kunst gelungen ist! – Indeß eine einzige Bemerkung
24ist hinreichend, jener Behauptung alle Beweiskraft zu nehmen.
25Und diese Bemerkung ist keine andere, als die: daß der voll-
26kommene Wasserdampf, der sich in der Luft befindet, durchaus
27kein Gegenstand des Hygrometers sey. Es ist kaum zu begreifen,
28wie dieß von den scharf|sinnigen Vertheidigern jener Meinung200
29konnte übersehen werden. Sie erwarten alle von dem Hygrometer
30mehr, als man von demselben seiner Natur nach erwarten kann.
31Es soll dasselbe über die absolute Menge des in der Luft vor-
32handenen Wasserdampfes belehren. Aber dieß kann es ja nicht,
33weil es von demselben, weder chemisch, noch physisch afficirt
34wird. Chemisch nicht, weil ja dann die Substanz des Hygrometers,
35eine größere Anziehungskraft gegen das Wasser, als der mit den
36Wassertheilchen verbundene Wärmestoff haben müßte; was nicht
37einmahl wahrscheinlich ist, geschweige denn durch irgend eine
38Erfahrung bestätiget werden kann. Physisch auch nicht, weil ja
39das Hygrometer bey solchen Versuchen dieselbe Temperatur hat,
40als der Dampf, und daher sich nothwendig ein Theil dieses Damp-
41fes an ihm verdichten und dasselbe benetzen müßte. Aber immer