II. 3. Von den wässerichten Lufterscheinungen.
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1von neuem in Dampf von anderer Temperatur verwandelt, und
2so mit der hinzugetretenen Luft verbunden werden: so ists ja auch
3nicht der Druck der ganzen Atmosphäre, welchen die aufsteigen-
4den Dämpfe zu | überwinden haben. Nach Daltons Hypothese210
5bestehen die Wasserdämpfe, so wie die übrigen Bestandtheile der
6atmosphärischen Luft, für sich ganz alleine in derselben. Sie wer-
7den daher nur von Wasserdämpfen, keinesweges aber von den
8drey Gasarten, unmittelbar abgestossen oder gedrückt. Sie haben
9also nur ihre eigene Atmosphäre zu überwinden, und können
10mithin, da diese in den meisten Fällen, den Druck eines halben
11Zolles Quecksilberhöhe, nicht übersteigt, ungehindert und ohne
12verdichtet oder zersetzt zu werden, aufsteigen. – Endlich aber,
13wenn ihre Zersetzung auch wirklich erfolgt – wie sie denn freylich
14einmahl erfolgen muß – es sey entweder durch den erhöhten
15Druck ihrer eigenen Atmosphäre, oder durch die mittelbare Ein-
16wirkung der Gasarten, oder anderer Agentien: so kann ja eine
17solche Zersetzung immer zugegeben werden, und muß es auch –
18weil sie | schon der Gegenstand der dritten Frage ist.211
19In Ansehung der Dampfzersetzung durch verminderte Wärme,
20beruft man sich auf die Thatsache bey dem kochenden Wasser,
21daß nähmlich die aus demselben, selbst unter dem Drucke der
22Luft aufsteigende Dämpfe, sogleich wieder in Wasser verwandelt
23werden, sobald sie mit kälterer Luft in Berührung kommen. Wer
24wollte es läugnen, daß es auch hiemit seine vollkommene Richtig-
25keit habe! Aber man übersehe doch zuvörderst nicht, daß ja nur
26vom kochenden Wasser die Rede ist. So oft aus diesem Dämpfe
27aufsteigen, findet freylich die erwähnte Verwandlung derselben
28statt, weil sie sogleich in kältere Luftschichten gelangen. Hingegen
29bey einer langsamen Verdünstung des Wassers, die unter allen
30niedrigeren Graden der Temperatur | statt findet, und die ungleich212
31häufiger in der Natur ist, ist es nicht der Fall. – Sodann, ist
32es denn wirklich eine Verwandlung in liquides Wasser und also
33eine wahre Zersetzung, welche selbst mit jenen Dämpfen, so wie
34mit allen übrigen vorgeht? Nein, sie verändern nur, wenn sie mit
35kälterer Luft in Berührung kommen, ihre Form und verwandeln
36sich in Bläschen, wie sich aus genauer Untersuchung überzeugend
37ergeben hat, und bey der dritten Frage noch mit mehrerm gezeigt
38werden wird. Diese Bläschen haben nun offenbar nicht allen ihren
39Wärmestoff verloren, wie sich doch aus ihren Aufsteigen in die
40Höhe des Luftkreises und aus ihrem Bestehen daselbst sonnenklar
41ergiebt; folglich können sie auch unmöglich ein wirklich zersetzter